Rhein-Neckar Löwen

Ein tierisches Duell in der Hauptstadt

Heidelberg. Am Ende war es ein Schützenfest, eine Demonstration von Stärke. Die Angriffe rollten und rollten, die Abwehr stand bombensicher. Einbahnstraßen-Handball war’s, was die Rhein-Neckar Löwen beim 39:28-Pokalsieg in Bittenfeld boten. Vor allem ein Mann drückte dem Abstecher ins Schwabenland seinen Stempel auf: Karol Bielecki, der Rückraum-Ballermann, der Kunstschütze der Gelbhemden.

Was er auch machte, es passte: Seine Präzission, sein Killerinstinkt, seine unglaubliche Kraft. „Karol hat das sehr gut getan“, freut sich Löwen-Manager Thorsten Storm: „Denn er ist einer, der seine eigene Leistung meist an seinen Toren misst.“ Am Mittwochabend wird der baumlange Pole ein vergnügliches Bittenfeld-Fazit gezogen haben. Elf Treffer schenkte er dem Zweitligisten ein. Das gibt Auftrieb, vertreibt die Angst: Eben nicht krank, nicht schwach und nicht austauschbar zu sein.

Am Sonntag um 17.30 Uhr (Live auf Sport1) will Bielecki erneut glänzen. In der Hauptstadt. Beim vermeintlichen Überraschungsteam der Bundesliga, den Füchsen Berlin. Storm verblüfft der Höhenflug der Berliner hingegen kaum. Er weiß um die Stärken des Gegners: „Wir haben schon in der Vorsaison beide Ligaspiele gegen sie verloren. Für mich ist Berlin deshalb leicht zu favorisieren, auch weil sie rund 9.000 Fans im Rücken haben werden.“

Und Handball spielen können sie noch dazu. Erst ein Mal mussten sich die Füchse geschlagen geben. Das war in der Vorwoche beim HSV Hamburg, wo man durchaus mal verlieren darf. Der Lauf – zuvor gewann Berlin sieben Mal – ist also unterbrochen. Am nötigen Selbstvertrauen wird es aber nicht mangeln. Storm sagt: „Sie werden alles versuchen – wir aber auch. Aber wir werden in Berlin sicher einen Sahnetag brauchen.“

Unrealistisch ist der nicht. Denn unter Neu-Trainer Gudmundur Gudmundsson war man bislang eigentlich immer da, wenn es darauf ankam, wenn die sogenannte „Crunsh-Time“, die entscheidende Phase, anstand. In Berlin soll das so bleiben. Und Bittenfeld kann dabei helfen. „Klar ist das nun ein ganz anderes Kaliber, aber die zweite Halbzeitwar einfach richtig gut“, betont Storm.

Mit einem müden Lächeln quittiert Storm übrigens die eine oder andere Aussage aus dem Berliner Umfeld. Das häufig aufflackernde Understatement amüsiert ihn: Bei den Füchsen wird gerne vom „Berliner Wunder“ gesprochen. Oder vom „FSV Mainz 05 der Handball-Bundesliga.“ Insbesondere Bob Hanning, der kleine Geschäftsführer und große Baumeister der Berliner, kokettiert gerne damit. „Dort tut man eben gerne so, als wäre man das Armenhaus der Liga, als würde man jeden Cent umdrehen“, schmunzelt Storm, „das ist etwas tiefgestapelt.“

Der Abstecher in die Hauptstadt beginnt für die Löwen am Samstagmorgen. In Frankfurt hebt der Flieger ab. Mit dabei wird dann auch Zarko Sesum sein, der in Bittenfeld erstmals nach seinem Wechsel und seiner Verletzung für die Badener im Einsatz war. Läuft er erneut auf, wird er es mit Silvio Heinevetter, dem Torhüter der Berliner zu tun bekommen, den auch die Löwen im Visier haben. Genau wie Niklas Landin (Svendborg) und Mirko Alilovic (Celje), die man beide beim Benefizspiel für Oleg Velyky in Mannheim bewusst beobachtet haben soll. Wobei Storm eines klar stellt: „Am allerliebsten wäre uns, dass Kasa Szmal doch bleibt und die Heimat noch ein, zwei Jahre wartet.“ Widerspruch zwecklos, aber unrealistisch! Oder vielleicht doch nicht? Storm: „Fakt ist, dass sich Kasa derzeit sehr wohl bei uns fühlt und tolle Leistungen zeigt. Alle bei uns fänden es toll, wenn er bleibt.“

Von Daniel Hund

 22.10.2010

Die mobile Version verlassen