Rhein-Neckar Löwen

Erst belächelt, inzwischen gefürchtet (MM)

Spuckt ausgerechnet Michael Roth mit der MT Melsungen den Löwen in die Meister-Suppe? / Nordhessen greifen nach Startplatz im EHF-Cup

MANNHEIM. Die Formulierung, dass „manche Geschichten nur der Sport schreibt“, ist zwar schon etwas abgegriffen – aber deshalb nicht weniger wahr. So kommt es beispielsweise morgen Abend (20.15 Uhr/SAP Arena) zur Begegnung der Rhein-Neckar Löwen gegen die MT Melsungen, was abgesehen von der Konstellation im Meisterschafts-Fernduell Löwen gegen Kiel eigentlich noch nicht besonders elektrisierend klingt. Dass den Gelbhemden auf ihrem Weg zur ersten deutschen Meisterschaft aber ausgerechnet MT-Trainer Michael Roth in die Suppe spucken könnte, birgt dagegen schon einige Brisanz. Schließlich war es gerade der Heidelberger Roth, der die Löwen-Keimzelle SG Kronau/Östringen über ganze zehn hinweg mitgeprägt hat und das Projekt entscheidend beeinflusste.

„Dass wir jetzt tatsächlich das Zünglein an der Waage spielen können – damit hätte ich vor der Saison nicht unbedingt gerechnet“, ist sich Roth dieser Tatsache sehr wohl bewusst, will dem Umstand aber auch nicht zu viel Bedeutung zumessen. „Die Löwen stehen jetzt natürlich unter Druck, zu gewinnen – und ein paar Tore werfen wollen sie sicher auch noch. Aber wir müssen vor allem auf uns selbst schauen und werden sicher alles geben“, kann es laut Roth keine Schützenhilfe für seinen Ex-Klub geben.

Schließlich stehen auch die Nordhessen unmittelbar davor, einen Meilenstein in ihrer Vereinsgeschichte zu setzen. Im Vorjahr noch Zehnter, spricht nach dem jüngsten 25:25-Remis der Melsunger im „Endspiel um Platz sechs“ gegen den direkten Konkurrenten SC Magdeburg alles dafür, dass die „Turngemeinde“ diesen Rang bei drei Punkten Vorsprung auf den SCM auch bis zum Saisonende halten kann. Nach den jüngsten Signalen aus Liga und Europäischem Verband könnte diese Platzierung sogar ein Ticket im EHF-Cup 2014/2015 bedeuten.

„Das hatten wir zwar erst für die nächste Saison angepeilt, aber jetzt wollen wir diese Chance ergreifen – und wir hätten das auch verdient“, lebt auch der MT-Trainer das neue Selbstbewusstsein der Nordhessen vor, die das Image der „Grauen Maus“ schon lange abgelegt haben. Und Roth hat dazu keinen unwesentlichen Teil beigetragen: Im Oktober 2010 übernahm er die MT mit 0:18 Punkten fast aussichtslos und wurde von vielen belächelt, inzwischen haben sich die Roten Schritt für Schritt weiterentwickelt und wollen demnächst die Top Fünf der Liga angreifen, was den Klub auch für Spieler mit Klasse-Format interessant macht.

Im nächsten Jahr tragen beispielsweise der Noch-Göppinger Momir Rnic und Kreisläufer Marino Maric (Maribor) das MT-Trikot. Und damit nicht genug: Ab der Spielzeit 2015/2016 könnte Melsungen in die dann modernisierte Kasseler Eishalle umziehen. Wegen der positiven sportlichen Entwicklung solle das Team bald in einer Arena spielen. Was Roth mit den Löwen verwehrt blieb, könnte also in Melsungen Realität werden. Wieder so eine Geschichte, die der Sport schreibt.

Von Thorsten Hof

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