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Bitterer Abend in Brest

Rhein-Neckar Löwen verlieren 24:27 bei HC Meshkov – 48 Stunden nach dem letzten Bundesliga-Sieg

Geknickte Löwen nach dem Spiel in Brest. Die Rhein-Neckar Löwen haben auch das zweite Champions-League-Spiel nach der Winterpause verloren. Bei HC Meshkov Brest unterlagen sie am Samstagabend 24:27 (12:15) und bleiben damit vor den letzten beiden Vorrundenspielen auf Rang 5 von Gruppe A. Beim weißrussischen Top-Klub erwischten die Badener einen schwachen Start und spielten eine insgesamt enttäuschende Halbzeit. Umso kämpferischer präsentierte sich der Bundesliga-Dritte nach der Pause, schaffte es aber nie, die Partie ganz zu drehen.

„Das war ärgerlich. Erste Halbzeit haben wir nicht gut gespielt. Wir sind erst ins Spiel gekommen, als Brest angefangen hat, viele Fehler zu machen. Zweite Halbzeit haben wir richtig gut gespielt, waren klar die bessere Mannschaft. Leider haben wir zum Schluss zu viele Bälle verschossen“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, der auch ein wenig Kritik übte an den Schiedsrichtern. Tatsächlich ging es in der Schlussphase bei allen Beteiligten sehr hektisch und fehlerhaft zu.

Pesic nervt die Löwen

Es ist ein äußerst zähes Handballspiel, das sich da im weißrussischen Brest schnell zum Nachteil der Löwen entwickelt. Nach sieben Minuten steht es 5:1 für die Gastgeber. Jacobsens Jungs knüpfen direkt an die zuletzt immer wieder gezeigten Abschlussschwächen an, machen Brest-Torwart Ivan Pesic stark und stärker. Der Kroate kauft fast allen Löwen Würfe ab. Das Island-Duo Gudjon Valur Sigurdsson / Alexander Petersson hält die Löwen mit einem Doppelpack zumindest im Spiel (5:3, 11.). Zweimal Alexander Shkurinskiy und Maksim Baranau – beide Brests Beste an diesem Abend – erhöhen aber sogar auf 8:3 (13.).

Jannik Kohlbacher fightet gegen Pavel Horak.Die Hypothek der Löwen ist schon nach weniger als einer Viertelstunde beträchtlich. Zumal sich die Badener weiter unheimlich schwertun mit dem Torewerfen. Selbst als der bis dahin überragende Pesic mit Roter Karte nach Foul an Sigurdsson vom Feld muss (24.), geht bei den Löwen der Knoten nicht auf. In der Abwehr wiederum haben sie sich zu diesem Zeitpunkt längst stabilisiert. Brest beißt sich die Zähne aus an der gut verschiebenden 6:0-Formation, wartet aber oftmals lange und clever, bis sich dann doch eine Lücke auftut. So ist es eine mühsame Aufholjagd für die Löwen, die sich über das 12:8 (23.) und 13:9 auf 13:11 heranarbeiten. Jannik Kohlbacher ist jetzt immer wieder eine gute Option, auch die Außen Sigurdsson und Bogdan Radivojevic stechen. Als der Serbe auf 14:12 verkürzt, sieht es nach einer halbwegs geretteten Halbzeit aus. Doch Sandro Obranovics 15:12 kurz vor der Pausensirene ist dann noch einmal ein Genickschlag.

Das Ziel so knapp vor Augen

Überhaupt ist es unangenehm für die Löwen in Brest. Die Zuschauer sind laut, die Atmosphäre ist hitzig, aufgeladen. Und obwohl sich jetzt auch die Weißrussen immer mehr Fehler erlauben, die Löwen-Abwehr einen Klasse-Job macht, will es einfach nicht gelingen, den Rückstand gänzlich wettzumachen. Als Vladan Lipovina, für Petersson gekommen, das 15:14 und damit den Anschlusstreffer erzielt, vergibt Obranovic (34.). Die Löwen können ausgleichen – allein, es wird nichts draus. Artsiom Kulaks 16:14 ist dessen einziges Tor bei vier Versuchen an diesem Abend. Aber es hält die Löwen auf Abstand. Eine Szene, symptomatisch für die ganze zweite Hälfte. Bei Sigurdssons 17:16 (38.) sind die Mannheimer genauso auf ein Tor dran wie bei Schmids Treffern zum 21:20 (45.) und 22:21 (48.).

Mads Mensah und wieder Schmid können beim 23:22 (53.) und 24:23 (55.) das Spiel weiter offenhalten. Die Wende aber gelingt nicht mehr. Vielleicht auch deshalb, weil es die Löwen jetzt erzwingen wollen, sich Würfe nehmen, die den soliden, aber nicht an Pesic heranreichenden Ivan Matskevich wieder zurück ins Spiel bringen. So oder so ist Shkurinskiys 26:23 90 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung. „Wir haben leider mehr Fehler gemacht als Brest“, sagte Alex Petersson, der 3 von 5 Versuchen im Tor des Gegners untergebracht hatte. „Wir haben es einfach nicht geschafft, den Ausgleich zu machen.“

Die Löwen Gedeón Guardiola und Filip Taleski in der Abwehr. Für die Löwen ging es nach dem Spiel direkt in den Flieger zurück in die Heimat. Seit Mittwoch waren sie unterwegs gewesen, über Minden nach Brest, insgesamt mehr als 4000 Kilometer. Dabei absolvierten sie zwei schwere Auswärtsspiele in 48 Stunden – inklusive Zeitverschiebung. Weiter geht es am Mittwoch der kommenden Woche mit dem nächsten Champions-League-Spiel, dem Heimspiel-Kracher gegen PGE Vive Kielce.

HC Meshkov Brest – Rhein-Neckar Löwen 27:24 (15:12)

Brest: Pesic, Matskevich (ab 24.) – Shkurinskiy (8), Obranovic (4), Poteko (3), Ivic (4/2), Baranau (4/2), Kulak (1), Djordjic (1), Horak (1), Razgor (1), Shumak, Djukic, Yurynok, Selvasiuk, Shylovich

Löwen: Palicka, Appelgren – Schmid (5/2), Lipovina (3), Sigurdsson (5), Radivojevic (4), Tollbring, Abutovic, Groetzki, Mensah (1), Taleski, Guardiola, Petersson (3), Kohlbacher (3)

Trainer: Manolo Cadenas – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis (Litauen)

Zeitstrafen: Obranovic (2), Poteko (2), Pesic (2) – Abutovic (4)

Siebenmeter: 4/4 – 2/3

Löwen: Tollbring verwirft Siebenmeter (23.)

Spielfilm: 0:1, 5:1, 5:3, 8:3, 10:4, 10:6, 12:8, 13:11, 15:12 (HZ), 15:14, 17:14, 20:16, 20:18, 21:20, 24:23, 26:23, 27:24 (EN)

Bilder: RNL/Kösegi