Rhein-Neckar Löwen

Löwen heiß auf Duell mit Karabatic (Sport1.de)

Die Rhein-Neckar ziehen das große Los: Im Champions-League-Viertelfinale gegen Barcelona wollen sie über sich hinauswachsen.

Mannheim – Über Talant Duschebajew, über den „Tiefschlag-Eklat“, wollte Gudmundur Gudmundsson nicht mehr sprechen. „Von meiner Seite ist es jetzt, wie es ist. Ich werde mich nicht mehr dazu äußern“, sagte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen: „Und über ihn auf keinen Fall, nie mehr.“ Die passende Antwort auf das peinliche Verhalten des früheren Welthandballers Duschebajew hatten die Löwen ohnehin schon auf dem Platz gegeben.

Sieg für den Trainer

Das Wort „Genugtuung“ kam zwar keinem der Handballer nach dem Viertelfinal-Einzug in der Champions League gegen KS Vive Targi Kielce über die Lippen – der Jubel mit der obligatorischen Humba und die Erleichterung nach dem hart umkämpften 27:23 (16:14) in Mannheim sprachen aber Bände. Der Sieg, sagte Kapitän Uwe Gensheimer, sei „natürlich auch für den Trainer“ gewesen. Als nächster Gegner wartet nun Ende April die Übermannschaft des FC Barcelona auf die Löwen. 

„Glücklich mit der Auslosung“

„Unsere Fans sind jetzt richtig heiß, und wir sind sehr glücklich mit der Auslosung“, sagte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm über das Duell mit dem Starensemble aus Katalonien um den französischen Superstar Nikola Karabatic: „Es ist ein großes Spiel für alle deutschen Handball-Fans, und unser Team wächst immer mehr zusammen.“ Bereits in den engen Achtelfinal-Duellen mit dem polnischen Favoriten KS Kielce war die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson über sich hinausgewachsen.

Gudmundsson angeschlagen

Nach dem Hinspiel gegen Kielce (28:32) in Polen hatte Kielces Coach Duschebajew mit einer vermeintlichen Attacke auf Gudmundsson sowie wüsten Beleidigungen während der Pressekonferenz einen Eklat ausgelöst. Gudmundsson „war gut angeschlagen, das hat auch jeder bei uns gemerkt“, sagte Nationalspieler Patrick Groetzki. Das Rückspiel am Montagabend wurde umso mehr zum Nervenkrimi.

Entschuldigung? Fehlanzeige

Duschebajew allerdings tat am späten Abend, als wäre nichts gewesen. Etwas mehr als vier Minuten saß er mit Gudmundsson während der offiziellen Pressekonferenz lächelnd auf dem Podium – wenigstens ein entschuldigendes Wort in der Öffentlichkeit? Fehlanzeige. Später trank er mit Freunden in der Arena noch ein kleines Bier. Schon vor der Partie hatte Duschebajew jegliche Schuld von sich gewiesen, allein die verbale Attacke gab er zu.

Verwunderung über Urteil

„Dieser Fairplay-Gedanke, den wir Sportler untereinander haben, sollte auch unter den Trainern herrschen“, sagte Nationalspieler Oliver Roggisch: „Die Trainer sind alt genug und Manns genug, das auch untereinander zu klären. Dass so etwas nicht mehr passieren sollte, ist klar. Und ich glaube, das wird Talant auch nicht mehr passieren – so etwas brauchen wir in unserem Sport nicht.“

Dass die Europäische Handball-Föderation (EHF) nach genauer Ansicht der TV-Bilder keinen Schlag gegen Gudmundsson erkennen konnte und lediglich eine Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro verhängte, „werde ich nie verstehen“, sagte Gudmundsson: „Das Urteil ist jetzt gefallen, aber ich kann es nicht verstehen. Aber so ist das Leben. Man erlebt einiges, so ist es jetzt.“

Sonderlob für Landin

Die Löwen behielten dennoch in der auch deshalb aufgeheizten Atmosphäre vor 8805 Zuschauern einen bemerkenswert kühlen Kopf. „Ich bin natürlich unheimlich stolz und zufrieden“, sagte Gudmundsson: „Es ging um sehr viel, nicht nur auf dem Feld. Aber ich finde, wir haben das alle sehr, sehr professionell gemacht.“ Wenn es eng wurde, konnten sich die Gastgeber vor allem auf Torwart Niklas Landin verlassen, der mit 27 Paraden eine `“unglaubliche Leistung“ (Gudmundsson) zeigte.

Erst im zweiten Durchgang bauten die Gastgeber den Vorsprung zwischenzeitlich auf fünf Tore aus, ließen die Polen aber immer wieder herankommen. Am Ende entschieden die mehr erzielten Auswärtstore über den Einzug in das Viertelfinale.

Schwere Brocken für Kiel und Flensburg

Die Hinspiele in der Runde der besten Acht werden zwischen dem 16. und 20. April ausgetragen. Die Rückspiele steigen eine Woche später. Ähnlich wie die Löwen erwischten auch der THW Kiel (gegen Metalurg Skopje) und die SG Flensburg-Handewitt (gegen Hamburg-Bezwinger Vardar Skopje) schwierige Aufgaben. Dennoch nimmt das deutsche Trio das Final Four ins Visier.

„Es wird ein hartes Duell für uns, wir sind gewarnt“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke: „Vardar hat gegen Hamburg gezeigt, wie stark sie sind. Aber wir wollen nach Köln und werden uns top vorbereiten.“ 

Zufrieden, aber nicht glücklich

In Mazedoniens Hauptstadt Skopje erwartet Flensburg und Kiel jeweils ein richtiger Hexenkessel. Sowohl Vardar und Metalurg tragen ihre Champions-League-Spiele in der Boris-Trajkovski-Arena aus. „Wir haben gehofft, dass es nicht zu einem deutschen Duell kommt“, sagte THW-Vertreterin Sabine Holdorf-Schust: „Ich bin zufrieden, aber nicht glücklich.“

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