Rhein-Neckar Löwen

Aus der Traum (RNZ)

Flensburg. Es war eine Reise ins Ungewisse. Eine, mit der ganz viele Fragezeichen verbunden waren. Ein kleiner Auszug: Wie haben wir die WM-Pause verkraftet? Ist Flensburg zuhause überhaupt zu schlagen? Wird es der erwartete Hexenkessel? Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen grübelten, hofften, zweifelten. Tausende Gedanken schossen ihnen durch den Kopf. Das Alles-oder-Nichts-Spiel, das Pokal-Viertelfinale im hohen Norden, ließ niemanden kalt. Dort war verlieren verboten, siegen oder fliegen. Und das ausgerechnet in Flensburg, ausgerechnet bei einer der heimstärksten Mannschaften überhaupt.

Dienstagabend ging es dann endlich zur Sache: Ohne Löwen-Happy-End. Die flogen raus, blieben an der letzten Hürde vor dem Final Four in Hamburg hängen, verloren mit 20:24 (12:11). „Das ist sehr schade“, bilanzierte Löwen-Manager Thorsten Storm, „aber wenn man in der zweiten Halbzeit so einknickt, dann hat man in Flensburg eben keine Chance.“

Los legten die Löwen wie so oft in dieser Saison. Niklas Landin stand im Tor. Auf den Außenbahnen wirbelten Stefan Sigurmannsson und Patrick Groetzki. Am Kreis ackerte Bjarte Myrhol. Und im Rückraum zeigten Kim Ekdahl du Rietz, Alexander Petersson und Andy Schmid die Krallen.

Gut machten sie das. Entschlossen und kaltschnäuzig. 3:1 stand’s nach vier Minuten. Für die Löwen, gegen Flensburg. Doch die Nordlichter hielten dagegen, glichen wenig später zum 5:5 aus (12.). Es ging hin und her, vor und zurück, ein Kampf auf Biegen und Brechen war’s. Auch draußen, an der Seitenlinie, kochten die Emotionen hoch. Bei Gudmundur Gudmundsson, dem Trainer der Löwen, zum Beispiel. Er schrie, er feuerte an, er gab unermüdlich seine Kommandos. Der kleine Isländer stand unter Strom.

Zwischendurch grinste er aber auch mal. Denn seine Jungs beeindruckten, führten in der 20. Spielminute mit 10:7. Ein Zwischenstand, an dem alle ihren Anteil hatten. Jedoch insbesondere einer: Andy Schmid. Der Denker und Lenker, der Mittelmann der Löwen. Der Schweizer zog geschickt die Fäden, schüttelte permanent Traumpässe aus seinem rechten Wurfarm. Und das zeigte Wirkung: Der europaweit gefürchtete Hexenkessel in Flensburg war keiner. Die Ultras brüllten nur vereinzelt, staunten über bärenstarke Löwen.

In die Pause ging es mit einer 12:11-Führung der Badener. Beruhigend? Auf keinen Fall. Nicht im Handball, nicht in Flensburg. Der Löwen-Manager im Halbzeit-Gespräch: „Gerade in der zweiten Hälfte ist es in Flensburg immer schwer.“

Und der kennt sich aus. Plötzlich kippte die Partie. Flensburg marschierte, schoss sich ein 19:14 (42.) heraus. Das Löwen-Problem: Mattias Andersson. Der Flensburger Keeper parierte nun auf höchstem Niveau. „Uns sind bis zur 50. Minute nur drei Tore gelungen“, zuckte Storm mit den Schultern. Erschreckend. Aber es war nicht Andersson alleine, es waren auch die zündenden Ideen im Angriff, die am Ende zum letzten Schritt nach Hamburg fehlten.

Löwen: Groetzki 1, Myrhol 4, Petersson 2, Sigurmannsson 1, Schmid 3/2, Ekdahl du Rietz 2, Sesum 5, I. Guardiola 2.

Spielfilm: 0:2, 3:5, 5:5, 7:10, 11:12 (Halbzeit), 15:13, 19:15, 20:16, 24:18, 24:20 (Endstand).

Von Daniel Hund

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