Rhein-Neckar Löwen

Für die Löwen „das Spiel des Jahres“

Heidelberg. „Für uns ist es das Spiel des Jahres.“ Kent-Harry Andersson, Sportlicher Berater der Rhein-Neckar Löwen, wirkt nachdenklich, wenn er an den kommenden Sonntag denkt. Den Sonntag, an dem sich für die Gelbhemden vieles entscheiden wird. Gewinnt man die Pokalschlacht in Göppingen (17.45 Uhr, live im DSF), löst das Rudel erneut sein Ticket für das Final-Four-Turnier in Hamburg und kann somit weiter von einem Titel träumen. Verliert man, sieht es düster aus am Löwen-Himmel, dicke Gewitterwolken würden aufziehen: Die Saison droht    dann endgültig im Mittelmaß zu versinken. Thorsten Storm weiß das. Auf markige Kampfansagen verzichtet er aber. Er hält den Ball flach, sagt: „Es wäre gut, wenn wir wieder in Hamburg dabei wären, diese Teilnahme hat eine Riesen-Bedeutung für uns.“

Apropos riesig, das ist die Ungewissheit rings um das Löwengehege auch. Keiner weiß, wo man steht. Keiner weiß, wie fit die zehn EM-Rückkehrer wirklich sind. Man ist besorgt. Aber auch Erleichterung machte sich zu Beginn der Woche breit: Bis auf Bjarte Myrhol, den Kreisläufer der Kurpfälzer, hat sich jenseits der Alpen niemand ernsthaft verletzt. Bleibt Myrhol, das Sorgenkind. Sein Einsatz in der „Hölle Süd“ ist mehr als nur fraglich. Der Nacken bereitet Kummer. Schon seit einer Woche. „Wir wissen nicht, was es ist. Ich bin sehr pessimistisch, befürchte, dass für es Bjarte bis Sonntag nicht reichen wird“, meint Andersson. Ausgerechnet Myrhol, ausgerechnet Storms Volltreffer: Er lotste ihn im vergangenen Sommer zu den Löwen, wo er eingeschlagen hat wie eine Bombe: Leidenschaft und Spielintelligenz – Myrhol verkörpert beides.

Wie auch immer, packen kann es die Lindgren-Sieben auch ohne ihren norwegischen Kämpfer. Denn zu was Oliver Roggisch und Co. fähig sind, haben sie schon mehrfach bewiesen. In Lemgo (38:22) zum Beispiel oder gegen Magdeburg (40:21), da lief der Löwen-Motor wie geschmiert, auf Hochtouren. Und auch mit Göppingen machte man zuletzt gute Erfahrungen. Im schwäbischen Hexenkessel, in dem viele „Löwen-Fans unschön angegangen worden sind“ (Storm), jubelte man am Nikolaustag über einen 30:29-Sieg.

Womit wir bei der Favoritenrolle wären. Andersson weist die von sich – zumindest zaghaft: „In der Tabelle liegt Göppingen vor uns. Sie haben eine richtig gute Mannschaft“, erklärt der Handball-Fuchs. Wie der Schwaben-Express zu knacken ist, weiß der Schwede aber natürlich ganz genau. Der Plan ist simpel und kein Geheimnis: „Wir müssen Druck aufbauen. Vor allem die zweite Welle nutzen.“ Will heißen: Den Göppingern soll durch pfeilschnelle Gegenstöße die Luft zum Atmen genommen werden. Vollgas ist angesagt. Insbesondere die jugendliche Löwen-Flügelzange um Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki soll wirbeln.

Beim Bundesliga-Gastspiel klappte die Überrumpelungstaktik hervorragend, war laut Andersson quasi der Schlüssel zum Erfolg. Seit Montag wird im Kronauer Trainingszentrum nun fieberhaft an einer Wiederholung gebastelt. Ola Lindgren hat das Kommando. Und das ist auch gut so. Andersson glaubt fest an ihn, hält große Stücke auf seinen Landsmann: „Ola kriegt das hin, er wird alle wieder perfekt integrieren.“ Den Ernstfall simulierte Lindgren am Mittwoch: Am Abend traf man sich mit den Zweitliga-Ballwerfern der TSG Friesenheim, dem Kooperationspartner, zu einem Testspiel. Es wurde einiges ausprobiert.

An der nötigen Unterstützung dürfte es am Sonntag übrigens nicht mangeln. Die Baden-Lions, der Fanclub der Löwen, und die Geschäftsstelle drehten im Vorfeld kräftig an der Werbetrommel. Fünf Fan-Busse wurden gechartert. „Nach meinen Informationen werden uns wohl an die 250 Anhänger begleiten“, freut sich Storm: „Das ist eine ganz tolle Sache.“

Von Daniel Hund

 05.02.2010

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