Rhein-Neckar Löwen

„Favoriten auf den EHF-Cup“

Niklas Landin im Interview

Rhein-Neckar Löwen gegen KIF Kolding-Kopenhagen – das ist nicht nur das Spitzenspiel in der Gruppe B des EHF-Cups, sondern auch ein deutsch-dänischer Vergleich, der einen Spieler ganz besonders elektrisiert: den dänischen Nationaltorwart Niklas Landin-Jacobsen, der seit dieser Saison bei den Löwen zwischen den Pfosten steht. Für ihn ist auch das Rückspiel gegen seine Landsleute keine Partie wie jede andere.

Niklas, gegen Kolding-Kopenhagen geht es wohl schon um den Gruppensieg in Gruppe B. Könnt ihr das 23:25 aus dem Hinspiel drehen?

LANDIN-JACOBSEN: Ich denke schon. In Kopenhagen waren wir lange auf Augenhöhe und haben erst gegen Ende das Spiel durch zwei Gegentore in Überzahl aus der Hand gegeben. Das darf uns natürlich nicht noch einmal passieren. Aber auch wenn wir momentan verletzungsbedingt einen kleinen Kader haben, wollen wir unser Heimspiel gewinnen – am besten mit drei Toren oder mehr. Selbst als Gruppenzweiter ist man schließlich noch nicht automatisch im Viertelfinale.

Du wurdest vor dem Hinspiel als „Dänischer Handballer des Jahres“ ausgezeichnet und hattest fast ein kleines Heimspiel. Hat Dich dieser Empfang überrascht?

LANDIN-JACOBSEN: Von der Auszeichnung wusste ich überhaupt nichts, das hat mich wirklich überrascht. Und dass ich vor meiner Familie und vielen alten Freunden so aufgenommen wurde, war natürlich schon etwas Besonderes für mich. Aber auf den Ausgang des Abends mit unserer Niederlage hätte ich gerne verzichtet.

Wie schätzt Du Kolding-Kopenhagen ein?

LANDIN-JACOBSEN: Diese Mannschaft lebt natürlich von ihrer unheimlichen Erfahrung. Da macht es nichts, dass der Kader nur zweimal in der Woche zusammen trainiert und die Spieler sonst in Kolding und Kopenhagen in zwei Gruppen üben. Aber allein Kim Andersson hat so viel Klasse, dass er sich die Woche über etwas ausruhen kann und gegen uns die Tore aus dem Ärmel schüttelt.

Meinst Du, dass dieses Projekt auf Dauer Erfolg haben kann?

LANDIN-JACOBSEN: Das ist schwer zu sagen. Vor der Saison wurde es ja eher aus der Not geboren, weil AG Kopenhagen nach dem Rückzug von Jesper Nielsen in sich zusammenbrach. Auch die Entfernung zwischen beiden Städten darf man nicht unterschätzen. Auf Dauer wird das bestimmt schwierig und ist eigentlich keine Basis, um eine Spitzenmannschaft aufzubauen. Aber momentan gehört dieses Team wie auch wir sicher zu den Favoriten im EHF-Cup.

KIF wird in der Liga selten gefordert und kann sich ganz auf Spiele wie gegen die Löwen konzentrieren. Ist das ein Vorteil für die Dänen?

LANDIN-JACOBSEN: Das kann sein. Aber diese ständigen Rhythmuswechsel zwischen Liga und Top-Spielen im EHF-Cup sind auch nicht so einfach zu bewerkstelligen. Aber das stimmt schon: In der dänischen Liga ist es mit der Leistungsdichte natürlich nicht allzu weit her.

Wie wird die heimische Liga in Dänemark denn generell wahrgenommen?

LANDIN-JACOBSEN: In erster Linie schauen die Handball-Fans nach Deutschland. Das ist eben die stärkste Liga der Welt, in der auch viele Dänen am Ball sind. Dann hat natürlich die Nationalmannschaft einen sehr großen Stellenwert. Die Liga selbst muss sich da tatsächlich etwas hinten anstellen.                   

Von der Papierform her zählen die Löwen zu den großen Favoriten im Wettbewerb um den EHF-Cup. Nach dem Aus im DHB-Pokal und einem scheinbar übermächtigen Gegner THW Kiel in der Meisterschaft – liegen für die Löwen hier die größten Chancen auf einen Titel?

LANDIN-JACOBSEN: Das mag sein, aber man hat gesehen, wie stark zum Beispiel auch Kolding-Kopenhagen spielen kann. Dennoch wäre es natürlich schön, wenn es endlich mit dem ersten Titel klappen würde. Aber dafür müssen wir erst einmal ins Viertelfinale und auch da kann viel passieren.

Zugleich wird der Takt zwischen Liga und internationalen Aufgaben in der Gruppenphase des EHF-Cups erhöht. Das bekommt ihr nach den Verletzungen von Uwe Gensheimer und Kim Ekdahl du Rietz nun besonders zu spüren. Wie fühlt sich diese Belastung für Dich an?

LANDIN-JACOBSEN: Das geht ja schon seit Olympia im vergangenen Sommer so. Als dieses Turnier zu Ende war, ging es sofort in die Vorbereitung, nach der Hinrunde folgte die WM und jetzt spielen wir im Drei-Tage-Rhythmus. Das geht an die Substanz, der Kopf wird müde. Ich verstehe zum Beispiel auch nicht, warum die Gruppenphase im EHF-Cup erst nach der WM beginnt und nicht schon wie in der Champions League im alten Jahr gestartet wird. Wenn man die Belastung schon erhöht, sollte man sie doch auch gleichmäßiger verteilen. Der Ausfall von Leistungsträgern schmerzt uns in so einer Situation natürlich ganz besonders.

In der Bundesliga gehören die Rhein-Neckar Löwen wie gehabt zu den absoluten Spitzenmannschaften. Was ist hier in dieser Saison noch möglich?

LANDIN-JACOBSEN: Nach der tollen Vorrunde ist es natürlich unser Ziel, unter den ersten Drei zu bleiben. Mit Blick auf die Ausgangslage möchten wir auf direktem Weg in die Champions League.

Ist das auch Dein ganz persönliches Ziel?

LANDIN-JACOBSEN: Als Spieler möchte man sich immer mit den Besten messen, um sich auch weiterentwickeln zu können. Deshalb will auch ich mich auf dieser Bühne zeigen und der Rest der Mannschaft auch.

Die Belastung würde dann wieder ein Stück größer . . .

LANDIN-JACOBSEN: Ja klar, wir müssten dann sicherlich mit einem breiteren Kader in die Saison, als es in dieser Spielzeit möglich war. Aber wenn wir in der Königsklasse spielen, sind wir natürlich auch für gute Spieler interessant.

Dein Deutsch wird Woche für Woche besser, auch solche Interviews scheinen Dir keine Probleme mehr zu bereiten. Woher kommen diese Fortschritte?

LANDIN-JACOBSEN: Ich hatte drei Monate Sprachunterricht, das hat schon eine Menge gebracht. Aber das meiste lerne ich von den Jungs im täglichen Umgang, im Training, auf den Reisen.

Wer ist Dein bester Lehrer?

LANDIN-JACOBSEN (lacht): Im Bus sitzt immer Marius Steinhauser hinter mir und der ist die ganze Zeit am Reden. Außerdem fragt er mich immer nach dänischen Wörtern. So ergänzen wir uns gegenseitig.

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