33:34-Niederlage nach Acht-Tore-Rückstand / Leistung lange unterirdisch
„Ich finde, wir haben einen sehr guten Charakter gezeigt“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach 60 äußerst wechselhaften Minuten, die als Sinnbild für die gesamte Löwen-Saison gelten können. „Wir haben nicht aufgegeben, die Füchse dafür nachgelassen – und dann geht es schnell im Handball.“ Binnen zehn Minuten drehten die Badener einen 24:31-Rückstand in ein 33:34. Nur der Ausgleich blieb ihnen verwehrt. Zuvor hatte Jacobsen ein ganz, ganz bescheidenes Spiel seiner Jungs gesehen: „Man muss auch anerkennen, dass Berlin das sehr gut gemacht hat. Uns hat vor allem in der Abwehr die Härte gefehlt. Das war lange nicht gut und völlig ohne Seitwärtsbewegung.“
Der Start ist nicht mal schlecht
Auf der Platte in Berlin müssen die Löwen tatsächlich von Anfang an hart arbeiten. Durch Paul Drux und Fabian Wiede legen die Berliner erst einmal binnen 60 Sekunden vor, Jakov Gojun macht das 3:1 per Gegenstoß (5.). Mit Steffen Fäth (3:2) und der schnellen Mitte mit Zielspieler Gudjon Valur Sigurdsson robben sich die Löwen heran, Patrick Groetzki aus einem Winkel nahe Null schafft den ersten Ausgleich zum 4:4 (8.). Bis zum 6:6 in der 13. Minute bleiben die Badener im Spiel – dann reißt plötzlich der Faden.
Löwen machen die Schleusen auf
Daran ändert auch die nächste Jacobsen-Auszeit in der 24. Minute nichts. Da steht es 17:9 für Berlin, hat Filip Taleski in der 5:1-Abwehr noch keinen Eindruck hinterlassen können, Can Adanir im Tor für Appelgren noch keinen Zugriff gefunden. Seine erste Bundesliga-Parade, ein Siebenmeter gegen den Liga-Siebenmeter-Rekordtorschützen Lindberg, ist nur ein schöner Randaspekt. In die Pause gehen die Löwen – völlig verdient – mit einem Sechs-Tore-Rückstand und einem 20:14 für superkonsequente Füchse.
Andy Schmid geht voran – mit dem Kopf durch die Mauer
Nach der Pause kommt Appelgren zurück ins Tor, der schon Ende der ersten Hälfte gekommene Vladan Lipovina trifft zum 20:15 (33.). Der Start zur Aufholjagd ist das (noch) nicht. Jacobsens Abwehrumstellung auf 4:2-Deckung mit zwei offensiven Außen läuft ins Leere, die Berliner spielen regelrecht damit. Holm und Drux spazieren durch die Löwen-Reihen, stellen blitzschnell auf 22:15 (34.). Im nächsten Angriff geht Andy Schmid mit dem Kopf durch die Berliner Mauer. Es ist ein erster Hinweis darauf, was nun noch kommen soll (22:16, 35.).
Jetzt ist Schmid wieder in Torlaune, der Kapitän marschiert voran. Er trifft zum 32:30 (56.), 33:31 (57.), beim 34:33 stellt er sogar den Anschluss wieder her. Selbst die Rote Karte gegen Ilija Abutovic bringt die Gelben nicht aus dem Tritt. Sie wollen hier die Wende schaffen, legen alles in die letzten Sekunden, kassieren einen Siebenmeter, den Teufelskerl Appelgren hält. Zehn Sekunden sind es noch, Löwen im Ballbesitz. Der lange Ball nach vorne – er kommt zu spät. Die Uhr tickt runter und Heinevetter mit seiner zwölften Parade gegen den Notwurf Sigurdssons macht alles klar. Es bleibt beim 34:33. Der große Löwen-Kampf wird am Ende nicht belohnt, ist aber aller Ehren wert.
Füchse Berlin – Rhein-Neckar Löwen 34:33 (20:14)
Füchse: Heinevetter, Semisch – Wiede (6), Elisson (3), Holm (6), Struck, Mandalinic, Gojun (2), Lindberg (7/4), Zachrisson, Schmidt, Reißky, Koch (1), Marsenic (1), Drux (8)
Löwen: Appelgren, Adanir (22.-30. Minute) – Schmid (8/1), Lipovina (3), Sigurdsson (7/1), Radivojevic, Abutovic (1), Mensah (3), Fäth (2), Groetzki (2), Taleski, Guardiola (1), Kohlbacher (6), Röller, Kessler
Trainer: Velimir Petkovic – Nikolaj Jacobsen
Schiedsrichter: Ronald Klein / Christoph Immel
Strafminuten: Guardiola (2), Abutovic (6) – Schmidt (2), Gojun (2), Marsenic (4)
Rot: Abutovic (3. Zeitstrafe)
Siebenmeter: 4/6 – 2/3
Füchse: Lindberg scheitert an Adanir (28.) und Appelgren (60.)
Löwen: Schmid scheitert an Heinevetter (36.)
Spielfilm: 2:0, 2:1, 3:1, 3:2, 4:2, 4:4, 5:4, 5:5, 6:6, 11:6, 12:8, 14:9, 17:9, 18:11, 20:14 (HZ), 20:15, 22:15, 24:16, 27:19, 29:22, 30:23, 31:24, 31:27, 32:28, 33:31, 34:33 (EN)
Bilder: RNL/Michaela Kösegi