Löwen-Kapitän Andy Schmid spielt einmal mehr eine starke Saison – vielleicht sogar die beste seiner Karriere
Am 23. August beim PIXUM Super Cup in Stuttgart – vier Tage vor dem Auftakt in der DKB Handball-Bundesliga in Lemgo – erzielt Schmid vier Treffer aus dem Spiel heraus, versenkt seinen Wurf im Krimi von der Siebenmeterlinie und trägt seinen Teil zum Prestige-Erfolg über den THW Kiel bei. Der Schweizer war es auch gewesen, der im Vorfeld die Bedeutung der Partie hervorgehoben hatte: „Es geht um den ersten Titel der Saison und den wollen wir verteidigen. Er hat zwar nicht die größte Relevanz, aber es geht gegen Kiel – und da wollen wir alles in die Waagschale werfen.“
Kapitän und Anführer
Als Kapitän und Anführer auf dem Platz übernimmt Andy Schmid auch Verantwortung neben dem Feld, geht verbal voran, gibt die Richtung vor. Und die Mannschaft folgt ihm. Wer viermal in Folge zum besten Spieler der Liga gewählt wurde, kann so falsch schließlich nicht liegen. Schmid jedenfalls präsentiert sich zu Saisonbeginn im Pokal und in der Liga so, wie man es von ihm erwartet hat. Von den Problemen am Knöchel ist nichts zu spüren, als er die Löwen ins Pokal-Achtelfinale und zum ersten Bundesliga-Sieg beim TBV Lemgo führt. Beim umkämpften 26:24 in der Lipperlandhalle trifft Schmid drei Tage vor seinem 34. Geburtstag siebenmal, davon dreimal von der Strafwurflinie, steuert zwei Assists bei und ist – wie gewohnt – Dreh- und Angelpunkt des Löwenspiels.
Die meisten Tore, die meisten Vorlagen
Mit 105 Treffern in 17 Spielen erzielt Andy Schmid die meisten Löwen-Tore, dazu liefert er wie selbstverständlich die meisten Vorlagen – das Gros davon für den kongenialen Partner Hendrik Pekeler am Kreis. Das Lieblingswort von Coach Nikolaj Jacobsen, um seinen Spielmacher zu beschreiben, lautet „überragend“. Und tatsächlich: Womöglich erleben wir gerade den besten Andy Schmid. Einen, der das seltene und damit umso beeindruckendere Phänomen des mit zunehmendem Alter immer besser werdenden Profisportlers repräsentiert. Dass er und die Löwen nach dem Superstart in die Saison selbstzufrieden oder unkonzentriert werden könnten, fürchtet der Schweizer nicht: „Fokussiert zu bleiben, ist einfach, denn wir haben ein gemeinsames Ziel. Wir sind lange genug im Profisport, das ist unser Beruf.“ Punkt. Aus.
Apropos Aus. Eine Auszeit vom Profisport nimmt auch ein Andy Schmid dankend an – zumal es die ersten zwei Monate der Spielzeit 2017/18 in sich haben: Zwei Spiele pro Woche, Anfang Oktober sogar vier – da kommt die Länderspiel-Pause Ende Oktober gelegen. „Klar freut man sich, wenn es ein paar Tage zum Verschnaufen gibt“, sagt Schmid, der sich anders als ein Großteil der Teamkollegen auf Freizeit statt Nationalmannschaft einstellen kann. Für den gebürtigen Horgener aus dem Kanton Zürich stehen neben dem Sport Familie und Freunde an erster Stelle.
Die Bundesliga, das tägliche Brot
Was hingegen für die Löwen spricht, ist die aktuelle Form. Auch die des Trainers. Zu Nikolaj Jacobsen, der in der bisherigen Saison mit seinen teils spektakulären taktischen Maßnahmen ausnahmslos richtiglag, pflegt Andy Schmid ein besonderes Verhältnis. Als der Schweizer in der Premieren-Ausgabe des „Sky“-Handball-Talks von Stefan Kretzschmar gefragt wird, wie er es aushält, immer mal wieder von seinem Coach „durchbeleidigt“ zu werden, bleibt der Schweizer ganz gelassen und erklärt, dass er da eine gewisse Strategie des Umgangs entwickelt habe. Zu dieser Strategie gehöre es auch, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Wenn es allerdings nötig sei, weil Jacobsen über die Stränge schlage, gebe er ihm das auch zu verstehen – was dann wiederum auf Einsicht seitens des Trainers stoße.
„Andy bringt viele Ideen ein“
Am Abend des 2. November wird man mehr darüber wissen. Dann ist die Verschnaufpause auch für Andy Schmid vorbei, steht das „tägliche Brot“ Bundesliga wieder auf dem Plan und das mit einer der schwierigsten Aufgaben, die der Wettbewerb bereithält: einem Auswärtsspiel beim SC Magdeburg. Bleibt zu hoffen, dass dann das Schweizer Uhrwerk wieder schnell in seinen Takt findet.