Löwen wollen nach Barcelona-Kracher ersten Sieg in der Champions League
Sportlich betrachtet besteht die Herausforderung vor allem darin, nach dem Marathon-Wochenende den Fokus schnell auf die nächste Aufgabe zu rücken. „Plock darf man nicht unterschätzen. Die sind nicht umsonst Vizemeister in Polen, haben eine gute Abwehr und sind körperlich stark. Unser Anspruch ist es dennoch, zuhause zu gewinnen“, sagt Oliver Roggisch. Der Sportliche Leiter der Löwen will dabei an die zweite Halbzeit gegen Barcelona anknüpfen, als seine Jungs einen Sechs-Tore-Rückstand aufholten und große Moral bewiesen. Neben einer starken Abwehr- und Torhüterleistung wünscht er sich vor allem angemessenes Tempo: „Plock hat viele große Spieler in seinen Reihen, die nicht ganz so beweglich sind.“
„Die Belastung ist Wahnsinn“
Motivationsprobleme nach dem Kracher gegen den spanischen Titelkandidaten am Sonntag sowie dem harten Kampf in Gummersbach am Freitag sieht „The Rogg“ nicht. Wobei er schon ein kritisches Auge auf die Beanspruchung seiner Spieler wirft – physisch wie mental: „Die Belastung ist natürlich Wahnsinn, da reden wir ja auch schon Jahre drüber. Wenn man in 48 Stunden zwei Spiele absolvieren muss, ist das nicht angenehm. Aber die Jungs machen das Beste draus, haben alle Lust auf Champions League. Da gibt es keine Probleme mit der Motivation. Wir sind zweimal Deutscher Meister geworden und wollen uns auf diesem Level beweisen.“
Schaut man auf den Gegner, ist festzustellen, dass die Mannschaft zu dieser Saison mit dem serbischen Nationalspieler Nemanja Obradovic (Rückraum) sowie dem polnischen Linksaußen Przemyslaw Krajewski relativ prominent verstärkt wurde. Der letzte große Titel ist allerdings schon eine Weile her: 2011 feierte man die Meisterschaft – seitdem hat Vive Targi Kielce Plock den Rang als Polens Nummer eins abgelaufen. Zum Duell mit den Löwen kam es bisher genau zweimal. In der Champions-League-Saison 2008/09 setzten sich die Mannheimer jeweils deutlich durch, zuhause mit 38:25, auswärts mit 37:23.
Harres erinnert Roggisch an „Handball alter Schule“
Eine Premiere ist es für das Duell in Sachen Spielstätte. Oli Roggisch freut sich sehr über die Rückkehr in den Harres. „Das ist eine kleine Halle, in der schnell eine tolle, dichte Atmosphäre entsteht“, findet der Sportliche Leiter. Zudem schätzt er die Expertise des Publikums vor Ort. „Die Leute verstehen was von Handball, immerhin gab es hier mit dem TSV Rot einmal einen Bundesligisten“, erinnert „The Rogg“ an die erfolgreichen Zeiten des Klubs, der in den 1950er und 1960er Jahren zu den besten Feldhandball-Mannschaften des Landes zählte. Im Harres fühle man sich an den Handball alter Schule erinnert. „Da erlebt man den Sport so, wie er früher einmal war“, schwärmt Roggisch. Zudem biete die Halle eine gute, weil nahgelegene Alternative zur SAP Arena – und zudem eine, die insbesondere „bei den Spielern sehr gut ankommt“. Für Roggisch selbst bedeuten die Champions-League-Partien im Harres in doppelter Hinsicht ein Heimspiel: Der gebürtige Schwarzwälder lebt seit geraumer Zeit in St. Leon-Rot, fühlt sich sehr wohl in der beschaulichen Gemeinde. Rund 14 000 Einwohner zählt das von einem FDP-Bürgermeister (!) regierte Städtchen, das 1986 mit dem Bau des Harres die Basis für seine neu gestaltete Ortsmitte legte.
Auch Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann lobt den neuen Zweit-Spielort: „Es ist schön, dass wir unseren Fans in dieser Saison eine zweite Heimspielstätte in der Rhein-Neckar-Region bieten können. Wir haben mit dem Harres gute Erfahrungen gemacht.“ Neben Handball-Spielen finden in der Multifunktionshalle unter anderem Sitzungen größerer Firmen, Abschlussbälle, Konzerte und Comedy-Events statt.