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Großer Löwen-Kampf wird nicht belohnt

23:26-Niederlage im Topspiel der Bundesliga gegen Spitzenreiter Flensburg

Löwe Jannik Kohlbacher gegen Simon Hald. Die Löwen kämpften, sie holten einen Fünf-Tore-Rückstand zu Beginn der zweiten Hälfte auf, aber sie konnten sich nicht belohnen. Am Ende stand es im Bundesliga-Topspiel am Sonntagnachmittag 23:26 (8:12). Bester Werfer der Badener war Andy Schmid (5), bei Flensburg traf Goran Sogard Johannessen fünfmal.

In der Tabelle bleiben die Badener nach der fünften Saisonniederlage auf Platz vier. Flensburg grüßt mit einer sagenhaften Bilanz von 52:2 Punkten von der Tabellenspitze. In einem von der ersten Minute an hart geführten Match hatten die Gäste am Ende auch das nötige Quäntchen Glück – und dürfen weiter von der Titelverteidigung in der DKB Handball-Bundesliga träumen. SG-Trainer Maik Machulla sprach von „zwei sehr schwer zu holenden Punkten“ und lobte seine Mannschaft für eine „sehr gute Leistung“. Kollege Nikolaj Jacobsen gratulierte zu einem „verdienten Sieg“, sagte weiter: „Wir ärgern uns, wollten unseren Fans einen Sieg schenken. Der Ausfall von Alex Petersson hat uns hart getroffen. Beim Zurücklaufen haben wir ein paar Schwächen gehabt. Wir haben insgesamt ein paar Fehler mehr gemacht als Flensburg. Die SG macht das clever, ist immer gut vorbereitet und eingestellt. Hut ab vor Maik und Flensburg.“ Zum Abschluss dankte Niko den Fans: „Danke Euch! Ohne Euch hätten wir uns nicht zurückkämpfen können!“

Kleinigkeiten entscheiden

Lasse Svan darf jubeln. Löwen-Kapitän Andy Schmid zog ein ähnliches Fazit: „Gefühlt war Flensburg einen Tick besser“, sagte der Spielmacher der Löwen, nicht ohne seine Nebenleute zu loben. „Die ersten 20 Minuten waren wir eigentlich richtig gut im Spiel. Dass wir trotzdem mit vier Toren Rückstand in die Pause gehen, ist schade. Danach kämpfen wir uns ran, agieren auf Augenhöhe – und haben dann auch ein bisschen Pech.“ Was die SG besser gemacht habe? „Es sind Kleinigkeiten. Die machen sie aber schon die ganze Runde besser. Und deswegen stehen sie auch verdient oben.“ Andreas Palicka, mit neun Paraden vor allem in der ersten Halbzeit (7) ein wichtiger Rückhalt, fasste das Spiel nüchtern zusammen: „Anfangs hatten wir Probleme, Tore zu machen. Die Abwehr war gut. Letztlich verlieren wir zu viele Zweikämpfe. Flensburg hat es am Ende clever gemacht und gut gewechselt.“

Schlechte Nachricht für die Löwen vor dem Anpfiff: Alex Petersson verletzt sich beim Warmmachen, kann mit Schmerzen an der Achillessehne nicht mittun. Für ihn steht Vladan Lipovina in der Startsieben. Im Tor beginnt Andreas Palicka. Davor, in der Abwehr, hat sich Löwen-Trainer Jacobsen etwas einfallen lassen für den starken Flensburger Rückraum. Patrick Groetzki spielt auf der Spitze einer 5:1-Formation, dahinter steht Ilija Abutovic im Zentrum. Der taktische Kniff, wegen der Petersson-Verletzung aus der Not geboren, geht auf: In den ersten zehn Minuten halten die Badener die SG bei drei Toren. Allerdings tun sich auch die Gastgeber in der Offensive schwer.

Buric und Palicka starten stark

Löwe Andreas Palicka startete stark. Flensburgs berüchtigte 6:0-Deckung arbeitet wie erwartet höchst konzentriert, bietet praktisch keine Lücken an. So sind es zunächst Solo-Aktionen von Andy Schmid und Steffen Fäth, welche die Löwen zu Torerfolgen bringen. Den schönsten Spielzug der Anfangsphase schließt Jannik Kohlbacher zum 3:1 ab (6.). Zu diesem Zeitpunkt sind auch beide Torhüter heiß gelaufen. Benjamin Buric bei Flensburg und Löwe Palicka liegen schnell bei knapp 50 Prozent gehaltener Bälle, profitieren dabei auch von der starken Abwehrarbeit auf beiden Seiten.

Nach 14 Minuten stehen sieben Tore zu Buche, führen die Löwen 4:3. Patrick Groetzkis Geistesblitz bringt Kohlbacher in Position, der macht das 6:4 (18.). Da hat SG-Coach Machulla bereits die erste Auszeit genommen. Wirkung zeigt diese nach und nach. Die Gäste kämpfen sich vor allem über Individualleistungen ins Spiel. Zweimal Jim Gottfridsson und Goran Sogard Johannessen tragen zum Ausgleich bei (7:7, 21.). Die Flensburger legen drei weitere Treffer in Serie nach, weil die Löwen in dieser Phase keine Lösungen mehr finden. Man läuft sich fest in der gegnerischen Abwehr, produziert einige technische Fehler, bringt sich aus dem Konzept. Für Lipovina kommt Mads Mensah, die Gelben versuchen es mit drei Rechtshändern im Rückraum. Dass Flensburg am Ende sogar mit vier Toren Vorsprung und einem 8:12 in die Kabine geht, bedeutet eine große Herausforderung für die zweiten 30 Minuten. Bester Löwe bis dahin: Andreas Palicka mit sieben Paraden.

Jacobsens Umstellungen funktionieren

Andy Schmid war bester Löwen-Werfer.Jacobsen nimmt zwei Veränderungen vor: In der Abwehr stellt er zurück auf 6:0. Im Angriff bringt er den siebten Feldspieler. Beide Maßnahmen fruchten. Auch weil der wieder gekommene Lipovina jetzt das bessere Timing hat, zwei schöne Fackeln anbringt zum 11:15 und 12:16 (38.). Die Aufholjagd beschleunigt Gudjon Valur Sigurdsson mit den Treffern zum 14:17 und 15:17 (41.). Andy Schmid per Siebenmeter stellt den Anschluss wieder her (17:18, 44.). Die Arena kocht, die Fans machen brutalen Lärm. Und auf der Platte kämpfen die Löwen um jeden Zentimeter.

Das Spiel wird heißer und heißer. In drei Minuten gibt es drei Zeitstrafen, zwei davon gegen die Löwen. Abschütteln lassen sich die Gelben dadurch nicht. Sie beißen sich weiter in die Partie, sorgen dafür, dass Flensburg es immer schwerer hat, zu guten Torchancen zu kommen. Die Kombo Schmid / Kohlbacher bringt das 19:20 (47.), Mensah trifft ins leere Tor zum Ausgleich. Jetzt nimmt Flensburgs Top-Star Rasmus Lauge das Heft in die Hand. Der dänische Halblinke macht das 20:21, das 21:23, das 22:24 und das 23:25 im Alleingang (54.).

Löwen geben alles – vergeblich

Mads Mensah hatte gute Szenen. Als Andy Schmid drei Minuten vor dem Ende bei 23:25 am weiter starken Buric scheitert, hat die SG den Sieg vor Augen. Aufgeben gibt es für die Löwen nicht. Nicht auf der Platte, nicht auf den Rängen. Fans und Spieler geben alles, holen sich den Ball in der Abwehr. Tragisch, dass Kohlbacher an Buric scheitert – und keinen Siebenmeter bekommt (59.). In der Schlussminute hält der eingewechselte Appelgren zwar gegen Lauge, den Ball bekommen die Löwen aber nicht mehr zum Mann. Nach 60 Minuten steht es 23:26. Eine schmerzhafte Niederlage, denn ohne die vielen technischen Fehler am Ende der ersten Halbzeit wäre wohl viel mehr drin gewesen. So bedanken sich die Löwen bei ihren unglaublich lauten und loyalen Fans. Es war uns eine Ehre!

Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg-Handewitt 23:26 (8:12)

Löwen: Appelgren (ab 51.), Palicka – Schmid (6/3), Lipovina (3), Sigurdsson (4), Radivojevic, Tollbring, Abutovic, Mensah (3), Fäth (2), Groetzki, Taleski, Guardiola (1), Petersson, Kohlbacher (4)

Flensburg: Buric, Bergerud – Lauge (4), Sogard Johannessen (5), Zachariassen, Karlsson, Golla, Svan (3), Wanne (3), Steinhauser, Hald (3), Glandorf (1), Röd (3), Jeppsson, Gottfridsson (4), Jöndal

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Maik Machulla

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Strafminuten: Kohlbacher (2), Abutovic (2), Guardiola (2) – Karlsson (4), Hald (2)

Siebenmeter: 3/3 – /

Spielfilm: 1:0, 1:1, 3:1, 3:3, 4:3, 6:5, 7:6, 7:10, 8:10, 8:12 (HZ), 9:12, 10:13, 10:15, 11:16, 12:17, 15:17, 15:18, 17:19, 18:19, 18:20, 20:20, 20:22, 21:23, 23:24, 23:26 (EN)