Rhein-Neckar Löwen

Löwen gewinnen Zeitreise

37:31 im Benefizspiel gegen Traditionsteam in der Östringer Stadthalle

Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft: Der aktuelle Löwenkader traf am Mittwochabend in der proppenvollen Östringer Stadthalle auf ein Traditionsteam, auf die Aufstiegsmannschaft 2002/03, die sich noch die eine oder andere Verstärkung dazu geholt hatte. Und es wurde ein Event der ganz besonderen Art. Die Zeitreise durch zehn Jahre mit der Ausrichtung auf den neuen Weg, den die Handballer der Rhein-Neckar Löwen mit ihrer Mischung aus Topspielern und Talenten eingeschlagen haben, wurde begleitet von den Ringern des KSV Östringen und den Fußballern des FC Östringen. Die Vereine zogen in der Stadt im Kraichgau an einem Strang. Schließlich hatte das Wiedersehen auf dem Handball-Parkett auch einen ganz besonderen Hintergrund: Alle Einnahmen rund um dieses Duell werden an die Familie Bender gespendet. Raffaela und Elias haben den Ehemann beziehungsweise den Papa viel zu früh verloren. Marco, erfolgreicher und beliebter Ringer des KSV, ist vor wenigen Wochen an Krebs gestorben, er wurde nur 32 Jahre alt. Vor der Partie dankte der Vorsitzende des TSV Baden Östringen, Sebastian Geider, allen die ihren Teil zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hatten und erinnerte an den Ringer Marco Bender als ein sportlich und menschlich großes Vorbild.

Am Ende stand ein 37:31 (20:15) auf der Anzeigetafel und auf die Protagonisten auf dem Parkett prasselte der langanhaltende Applaus von vielen begeisterten Zuschauern nieder. „Das hier war der absolute Wahnsinn, ich freue mich riesig“, lauteten die Dankesworte von Östringens Bürgermeister Felix Geider, der selbst ein Trikot übergestreift hatte. Als das Stadtoberhaupt vor einigen Wochen die Vereine angesprochen und um Unterstützung gebeten hatte, gab es kein Zögern: „Alle haben prompt ihre Bereitschaft signalisiert. Und was wir nun auf die Beine gestellt haben, ist wirklich grandios.“

An den Pfeifen: Im ersten Abschnitt zunächst der Fan-Beauftragte Karl-Heinz Mächtel und Löwen-Manager Thorsten Storm, nach 17:29 Minuten (nach der Auszeit des Traditionsteams) dann das Schiedsrichter-Gespann Jan Reif/Christian Scherrer (TSV Malschenberg).

Auch das Trainertandem von einst, Rolf Bechtold/Michael Roth, saß auf der Bank. Roth, der mit seiner Bundesligatruppe der MT Melsungen ab Freitag am Sparkassen Cup des TSV Altensteig teilnimmt und aktuell dort ein Trainingslager absolviert, tauschte kurzerhand die Mannschaft: „Ich habe mich so darauf gefreut, nach Östringen zu kommen und viele Leute wieder zu treffen.“ Roth war über ein Jahrzehnt im Kraichgau, die Östringer Stadthalle wurde zum zweiten Zuhause. „Und die alten Jungs haben mich wirklich überrascht. Das hat Riesen-Spaß gemacht, alle haben mit sehr viel Ehrgeiz agiert – und es hat keine Verletzungen gegeben. Das ist das Wichtigste“, unterstrich der 50-Jährige. Und wie haben sich die Ehemaligen geschlagen? „Das Team hat sich super präsentiert und dass die Jungs Handball spielen können, das dürfte ja auch klar sein“, bilanzierte Rolf Bechtold.Rückraumspieler Matthias Rohr, der es übernommen hatte, die alten Kumpels von damals zusammen zu trommeln, war überwältigt: „Das war eine wirklich gelungene Veranstaltung für einen guten Zweck und wir freuen uns, dass wir helfen können.“ Und zum Spiel? „Nach dem 1:7 dachte ich, vielleicht haben wir uns übernommen. Aber dann sind wir ins Rollen gekommen. Das hätte ich manchem nicht zugetraut.“

Tatsächlich zog sich das Traditionsteam sehr gut aus der Affäre. Und erspielte sich bald auch einen Bonuspunkt: Das zweite Tor von Rechtsaußen Marco Hauk erzielte dieser per Kempa-Trick. Hallensprecher Jürgen Essig legte sich prompt fest: „Dieses Tor zählt doppelt.“ Damit hatten die „Ehemaligen“ zur Pause 14 Treffer erzielt, aber die 15 prangte auf der Tafel. 20:15 – und nach dem Wechsel ging es munter weiter. Und da griff Coach Michael Roth auch schon mal in die nicht ganz erlaubte Trickkiste: Beim Siebenmeter von Uwe Gensheimer stellte er beide Keeper hintereinander in die Hütte – „Gense“ scheiterte nach kompletter Drehung an Daniel Unser. Die drei anderen Strafwürfe versenkte der Linksaußen gewohnt sicher und meinte augenzwinkernd nach dem Abpfiff: „Wir haben für das Traditionsteam das Tempo gut dosiert.“

Während der Veranstaltung wurden die Trikots des Traditionsteams mit den Unterschriften aller Akteure versteigert. Bereits vor der Partie hingen die Shirts im VIP-Raum aus, jeder konnte sein Gebot für seinen persönlichen Favoriten abgeben, der jeweils höchste Betrag wurde am Trikot befestigt. Zwischenstände wurden durchgesagt. Nach dem Spiel wurden die Jerseys an den jeweils Meistbietenden übergeben und die neuen Besitzer konnten ziemlich zufrieden ihre Unikate nach Hause tragen. Spitzenreiter war im Übrigen das Trikot von Christian Zeitz vom THW Kiel. Der Linkshänder aus Östringen konnte zwar nicht persönlich in der Stadthalle dabei sein, hatte es sich aber nicht nehmen lassen, ein Shirt zur Verfügung zu stellen. Es wurde für 150 Euro ersteigert. Knapp dahinter: das von allen Akteuren unterschriebene Jersey des Bürgermeisters Felix Geider. Das nächste Testspiel der Löwen steht am kommenden Mittwoch (8. August) in der Mehrzweckhalle in Kronau auf dem Programm. Die Partie gegen den Ligakonkurrenten VfL Gummersbach wird um 19 Uhr angeworfen.

Rhein-Neckar Löwen: Stojanovic, Maier (ab 31.) – Schmid (2), Roggisch (1), Gensheimer (3/3), I. Guardiola (4), Djozic (2), Taieb (4), Gerlich (4), Myrhol (5), Steinhauser (6), Kretschmer (1), Bitz (5).

Traditionsteam: Pagel (bis 30. und bei einem Siebenmeter), Unser – Drögemüller (1), Schuppler (1), Rohr (1), Bechtold, Meiser (6), Ostheimer (2), P. Körner (4), Fetzer (2), Hauk (7/1 ein Treffer zählt doppelt), Mauer (3/2), Geider, Englich (1), Böhmler, Löhr (2).

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