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Löwen fehlt im Krimi von Nantes das Glück

27:30-Niederlage besiegelt Aus in der Champions League

Starre Blicke: Patrick Groetzki und Gudjon Valur Sigurdsson. Um zwei Tore haben die Rhein-Neckar Löwen den Einzug ins Viertelfinale der VELUX EHF Champions League verpasst. Am Samstagabend unterlagen sie bei HBC Nantes mit 27:30 (14:14). Nach dem 34:32-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel hätten sie sich in Anbetracht der im Rückspiel weniger erzielten Tore eine Niederlage mit einem Tor Differenz leisten können. Bitter: Das fünfte Mal in Folge schieden die Löwen in der Runde der letzten 16 aus – und waren so nah dran.

Bis zur 36. Minute lagen sie in Addition beider Spiele vorne, dann wieder zwischen der 52. und 56. Minute. Dabei waren die Badener auch über weite Strecken mindestens auf Augenhöhe mit den Franzosen, teils sogar die bessere Mannschaft. „Am Ende waren es Kleinigkeiten“, sagte Kapitän Andy Schmid. Groß war die Enttäuschung beim Löwen-Spielmacher, der in Sachen Spielsteuerung sich nicht viel vorwerfen konnte. Die ganze Truppe habe gut gespielt. „Wir haben mit Herz und Leidenschaft gespielt. So knapp zu verlieren, ist hart. Das Glück blieb uns verwehrt. Irgendwie passt das zu unserer Saison.“ Jannik Kohlbacher hatte ebenfalls ein gutes Spiel seiner Mannschaft gesehen. „Wir haben füreinander gekämpft, viele Emotionen ins Spiel gebracht. Letztlich haben wir zu viele einfache Gegentore bekommen und ein paar Chancen nicht genutzt. Aber wir haben große Charaktere im Team und werden wiederkommen.“

Rasanter Beginn – mit Plus für die Löwen

Steffen Fäth läuft sich fest.Auf der Platte geht es so rasant los, wie es im Hinspiel vor zehn Tagen in der SAP Arena aufgehört hatte. Nach weniger als sechs Minuten sind sieben Treffer gefallen, hübsch verteilt auf beiden Seiten. Dabei legen die Löwen jedes Mal vor. Die Wurfquote – ganz anders als in den vergangenen Wochen – ist überragend. Alex Peterssons 3:4 aus Sicht von Nantes ist der vierte Treffer im vierten Versuch. Die Löwen zeigen: Sie sind voll da. Und Nantes zeigt sich beeindruckt. Andy Schmid mit dem 3:5, Kohlbacher mit dem 3:6 und wieder Schmid mit dem 3:7 lassen die Badener auf vier Tore davonziehen.

Nun berappeln sich die Franzosen, schuften sich über einen Treffer von Altmeister Lazarov und drei Siebenmeter infolge von Valero Rivera auf 8:9 heran (19.). Weil sich die Löwen plötzlich im Angriff schwertun, den Faden verlieren, nimmt Coach Jacobsen die erste Auszeit der Gäste. Während sein Gegenüber Anti Spielmacher Nicolas Claire bringt, muss Jacobsen die angeschlagenen Petersson (Schlag ins Gesicht) und Gudjon Valur Sigurdsson (Wade) mit Vladan Lipovina und Jerry Tollbring ersetzen. Das Spiel nimmt an Härte zu. Kohlbacher bekommt von Pechmalbec einen amtlichen „Wischer“ (22.). Dass die Löwen jetzt gegenhalten, ist immens wichtig.

Nantes zieht vorbei

Andy Schmid wird festgemacht.Patrick Groetzki nach schönem Fäth-Pass macht das 11:11 (25.), hinten steht der Block gegen Lazarov (27.). Insgesamt macht die Löwen-Abwehr einen Riesenjob. Weil beide Teams sich weiter nichts schenken, bleibt es bis zur Pause bei einem Duell auf Augenhöhe, bahnt sich ein Krimi an. Einem „Linkstreffer“ von Kohlbacher (13:13) lässt Sigurdsson das 13:14 folgen, ehe Nyokas mit dem 14:14 das verdiente Unentschieden zum Seitenwechsel herstellt.

Das Szenario setzt sich in Durchgang zwei fort. Zunächst legt Nantes vor, ehe die Löwen mit einem doppelten Kempa über Sigurdsson und Schmid das 16:16 auf die Platte zaubern (35.). Als aber Tournat das 17:16 nach feinem Gurbindo-Pass erzielt und Rivera als Weltklasse-Außen all seine Routine demonstriert, liegen die Franzosen beim 18:16 erstmals in Summe beider Spiele vorne (37.). Kurz darauf nimmt Jacobsen die Auszeit, mahnt zu Ruhe und Konzentration. Er bringt den siebten Feldspieler, stellt in der Abwehr um, holt Filip Taleski für Ilija Abutovic in den Innenblock. Die Löwen halten Schritt, verkürzen immer wieder, bekommen aber selbst in der Abwehr keinen rechten Zugriff mehr. Nantes legt immer wieder vor, teils auf drei Tore wie beim 22:19 des überragenden Romain Lagarde (44.).

Löwen kämpfen – und haben kein Glück

Jannik Kohlbacher musste viel einstecken. In der 45. Minute erzielt der Löwen-Neuzugang fürs Jahr 2020 sein sechstes Tor, stellt auf 23:20. Als Balaguer das 24:20 hinterherschiebt, droht die Vorentscheidung (47.). Nicht mit den Badenern, die jetzt noch einmal alle Löwenkräfte mobilisieren, kämpfen, kämpfen, kämpfen. Lipovina macht das 24:21 (48.), Tollbring das 24:22 (49.). Ein Hammer von „Lipe“ bringt die Löwen in Addition beider Spiele wieder nach vorne (25:24, 52.). Nantes aber bleibt cool. Immer wieder erhöhen sie auf zwei Treffer, liegen damit auf Kurs Viertelfinale. Das letzte Mal auf ein Tor kommen die Löwen beim 28:27 durch Andy Schmid heran (56.).

Als Patrick Groetzki beim Stand von 29:27 am Pfosten scheitert, ist das bitter (58.). Noch bitterer wird es, als der eingewechselte HBC-Keeper Siffert eine Glanztat gegen den starken Lipovina auspackt (59.). Lagarde macht mit dem 30:27 alles klar für die Franzosen. Die Löwen strecken nach großem Fight die Waffen. Am Ende waren es eine Mischung aus Pech und vergebenen Chancen sowie zwei mickrige Tore, die fehlten zum Einzug in die nächste Runde.   

HBC Nantes – Rhein-Neckar Löwen 30:27 (14:14)

Nantes: Bonnefoi, Siffert – Lagarde (8), Lazarov (2), Balaguer (3), Pechmalbec, Tournat (2), Claire, Gurbindo (3), Rivera (8/6), Feliho, Delecroix, Guillo, Auffret, Emonet, Nyokas (2)

Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (5/2), Lipovina (5), Sigurdsson (3), Tollbring (2), Radivojevic, Abutovic, Mensah, Fäth (3), Groetzki (2), Taleski, Guardiola (1), Petersson (1), Kohlbacher (5)

Trainer: Thierry Anti – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Marek Baranowski / Bogdan Lemanowicz (Polen)

Strafminuten: Lagarde (2), Feliho (2), Tournat (2) – Fäth (2), Abutovic (2)

Siebenmeter: 6/6 – 2/2

Spielfilm:  0:1, 1:1, 3:3, 3:7, 5:7, 6:9, 9:9, 14:14 (HZ), 15:14, 16:15, 18:16, 21:18, 24:20, 24:22, 25:22, 26:25, 28:26, 28:27, 30:27 (EN)