TSV Hannover-Burgdorf kommt morgen in die SAP Arena
„Ich bin ziemlich sprachlos“, sagte Spielmacher Andy Schmid. „Zum Glück haben wir nicht lange Zeit nachzudenken wie schlecht wir waren, denn schon am Samstag kommt Hannover“,richtete der Schweizer direkt nach der Pleite in Zagreb den Blick auf die morgige Partie in der SAP Arena, die um 19 Uhr angepfiffen wird. (Eintrittkarten noch an der Abendkasse). Und auch Trainer Nikolaj Jacobsen beschäftigte sich direkt nach dem Spiel schon mit dem kommenden Gegner. „Die Niederlage in Zagreb tut sehr, sehr weh, aber wir müssen und werden gegen Hannover eine Antwort geben“, kündigte Jacobsen an, obwohl die Vorbereitung auf die Messestädter kürzer wohl nicht sein konnte. Nur eine einzige Trainingseinheit hat der Däne heute, um seine Mannschaft wieder aufzurichten, den Fokus von der Champions League wieder auf die Bundesliga zu richten.
In der Champions League möchte der morgige Löwen-Gegner in naher Zukunft ebenfalls auflaufen. „Das ist eine Vision, die uns alle antreibt“, sagte Benjamin Chatton, der Erfolgsmanager der TSV Hannover-Burgdorf im Juli 2014. Im Jahr zuvor hatten sich die aufstrebenden Niedersachsen erstmals für den EHF-Pokal qualifiziert – und seitdem sind sie stets ein heißer Kandidat für die einstelligen Tabellenplätze. Nur 2015 verkauften sich die Niedersachsen mit Rang 13 unter Wert. Es kam mit Jens Bürkle ein neuer Trainer, prompt ging es mit den Hannoveranern wieder bergauf. Nach Platz sieben in der vergangenen Saison gehört der Klub in dieser Spielzeit zwar (noch) nicht zu den Anwärtern auf einen Startplatz in der Champions League, aber die EHF-Pokalteilnahme ist machbar. Keine Frage: In Hannover hat sich etwas entwickelt. Dank Bürkle. Und dank Chatton. Mit den Olympiasiegern Casper Mortensen auf Linksaußen und Regisseur Morten Olsen, der ein überragendes Turnier in Rio spielte, stehen zwei dänische Ausnahmespieler im TSV-Kader. Hinzu kommen Europameister Kai Häfner, der zu den Stützen der deutschen Nationalmannschaft und zu den torgefährlichsten Bundesligaspielern zählt, und der Ex-Friesenheimer Erik Schmidt, der im Januar ebenfalls den EM-Titel holte. Mit Fabian Böhm kam zudem vor dieser Saison ein spielstarker Rechtshänder aus Balingen für den Rückraum. Kurzum: Dass Hannover in dieser Saison so weit oben in der Tabelle steht, ist kein Zufall.
Was das angeht, sieht es bislang sehr gut aus. Und spätestens ab der Spielzeit 2017/2018 wird man den Klub von der Leine ohnehin zu den Top-Fünf der Liga zählen müssen, denn Chatton hat bereits den nächsten Hochkaräter in die niedersächsische Landeshauptstadt gelockt. Die „Recken“ haben den russischen Nationalspieler Pavel Atman unter Vertrag genommen. Der Weltklasse-Rückraumspieler, der auf der Mitte und im linken Rückraum eingesetzt werden kann, kommt vom ChampionsLeague-Teilnehmer Meshkow Brest nach Hannover und bleibt bis 2020. Welch überragenden Qualitäten Atman hat, erfuhren die Rhein-Neckar Löwen bereits am eigenen Leib, als sie in dieser Saison in Brest verloren und Meshkows Taktgeber Atman eigentlich nie in den Griff bekamen. Entsprechend stolz auf diesen Transfer-Coup ist Bürkle. „Ich freue mich sehr über diese Verpflichtung. Pavel ist ein international erfahrener Spieler, der über eine sehr hohe Schnelligkeit verfügt. Zudem hat er auch Qualitäten in der Abwehr und im Tempogegenstoß“, schätzt der Trainer das Gesamtpaket des russischen Nationalspielers, der dem Abenteuer in Deutschland gespannt entgegenblickt. „Es war immer ein Ziel von mir, in der Handball-Bundesliga zu spielen. Dass es ab dem kommenden Sommer soweit sein wird, freut mich sehr. Ich kann es kaum erwarten, mich mit den Topstars der stärksten Liga der Welt zu messen.“ Fest steht auf jeden Fall: Atman nimmt eine zentrale Rolle in den Zukunftsplanungen der Hannoveraner ein, damit die Vision von der Champions League vielleicht wirklich irgendwann einmal zur Realität wird. „Pavel Atman bringt für uns ein interessantes Paket aus Erfahrung und Flexibilität mit“, sagt Geschäftsführer Chatton, der seit seinem Amtsantritt 2011 den Verein mit finanziellem Geschick und sportlichem Weitblick extrem weiterentwickelt hat. Denn wie er selbst sagt, ist es „keine Selbstverständlichkeit, dass sich ein Spieler wie Pavel für den Standort Hannover entscheidet“. Dass er dennoch gekommen ist, spricht zweifelsohne für die gute Arbeit an der Leine.