Rhein-Neckar Löwen

Das gute Gefühl des Juri Knorr

Löwen-Neuzugang freut sich darauf, in einer Top-Mannschaft den nächsten Karriereschritt zu machen

Juri Knorr und Jannik Kohlbacher in der Löwen-Kabine.

„Ich habe ein richtig gutes Gefühl mit dieser Truppe.“ Ein Satz, der dadurch an Gewicht gewinnt, weil dieses gute Gefühl trotz größter gemeinsamer Leiden Bestand hat. Oder gerade deswegen? Für Juri Knorr jedenfalls war der Gewaltmarsch durch die Berge über Ischgl ein einzigartiges Erlebnis. Mit all seinen positiven und negativen Seiten. „Diese Wanderung war extrem hart, dazu die Übernachtung auf einer Hütte ohne Strom und warmes Wasser. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Aber ich glaube, dass wir es am Ende alle nicht nur anstrengend, sondern auch witzig und cool fanden – zumal irgendwann eine gute Portion Galgenhumor dazugekommen ist“, fasst der Löwen-Neuzugang den Höhepunkt des diesjährigen Trainingslagers Mitte August zusammen.

Ischgl hat das Löwen-Team zusammengeschweißt. Für die vier Neuzugänge sowie den wiederverpflichteten Nikolas Katsigiannis, der erstmals die komplette Vorbereitung mit den Löwen absolviert, war der Kurz-Trip in die Tiroler Bergwelt die Gelegenheit, den neuen Klub und die neuen Kameraden auf eine ganz spezielle Art und Weise kennenzulernen: in der Höhensonne schwitzend, erschöpft bis auf den letzten Knochen, zerschlagen und geschunden, aber auch glücklich, es gemeinsam geschafft zu haben über 35 Kilometer Wanderstrecke – inklusive fast 2000 Höhenmetern. „Mit Minden waren wir 2019 beim Canyoning in der Schweiz. Das war ähnlich, ist aber nicht ganz zu vergleichen. Dieses Trainingslager, das muss ich sagen, war schon richtig anstrengend. Aber auch eine runde Sache, wie ich finde“, so das Fazit Juri Knorrs.

Das gute Gefühl des Juri Knorr: „Schon immer ganz gut gelungen, auf dem Boden zu bleiben“

Juri Knorr mit Co-Trainer Sascha Zollinger.

Damit sein Löwen-Engagement auch auf dem Feld ins Rollen kommt, fokussiert sich der 21-Jährige zu 100 Prozent auf die Arbeit in der Halle. Was an Erwartungen von außen auf ihn einprasselt, was alles hineingetragen wird zum Thema Andy Schmid und seiner Nachfolge – das alles will der junge Mann so gut es geht ausblenden. Dass ihm das trotz seines jungen Alters ziemlich geschmeidig gelingt, liegt woran? „Das hat ganz sicher mit meinem Naturell zu tun. Es ist mir schon immer ganz gut gelungen, auf dem Boden zu bleiben. Ich sage mir – und habe das so auch von meinen Eltern immer gesagt bekommen: Am Ende ist es „nur“ Handball. Davon hängt jetzt nicht das ganze Leben ab.“

Sein steiler Aufstieg zunächst in der Nationalmannschaft, wo er als der kommende Spielmacher gehandelt wird. Nun sein Wechsel zu einem Top-Klub in der LIQUI MOLY HBL. Das alles lässt die Erwartungshaltung nicht gerade kleiner werden. Für Juri soll das kein Problem sein: „Ich habe ja selbst Erwartungen an mich und möchte diesen gerecht werden. Dass ich mit dem, was von außen dazukommt, gut umgehen kann, liegt sicher auch daran, dass mein Vater mir da einiges mitgeben konnte an Erfahrung.“ Thomas Knorr war ebenfalls ein Frühstarter, stand mit 17 Jahren beim VfL Bad Schwartau in der Zweitliga-Mannschaft, mit der er 1990 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. 1992, mit 21, wechselte er zum THW Kiel.

Das gute Gefühl des Juri Knorr: „Das kommt mir und meinem Spiel definitiv zugute“

Juri Knorr im Training mit Mait Patrail und Lukas Nilsson.

Ebenfalls mit 21 hat Sohn Juri nun seinen nächsten Karriereschritt gemacht. Von Minden nach Mannheim. Vom Abstiegskampf ins Rennen um den europäischen Wettbewerb. Und um Titel. Zu den Saisonzielen der Löwen gehören die Teilnahmen an den Final-Turnieren in DHB-Pokal und EHF European League. Juri Knorr, der in seiner Vita eine spanische Meisterschaft mit dem FC Barcelona (bei sechs Einsätzen) sowie die Olympia-Teilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft inklusive Platz sechs diesen Sommer stehen hat, hätte sicher nichts gegen einen Titelgewinn in seinem ersten Löwen-Jahr. Dass dies möglich ist mit der aktuellen Truppe, davon ist er überzeugt: „Die Qualität der Mitspieler, das Tempo im Training und wie der Ball da läuft: Das sind die Gründe gewesen, weshalb ich mich für den Wechsel hierher entschieden habe. Allein durch die Stärke meiner Nebenleute komme ich in ganz andere Situationen, kann ganz andere Entscheidungen treffen. Das kommt mir und meinem Spiel definitiv zugute.“

Sein Ziel für die am Wochenende mit der Euro-League-Qualifikation startende Saison 2021/22 hat Juri Knorr ganz klar formuliert: „Ich möchte der Mannschaft so gut es geht helfen und ein wichtiger Teil des Teams werden. Es geht mir vor allem darum, ein gutes Gefühl zu entwickeln.“ Der Rest, da ist sich der junge Mann sicher, komme dann von allein. So wie auf den Berggipfeln über Ischgl.

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