Rhein-Neckar Löwen

Löwen halten acht Trümpfe in der Hand (MM)

Badener gehen selbstbewusst und als Tabellenführer in die letzten beiden Spieltage

COBURG/MANNHEIM. Mit Meisterschaftsfeiern sind die Rhein-Neckar Löwen noch unerfahren, doch einen ersten Vorgeschmack auf grenzenlosen Jubel, tobende Fans und ohrenbetäubenden Lärm haben die Badener bereits bei ihrem 42:19 (22:8)-Rekordsieg gegen den ThSV Eisenach bekommen. Zwar waren es „nur“ die Coburger Fans, die in der Ausweichspielstätte der Eisenacher aus der Ferne den Zweitliga-Aufstieg ihres HSC bejubelten (22:18 in Pforzheim), aber diese Szenen könnten sich bald auch in Mannheim und Umgebung wiederholen. Schließlich gehen die Löwen nach ihrem Kantersieg vom Samstagabend und dem gestrigen Kieler 33:25 gegen Flensburg punktgleich und mit acht Toren Vorsprung wieder als Erster in die letzten beiden Spieltage.

Am Mittwoch gegen MT Melsungen (20.15 Uhr/SAP Arena) können die Löwen im Fernduell weiter vorlegen und den nächsten Schritt zur ersten Meisterschaft machen.

Trainer Gudmundur Gudmundsson nahm das Ergebnis von der Ostsee gestern aufmerksam zur Kenntnis – mehr aber auch nicht. „Wir dürfen uns nicht auf solche Rechenspiele einlassen und über den Auswärtssieg-Rekord können wir auch nach der Saison sprechen. Der Fokus liegt allein auf den nächsten 60 Minuten“, forderte der Isländer, der allerdings von der Zielstrebigkeit seiner Mannschaft beeindruckt war. „Wie sie das durchgezogen hat – das macht mich schon stolz.“

„Damit konnte niemand rechnen“

Gegen Eisenach hatten die Löwen jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht und überraschten sich mit dem höchsten Auswärtssieg der Bundesliga-Geschichte vor allem selbst ein bisschen. „Damit konnte natürlich niemand nicht rechnen“, kommentierte etwa Patrick Groetzki den Kantersieg und ersann gleich eine neue Dimension für solche außergewöhnlichen Auftritte: „Das war mehr als das Optimum. Für so ein Ergebnis muss schon alles zusammenpassen.“

Es kam tatsächlich einiges zusammen – vor allem für die bemitleidenswerten Eisenacher. Nur mit einem Rumpfkader angetreten, wollte den Thüringern vor allem im ersten Durchgang gar nichts gelingen. Immer wieder nutzten die Löwen die Fehler der Gastgeber zu Gegenstößen. Und kam doch mal ein Ball aufs Tor, war Niklas Landin zur Stelle, der am Ende 26 (!) Paraden verbuchen konnte. Teilweise verweigerten die gefrusteten ThSV-Profis sogar den Wurf Richtung Löwen-Tor. Im Gegensatz zu Lemgo, das sich in der Vorwoche ein 24:46 einfing, stand hier eine nicht mehr bundesligataugliche Truppe auf dem Platz. „Unsere Spieler sind geschockt“, fasste Eisenachs Geschäftsführer Karsten Wöhler die Stimmung im ThSV-Lager zusammen.

„Die Verfassung der Eisenacher hat uns natürlich in die Karten gespielt, aber selbstverständlich ist ein solcher Sieg dennoch nicht. Jetzt muss man sehen, was das am Ende wert ist“, meinte der beste Löwen-Werfer Andy Schmid, bevor die Blicke gestern Richtung Kiel gingen. Schmid und Groetzki wollten sich mit einem Flensburger Pils das Duell der Nord-Rivalen anschauen, Trainer Gudmundsson bevorzugte einen längeren Spaziergang und die ersten Vorbereitungen für das Melsungen-Spiel.

Dort wollen die Löwen mit kühlem Kopf und heißem Herz an die jüngste Vorstellung anknüpfen. „Mir hat vor allem imponiert, dass wir zu keiner Zeit überdreht haben. Wenn man zu viel will, kann der Schuss schließlich auch schnell mal nach hinten losgehen“, war Geschäftsführer Thorsten Storm ebenfalls beeindruckt und nahm das Ausrufezeichen der Löwen-Profis gerne zur Kenntnis. „Das war aber kein Zeichen in Richtung Kiel, sondern vor allem ein Zeichen für uns, dass wir diese Sensationsmeisterschaft tatsächlich holen können.“

Von Thorsten Hof

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