Rhein-Neckar Löwen

Ein Mann, ein Wunsch: Balkonparty

Mannheim. Er ist wuchtig und kräftig. Ein echter Wikinger eben. Angst muss man vor Bjarte Myrhol allerdings keine haben. Es sei denn, man spielt beim Gegner. Wer den Norweger kennenlernt, der spürt schnell: Dieser starke Mann aus dem hohen Norden ist ein angenehmer Zeitgenosse, der den Handball über alles liebt und klare Vorstellungen hat.

Während zahlreiche Profisportler gerne viel reden, aber nur wenig sagen, verhält es sich beim sympathischen Kreisläufer des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen genau umgekehrt. Seine Worte sind präzise, seine Sätze prägnant. „Ich will mit den Löwen auf einem Balkon stehen und unseren Fans einen Pokal zeigen“, sagt der Rechtshänder. Dieses Ziel treibt ihn an. In jedem Spiel, in jedem Training. Der 28-Jährige lebt für den Erfolg, den es beim badischen Bundesligisten in dieser Saison bislang gibt. Qualifikation für die Champions League, drei Siege in drei Bundesligaspielen – mehr geht nicht, zumindest beim reinen Blick auf die Fakten. „Wir sind zufrieden“, sagt Myrhol mit einer kleinen Einschränkung: „Dass wir 60 Minuten konstant unsere Klasse abrufen, müssen wir noch hinbekommen. Ich bin mir aber sicher, dass uns das gelingen wird.“

Beim 28:25-Sieg in Hamm reichten den Badenern 25 starke Minuten, um auf die Siegerstraße zu gelangen. Doch Teilzeitarbeit wird in Zukunft nicht immer zum Erfolg führen, sondern irgendwann bestraft. Vielleicht schon am Mittwoch (20.15 Uhr) beim gut in die Saison gestarteten SC Magdeburg. „Das wird ein schwieriges Spiel in einer tollen Atmosphäre. Ich freue mich darauf“, sagt der 98-Kilo-Mann, der es liebt, in einer emotionsgeladenen Partie vor vollen Rängen auf der Platte zu stehen. Der 28-Jährige will immer mittendrin sein und kann sich mit der Zuschauerrolle nur dann anfreunden, wenn er sich seinem Hobby Fußball widmet. Der ruhmreiche FC Liverpool hat es Myrhol angetan, er ist ein glühender Fan des englischen Traditionsvereins. „Schon mein Onkel liebte diesen Klub“, berichtet der gebürtige Osloer: „Leider gibt es im norwegischen Fußball nichts Vergleichbares.“

Unvergessen bleibt dem ehemaligen Profi der HSG Nordhorn der Besuch des brisanten Liverpooler Derbys gegen den FC Everton. „Das war gigantisch“, erinnert sich der Rechtshänder. Vorerst hat er für einen weiteren Abstecher auf die britische Insel aber keine Zeit. Die Pflicht ruft: Magdeburger Bördelandhalle statt Liverpooler Anfield Road.

Myrhol bleibt nichts anderes übrig, als den „Reds“ aus der Ferne die Daumen zu drücken. Er kann es verschmerzen. „Mit einem Titel wird es für meinen Lieblingsverein in dieser Saison vermutlich sowieso nichts“, meint der Norweger.

Vielleicht kann wenigstens er einen Pokal in die Höhe stemmen. Zum letzten Mal hielt der 28-Jährige 2008 eine Trophäe in der Hand. Mit Nordhorn gewann er den EHF-Cup. „Das war mein bisher schönstes Handball-Erlebnis“, blickt der Kreisläufer auf eine Party mit 7000 Fans zurück. Damals stand er auf einem Balkon – und da will er auch bald mit den Löwen stehen.

Von Marc Stevermüer

 14.09.2010

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