Löwen und Barcelona trennen sich in der Champions League 38:38-Unentschieden
13.200 Zuschauer in der SAP ARENA erlebten ein unglaubliches Handballspiel, dass an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war. In der Champions League trennten sich die Rhein-Neckar Löwen und der FC Barcelona 38:38 (22:17)-Unentschieden, und doch gab es einen Sieger: die Fans. In der „Hammergruppe A“ hat sich die Truppe von Guðmundur Guðmundsson durch den einen Zähler vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert und zudem beste Chancen, zumindest den zweiten Platz zu erreichen. Der Vorsprung auf Barcelona beträgt weiterhin zwei Punkte.
„Am Ende war es ein gerechtes Unentschieden“, erklärte Henning Fritz, nachdem er kurz durchgeschnauft hatte. Der Löwen-Torhüter trauerte zwar der Möglichkeit nach, die hohe Führung über die Zeit zu retten, erkannte aber gleichzeitig die Leistung
Schon vor dem Anwurf war zu spüren, dass ein besonderes Spiel auf dem Programm stand. Die Lautstärke im „Ufo“ SAP ARENA erreichte eine höhere Dezibelanzahl als sonst und die gelben Leuchtröhren, die die Löwen unter den Zuschauern verteilt hatten, sorgten für eine unnachahmliche Atmosphäre. Es war also angerichtet für einen Handball-Leckerbissen, als die Badener unter dem tosenden Jubel ihrer Anhänger in schwarzen Trikots in die Arena einliefen.
Nach einer kurzen Findungsphase und dem daraus resultierenden 1:3 Rückstand (4.) ließen sich die Löwen von der prickelnden Stimmung in ihrem „Wohnzimmer“ beflügeln. Was sich zwischen der fünften und 20. Minute abspielte, lässt sich aus Sicht der Guðmundsson-Sieben nur mit dem Wort „Weltklasse-Vorstellung“ beschreiben. Gegen den Rekord-Titelträger der Champions League spielten sich die Löwen in einen Rausch, zogen zunächst auf 7:4 (10.), und 11:6 (13.) davon, ehe zehn Minuten vor der Pause eine Acht-Tore-Führung auf dem Videowürfel zu lesen war (17:9).
„In der ersten Halbzeit haben wir alles getroffen“, sagte Guðmundsson nach dem Spiel und lobte die couragierte Vorstellung seiner Mannschaft. Dass es später noch einmal eng werden würde, kam für Oliver Roggisch nicht überraschend: „Barcelona ist ein Weltklasse-Team, da kann man sich auch auf einem so hohen Vorsprung nicht ausruhen.“
Während die Zuschauer in der SAP ARENA aus dem Jubeln gar nicht mehr herauskamen, schien Xavier Pascual zu verzweifeln. Der Coach der Katalanen nutzte jedes taktische Mittel, um den Lauf der Löwen zu stoppen, doch was die Spanier auch probierten, es zeigte keine Wirkung. Bis zur Pause hatte Pascual
Die scheinbar sichere Führung war bereits sechs Minuten nach Wiederbeginn fast aufgebraucht. Beim 24:22 bat Guðmundsson seine Akteure zum Gespräch, was zumindest kurzfristig half, denn anschließend bauten die Löwen die Führung wieder auf vier Tore aus (28:24), ehe „Barça“ noch einmal zulegte. Vor allem Keeper Danjel Šarić hatte sich die Löwen-Angreifer ausgeguckt und parierte in dieser Phase fast jeden Ball. Nach 43:45 Minuten war es soweit, Raúl Entrerríos markierte den 29:29-Ausgleich und als Konstantin Igropulo kurz danach zum 31:30 für den FCB traf, schien die Begegnung zu kippen.
Doch die Löwen fingen sich noch einmal und schlugen mit der Unterstützung ihrer Anhänger zurück. Ivan Cupic sorgte mit einem seiner fünf Treffer für das 34:32 (49.) und läutete damit eine dramatische Schlussphase ein. Eine umstrittene Zwei-Minuten-Strafe gegen Oliver Roggisch nutzte Barcelona zum 37:36 (57.) und 80 Sekunden vor dem Ende lagen die Spanier immer noch mit einem Tor vorne (38:37.). „Die Jungs haben auch in der Schlussphase weitergekämpft und deshalb zurecht einen Punkt geholt“, so Guðmundsson.
Jetzt schickte Guðmundsson einen zusätzlichen Feldspieler auf die Platte, um doch noch zum Sieg zu kommen, doch der Schuss ging fast nach hinten los. Bieleckis Pass auf Stefánsson wurde abgefangen und Victor Tomás warf den Ball ins leere Tor. Doch die Kugel überquerte die Linie zu spät – die Schlusssirene verhinderte den Sieg des FC Barcelona.
Damit wollen sich die Spanier aber nicht abfinden. „Im spanischen Fernsehen ist klar zu sehen, dass der Ball rechtzeitig die Torlinie überschritten hat. Wir werden Protest einlegen“, kündigte Pascual an. „Bei allem Respekt, das hätten die Schiedsrichter erkennen müssen.“
Rhein-Neckar Löwen: Szmal (bis 44. und bei einem Siebenmeter), Fritz (bei drei Siebenmetern und ab 44.), Rominger (n.e.) – Stefánsson (2), Lund, Bielecki (3) – Čupić (5), Gensheimer (15/5) – Myrhol (9) – Roggisch, Šešum (1), Tkaczyk (n.e.), Schmid (2), Gunnarsson (1), Sigurðsson (n.e.), Groetzki (n.e.).
FC Barcelona: Šarić, Sjöstrand (10.-17.) – Nagy (2), Entrerríos (6), Rutenka (2/1) – Rocas (1), Ugalde (3) – Nøddesbo (3) – García (1), Tomás (3), Sorhaindo (2), Sarmiento, Romero (10/6), Jernemyr, Oneto (1), Igropulo (4).
Strafminuten: Myrhol (4), Lund (2), Roggisch (2) – Igropulo (2), Nagy (2), Oneto (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Xavier Pascual.
Zuschauer: 13.200.
Schiedsrichter: Jens Nybo / Leif Poulsen (Dänemark)
Spielfilm: 1:3 (4.), 4:4 (6.), 7:4 (10.), 11:6 (13.), 17:9 (20.), 18:13 (25.), 22:17 (Hz.), 23:20 (33.), 24:22 (36.), 29:26 (41.), 30:31 (46.), 35:33 (51.), 36:36 (56.), 36:37 (57.), 38:38 (Endstand).
Zeitstrafen: 4/3.
Siebenmeter: 5/5 – 8/7.
FC Barcelona: Romero scheitert an Fritz.
Beste Spieler: Gensheimer, Myrhol – Šarić, Romero.