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Starkes Vardar legt Löwen lahm

Verdiente 27:30-Niederlage im Champions-League-Spitzenspiel / Löwen zwischenzeitlich sieben Tore hinten / Vorentscheidung im Kampf um Platz zwei

Nach 60 Minuten jubelt Vardar Skopje bei den Löwen.Fehlstart in 2019: Die Rhein-Neckar Löwen haben das erste Spiel des Jahres verloren. In der heimischen SAP Arena unterlagen sie Vardar Skopje 27:30 (12:16) und hatten im Top-Duell des 11. Spieltages der Vorrundengruppe A in der VELUX EHF Champions League eigentlich nie eine Siegchance. Viel zu ausgebufft zeigte sich der Titelträger von 2017, der seine Trümpfe im Angriff bedingungslos ausspielte und in der Abwehr den entscheidenden Tick besser verschob und zulangte.

Für die Löwen ist der vor der Partie angepeilte zweite Platz in der Gruppe durch die Niederlage in weite Ferne gerückt. Vardar hat nun alle Chancen, sich das Heimspielrecht bis zum Viertelfinale zu sichern. „Das Problem war vor allem am Anfang die Abwehr, da haben Beweglichkeit und Härte gefehlt. Später haben wir uns dann auch noch schlechte Würfe genommen und einfach viel zu viele technische Fehler gemacht. Man muss ehrlich sein: Gegen Vardar und andere Top-Teams ist das zu wenig, mit denen können wir uns aktuell nicht messen“, sagte ein tief enttäuschter Nikolaj Jacobsen. Der Löwen-Trainer ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht: „Wir sind zu instabil, und das schon über Monate hinweg. Ich glaube, wir müssen realistisch sein, und zugeben, dass wir momentan nicht das Niveau haben, das wir uns wünschen.“

Skopje startet stark

Igor Karacic machte eine starke Partie.Auch Kapitän Andy Schmid konnte dem Spiel nichts Positives abgewinnen: „Wir hatten von der ersten Minute an keinen Zugriff und letztlich nicht die Qualität, hier etwas zu holen. Das Ergebnis mit minus drei Toren ist eigentlich noch schmeichelhaft.“ Der Schweizer machte dennoch Hoffnung, indem er an die Stärken seiner Truppe erinnerte: „Eigentlich haben wir eine Mannschaft, die mit jedem Gegner auch auf höchstem Niveau mithalten kann. Nun gilt es, das wieder zu zeigen.“

Auf der Platte zeigt sich Skopje als der befürchtet knüppelharte Gegner. Mit großem Drang in die Tiefe und viel Dynamik im Eins-gegen-eins legen die Mazedonier in der Offensive ein immenses Tempo an den Tag – ganz anders als in den vergangenen Duellen. Ohne die Rückraum-Schützen Vuko Borozan und Ex-Löwe Sergej Gorbok setzt Coach Parrondo auf Geschwindigkeit. Den Löwen schmeckt das gar nicht. Sie laufen von Beginn an einem Rückstand hinterher, den zunächst noch Kapitän Andy Schmid mit dem ersten Löwen-Tor 2019, Jerry Tollbring und Patrick Groetzki jeweils ausgleichen können. Beim 3:5 sind die Gäste dann erstmals zwei Tore weg, so auch beim 6:8 (14.). Von da an verlieren die Löwen neben dem Zugriff in der Abwehr auch noch den Schwung im Angriff, treffen schlechte Entscheidungen und liegen beim 6:10 (17.) vier und beim 7:12 dann sogar fünf Tore hinten (19.).

Jacobsen nimmt früh die zweite Auszeit

Andy Schmid war noch einer der besseren Löwen.Zu diesem frühen Zeitpunkt greift Löwen-Trainer Jacobsen zur zweiten Auszeit, kombiniert den siebten Feldspieler in der Offensive mit einem mutigen 5:1 in der Verteidigung. Das zeigt Wirkung. Filip Taleski mit feinem Pass auf Jannik Kohlbacher leitet das 8:13 ein (21.), Schmid mit Entschlossenheit trifft zum 9:14 (24.). Bis zur Pause kommen die Löwen dann immerhin noch bis auf vier Treffer ran (12:16). Hoffnung macht, dass die Abwehr jetzt besser verschiebt, die Zweikämpfe voll annimmt und auch größtenteils gewinnt. Vorne gelingt Kapitän Schmid ein Zauberanspiel auf Kohlbacher, der Löwen-Kreisläufer und Offensiv-Vorkämpfer zieht einen Siebenmeter samt Zwei-Minuten-Strafe. Trotzdem ist klar: Die Badener brauchen eine weitere Steigerung, um das erste Spiel des Jahres gegen eine super abgeklärt und homogen auftretende Skopje-Mannschaft noch zu drehen.

Doch statt der erhofften Steigerung gibt es zum Auftakt von Durchgang zwei einen heftigen Dämpfer. Per Doppelschlag stellt Skopje wieder auf sechs Tore Vorsprung. Igor Karacic, der bis dahin überhaupt nicht zu stoppen ist, legt das 13:19 nach (34.). Das 14:19 von Alex Petersson bedeutet das erste Tor eines Rückraum-Halben der Rhein-Neckar Löwen. Skubes 14:20 bringt postwendend die nächste Enttäuschung für die Löwen, die nach wie vor den Rückraum der Mazedonier nicht zu bändigen verstehen. Auch nicht, als Andreas Palicka mit einer Parade und Petersson mit einem Gegenstoßtor auf 17:21 verkürzen (40.). Skopje hat immer eine Antwort parat, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Nun forciert der Titelträger von 2017 wieder das Kreisspiel, Stojanche Stoilov macht das 17:22 und das 18:23 (43.).

Löwen kämpfen, Skopje bleibt cool

Alex Petersson gibt alles gegen Stojanche Stoilov.Die Löwen, obwohl sie kämpfen, alles versuchen, kommen einfach nicht mehr näher dran. Schmids neuntes Tor bringt das 20:24, der überragende Dibirov lässt das 20:25 folgen. Beim 20:27 durch Skube ist das Spiel fast entschieden (50.). Jacobsen versucht noch mehr, stellt auf Manndeckung gegen Skube und Karacic um. Doch auch hierauf haben die Gäste eine Erwiderung. Sie lassen den Ball clever laufen, suchen geduldig den freien Mann – und finden ihn auch. So feiern in der SAP Arena an diesem Abend nur die Mazedonier. Nach 60 Minuten steht es 27:30. Wirklich knapp war es tatsächlich nur bis Mitte der ersten Halbzeit zugegangen. Fazit: Die Löwen haben immenses Steigerungspotenzial.

Rhein-Neckar Löwen – Vardar Skopje 27:30 (12:16)

Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (9/2), Sigurdsson, Radivojevic, Tollbring (2), Groetzki (1), Abutovic, Guardiola (1), Taleski, Petersson (4), Mensah (2), Lipovina, Kohlbacher (8)

Skopje: Milosavljev, Ghedbane – Kristopans (4), Karacic (6), Skube (3), Stoilov (6), Dissinger, Dibirov (7), Shishkarev (2), Cupic (2), Kalarash, Vojvodic, Kiselev, Nenadovski, Popovski, Kizic

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Roberto Garcia Parrondo

Schiedsrichter: Stevann Pichon / Laurent Reveret (Frankreich)

Strafminuten: Abutovic (4), Petersson (2) – Kalarash (4), Dissinger (2)

Siebenmeter: 2/3 – 1/3

Löwen: Tollbring verwirft Siebenmeter (6.)

Skopje: Cupic scheitert an Appelgren (13./42.)

Spielfilm: 0:1, 1:2, 2:3, 3:3, 3:5, 4:5, 4:7, 6:7, 6:10, 7:10, 7:13, 9:14, 9:16, 12:16 (HZ), 12:18, 13:18, 13:19, 14:19, 14:21, 17:21, 17:22, 18:22, 18:23, 20:25, 20:27, 22:27, 24:28, 25:30, 27:30 (EN)