Rhein-Neckar Löwen

Löwen nur Gast bei THW-Feier (MM)

Beim 25:31 gegen den alten und neuen Meister Kiel sind die Badener erneut ohne Chance / Gensheimer trifft bei Comeback

KIEL. Insgeheim hatten die Rhein-Neckar Löwen wohl schon ein bisschen darauf spekuliert, dem THW Kiel die vorzeitige Meisterfeier verderben zu können. Doch nach 60 Minuten Gipfeltreffen an der Ostsee und einer 25:31 (7:15)-Niederlage musste der chancenlose Tabellenzweite gestern Abend vor 10 285 siegesgewissen Fans dann doch anerkennen, dass gegen den Branchenführer aus Kiel auch in dieser Saison nichts zu holen ist.

Als um 21.39 Uhr die 18. Meisterschaft der „Zebras“ feststand und in der Sparkassen-Arena die feucht-fröhliche Sause mit Meister-Shirts und dem üblichen Begleitprogramm begann, konnten die Löwen nur die undankbare Rolle der ersten Gratulanten übernehmen. Auch das Comeback von Uwe Gensheimer bei zwei Siebenmetern und in der Schlussphase nach rund sechs Monaten Verletzungspause gab den Löwen, die schon zur Pause geschlagen waren, nicht den erhofften Impuls. Vor dem Final-Four-Turnier um den EHF-Cup am Wochenende in Nantes muss Trainer Gudmundur Gudmundsson diese Schlappe nun schnellstens aus den Köpfen seiner Spieler bekommen.

„Wir waren heute nur der prominente Gast bei der Meisterfeier“, musste Löwen-Spielmacher Andy Schmid einräumen. „Wir waren wie schon im Hinspiel ohne Chance.“ Kiels Trainer Alfred Gislason dagegen genoss den Triumph: „Im Dezember haben alle schon von einem Wachwechsel gesprochen, aber wir sind für unsere Hartnäckigkeit belohnt worden.“

Die Badener kamen vom Start weg überhaupt nicht in die Partie, es dauerte acht Minuten bis Bjarte Myrhol beim 3:1 erstmals den Ball im Kieler Tor versenkte. Die Gelbhemden fanden kaum ein Mittel gegen die offensive Abwehr des THW und auch als Filip Jicha schnell die zweite Zeitstrafe kassierte (11.), konnten die Löwen diesen Umstand nicht nutzen. Abspielfehler prägten die Angriffe, immer wieder rauschten die Bälle aus dem Rückraum an Thierry Omeyers Kasten vorbei. Oft agierte der Tabellenzweite am Randes des Zeitspiels und fand selten den besser postierten Mitspieler. Beispiel gefällig? Während Kiels Rechtsaußen Christian Sprenger im ersten Durchgang schon viermal getroffen hatte, kam sein Pendant Patrick Groetzki erst gar nicht zum Wurf. Dass dann auch noch Gensheimer bei seinem Comeback vom Siebenmeter-Punkt erst an Omeyer und dann an der Latte scheiterte, passte ins Bild. Einzig Torwart Niklas Landin und Kreisläufer Myrhol fanden halbwegs zu entsprechender Form, bis zum 11:7 (28.) war auch das Ergebnis noch im Rahmen. Bis zum Pausenpfiff kassierten die Badener dann aber nicht weniger als vier Tore in Folge, so dass die Partie beim Gang in die Kabinen schon entschieden war. Dementsprechend gerieten die zweiten 30 Minuten zum Schaulaufen des alten und neuen Meisters. Der THW ließ allerdings nicht locker, zu groß war die Verlockung, den Widersacher aus dem Süden mit einer richtigen Packung nach Hause zu schicken. Beim 19:9 (37.) und 25:14 (45.) bestand Debakel-Alarm, Gudmundsson schonte hier bereits seine Stammkräfte, während die Kieler Fans die ersten Meistergesänge anstimmten. Mit dem 31:25-Endstand durch Gensheimers erstes Tor waren die Löwen dann gut bedient.

Die Badener verloren gestern allerdings nicht nur das Spiel in Kiel, sondern wohl auch den Vertragspoker um den THW-Rückraumschützen Momir Ilic. Aus Kieler Kreisen hieß es, dass Ilic für drei Jahre beim ungarischen Top-Klub Veszprem unterschrieben habe.

Von Thorsten Hof

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