THW Kiel gewinnt in der SAP Arena
Die Löwen sind somit zum dritten Mal in Folge im Achtelfinale der Königsklasse gescheitert, ihnen bleiben aber mit der Bundesliga und dem DHB-Pokal noch zwei Wettbewerbe, in denen sie aussichtsreich im Rennen liegen. Der THW trifft im Viertelfinale auf den FC Barcelona. „Wir sind natürlich enttäuscht“, sagte Andy Schmid und fügte an: „Es war aber ein richtig geiles Handballspiel, es hat richtig Spaß gemacht, auf der Platte zu stehen.“ Und der Sportliche Leiter Oliver Roggisch meinte: „Wir hätten vielleicht einen etwas größeren Vorsprung aus Kiel mitbringen müssen.“
Noch fünf Minuten: Marko Vujin bringt den THW mit 25:24 in Führung – damit ist das Ergebnis aus dem Hinspiel egalisiert. Klar ist nun, gewinnt der THW, steht er im Viertelfinale. Die Löwen, die nun mindestens ein Unentschieden brauchen, vertändeln im Angriff anschließend den Ball, unterbinden aber den Tempogegenstoß. Noch vier Minuten: Kiels Niclas Ekberg trifft die Oberkante der Latte, Andy Schmid scheitert im Gegenzug an Niklas Landin.
Noch drei Minuten: Patrick Wiencek erzielt das 26:24 für den THW. Die Löwen stehen nun mit dem Rücken zur Wand, brauchen noch mindestens zwei Treffer in den restlichen 2:40 Minuten. Trainer Nikolaj Jacobsen nimmt die letzte Auszeit. Die Zuschauer sind da, peitschen ihre Mannschaft nach vorne. Die Löwen spielen nun mit sieben Feldspielern und zwei Kreisläufern, doch Kim Ekdahl du Rietz scheitert aus einer mittelmäßig guten Wurfposition. Noch zwei Minuten: Die Kieler nutzen die Chance zur Entscheidung nicht, die Löwen haben den Ball, Patrick Wiencek kriegt nach einem Foul an Baena eine Zwei-Minuten-Strafe. Hendrik Pekeler trifft freistehend am Kreis nur die Latte, der Ball landet knapp vor der Linie.
Noch eine Minute: Die Löwen versuchen es mit einer offenen Deckung, Kiel nimmt die Auszeit. Die Löwen haben 30 Sekunden vor Schluss noch einmal den Ball, doch du Rietz scheitert erst an Landin und wirft dann über das Tor. Das war’s. „Wenn es so eng ist, entscheidet auch die eine oder andere Torhüterparade. Das hat den Ausschlag für den THW gegeben“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen: „Aber ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat gekämpft und alles versucht.“
Die Partie war nicht nur in der Schlussphase nervenaufreibend, es war von Beginn an das erwartete spannende, enge und auch kampfbetonte Spiel. Bei den Kielern war nicht nur der angeschlagene Domagoj Duvnjak von Beginn an auf dem Parkett, sondern überraschend auch die diese Woche als verletzt gemeldeten Rene Toft Hansen und Steffen Weinhold. Wobei Toft Hansen nicht wirklich dabei war. In der zweiten Minute bekam er eine Zwei-Minuten-Strafe, in der sechsten Minute die Rote Karte nach einer harten Attacke gegen Alexander Petersson. Für ihn war die Partie damit beendet.
Doch trotz zweimaliger Unterzahl fanden die Kieler besser in die Partie, führten nach sieben Spielminuten mit 3:0. Das lag daran, dass den Löwen anfangs im Angriff nichts und in der Abwehr nicht viel gelang. Die Kieler kamen selbst in Unterzahl zu einfachen Toren. Nach der nervenaufreibenden Anfangsphase steigerten sich die Badener allerdings, fanden nun besser ins Spiel. Andreas Palicka, der schon in den ersten beiden Begegnungen dieser Saison gegen Kiel klasse gehalten hatte, drei Siebenmeter abwehrte, aber nach rund 40 Spielminuten aber verletzt auswechselt werden musste (Jacobsen: „Es ist was im Oberschenkel“), reihte nun Parade an Parade. Fünf waren es nach den ersten zehn Spielminuten, elf insgesamt. Und die Abwehr stand nun auch sicherer. „Wir haben Leidenschaft gezeigt“, lobte Schmid.
Nach dem Wechsel nahm die Partie an Intensität noch zu. Die Löwen standen nun noch besser in der Abwehr, der THW musste nun noch mehr um jeden Treffer kämpfen. Immer wieder zeigten die Schiedsrichter Zeitspiel an, weil die Badener die Norddeutschen nicht zum Abschluss kommen ließen. Einige Male lösten die Kieler diese Situationen mit ihrer individuellen Klasse, einige Male eben nicht. So konnten sich die Löwen, bei denen nun auch die Rückraumspieler vermehrt Torgefahr ausstrahlten, wieder auf zwei Treffer absetzen. Es sah gut aus für die Löwen.
Doch dann, ab der 40. Spielminute, war der THW wieder auf Augenhöhe. Die Löwen spielten nun zu fehlerbehaftet im Angriff, die Kieler kamen so zu einfachen Treffern per Tempogegenstoß. Auch in der Abwehr ließen die Löwen nach gutem Beginn im zweiten Durchgang nach. „Wir haben in der Defensive nicht mehr die Leidenschaft aus der ersten Halbzeit gezeigt“, monierte Hendrik Pekeler. Beim 22:21 (49.) führten die Kieler erstmals seit Mitte der ersten Hälfte wieder. Und legen nun immer wieder einen Treffer vor, die Löwen glichen aus. Das 24:24 von Alexander Petersson sechs Minuten vor dem Ende sollte allerdings der letzte Treffer der Badener in dieser Begegnung sein. „Kleinigkeiten haben die Partie entschieden“, meinte Patrick Groetzki.
Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 24:26 (12:12)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (ab 42.), Palicka – Schmid (1/1), Sigurdsson (5), Banea Gonzalez, Steinhauser (n.e.), Larsen (1), Reinkind, Gedeon Guardiola, Groetzki (3), Ekdahl du Rietz (6), Pekeler (3), Petersson (5), Keller (n.e.), Trost (n.e.)
THW Kiel: Landin, Wolff – Duvnjak (3), Toft Hansen, Lackovic, Weinhold (3), Dissinger, Wiencek (4), Ekberg (1), Zeitz, Dahmke, Brozovic, Vujin (5), Bilyk (5), Nilsson (3), Santos (2)
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Alfred Gislason
Schiedsrichter: Slave Nikolov/Gjorgji Nachevski (Mazedonien)
Zuschauer: 10.712
Strafminuten: 4/8
Siebenmeter: 2/1 – 4/0
Sigurdsson scheitert an Landin
Ekberg scheitert an Palicka
Vujin scheitert an Palicka
Ekberg scheitert an Palicka
Vujin scheitert an Appelgren
Zeitstrafen: Ekdahl du Rietz (2), Guardiola (2) – Toft Hansen (2), Brozovic (4), Wiencek (2)
Rote Karte: Toft Hansen (6. Minute)
Spielfilm: 0:3 (6.), 3:4 (8.), 5:5 (15.), 9:7 (22.), 12:12 (Hz.), 14:12 (34.), 17:15 (40.), 18:18 (43.), 21:22 (49.), 24:24 (55.), 24:26 (Ende)
Beste Spieler: Petersson, Ekdahl du Rietz – Bilyk, Landin, Vujin.