Rhein-Neckar Löwen

Löwen ziehen ihr Ding durch – und wie!

41:28-Erfolg im letzten Heimspiel der Saison gegen die MT Melsungen

Auf einem Banner bedankten sich die Spieler nach der Partie. In den 60 Minuten zuvor hatten sie für ein geiles letztes Heimspiel der Bundesligasaison gesorgt. In der fast ausverkauften SAP Arena vor 12.022 Zuschauern gewannen sie am Mittwochabend mit 41:28 (21:12) gegen die MT Melsungen.

Durch den Erfolg im vierten Spiel in kurzer Zeit mit einer vierstelligen Zuschauerzahl haben die Löwen die Heimspielsaison mit einer makellosen Bilanz abgeschlossen und alle 17 Begegnungen in der SAP Arena gewonnen. Was der Sieg über die Nordhessen im Meisterschaftsrennen wirklich wert ist, wird sich allerdings erst am Sonntag nach der Partie von Verfolger THW Kiel beim TuS Nettelstedt-Lübbecke zeigen. Momentan liegen die Löwen bei einem Spiel mehr nun zwei Punkte und 21 Tore vor dem Titelverteidiger aus dem hohen Norden.

„Wir haben das Gaspedal in der ersten Halbzeit voll durchgedrückt und in der zweiten Halbzeit gut nachgelegt“, sagte Andy Schmid. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson befand im Pressegespräch: „Es war ein sehr gutes Spiel von uns, ich bin unheimlich stolz auf die Jungs. Es geht um sehr viel, wir versuchen alles, was wir können. Wir würden den Titel natürlich sehr gerne holen. Für mich war es kein leichtes Spiel, sehr emotional zum Abschied nach vier Jahren. Einige Tränen wollten nach dem Spiel raus, aber sie sind drin geblieben.“ Sein Gegenüber Michael Roth urteilte: „Die Löwen spielen derzeit einen überragenden Handball. Wir haben uns ein bisschen mehr vorgenommen und wollten das Ergebnis ein bisschen erträglicher gestalten, das ist uns nicht ganz gelungen. Wir konnten hier nicht richtig gegenhalten.“

Schon Minuten vor der Partie herrschte in der SAP Arena eine unglaubliche Atmosphäre. Die Fans auf den Stehplätzen begrüßten ihre Mannschaft mit einer tollen Choreographie, die ganze Kurve im Unterrang war in gelb und blau, die Vereinsfarben der Löwen, getaucht. Und die Spieler nahmen diese hervorragende Stimmung gleich mit aufs Parkett. Torwart Niklas Landin parierte den ersten Angriff der Partie und Gedeon Guardiola traf per Gegenstoß zur Führung der Gelbhemden. Bis zum 2:2, für die Löwen verwandelte Kim Ekdahl Du Rietz, für Melsungen erzielten Philipp und Michael Müller die Treffer, konnten die Gäste das Spiel ausgeglichen gestalten (4.). Dann aber steigerten sich die Gastgeber in der Abwehr, Landin konnte zwei Wurfversuche entschärfen, und zogen so mit einem 4:0-Lauf durch Treffer von Uwe Gensheimer per Siebenmeter, Andy Schmid, Patrick Groetzki per Gegenstoß und erneut Schmid auf 6:2 davon (9.). Und weil es drei Minuten später dann nach Toren von Schmid und Groetzki sogar 8:3 für die Badener stand, nahmen die Gäste die erste Auszeit.

Nach dem 9:4 nutzten die Löwen dann eine Überzahl, um durch Treffer von Groetzki und Sergei Gorbok auf 11:4 davonzuziehen – zudem bekam Melsungens Philipp Müller für das Foul an Gorbok die Rote Karte. Schmid konnte anschließend gar auf 12:4 erhöhen (16.).  Die Löwen waren nach einer Viertelstunde also auf bestem Weg, einen recht deutlichen Sieg herauszuwerfen. Und auch zwei Tore in Folge der Gäste störten die Löwen so wenig wie einen gut gelaunten Autofahrer eine rote Ampel, sie legten einfach durch Bjarte Myrhol und Petersson zwei Treffer zum 14:6 nach (20.). Gäste-Trainer Roth sah sich gezwungen, nach einem Drittel der Partie bereits die zweite Grüne Karte zu legen.

Danach nutzten die Gäste die schwächste Phase der Löwen vor der Pause, konnten den Abstand in den folgenden fünf Minuten bis zum 17:9 bei acht Treffern halten, und dann durch eine Überzahl – Kim Ekdahl Du Rietz musste zwei Minuten runter – auf 17:11 verkürzen. Gensheimer „beendete“ die Unterzahlsituation der Badener dann aber mit einem Gegenstoßtreffer. Und der Kapitän läutete damit den Endspurt seiner Mannschaft in den letzten zwei Minuten der ersten Halbzeit ein, als diese durch Treffer von Gorbok, Groetzki und Gensheimer per Siebenmeter auf 21:12 davonzog – und mit neun Treffern Vorsprung in die Pause gingen.

37 Sekunden nach Wiederbeginn waren es dann erstmals zehn Treffer Differenz – Schmid hatte für die Gelbhemden getroffen. Anschließend verkürzte Melsungen zwar auf acht Treffer, doch ein Gegenstoßtor von Gensheimer und ein Treffer von Nikola Manojlovic sorgten wieder für einen Zehn-Tore-Vorsprung der Löwen (25:15/35.). Nach dem 26:16 durch Du Rietz mussten die Badener nach einer Zeitstrafe gegen Manojlovic in Unterzahl agieren, erhöhten dabei aber, nachdem der dafür eingewechselte Goran Stojanovic einen Siebenmeter von Johannes Sellin entschärft hatte, durch einen Gensheimer-Strafwurf auf 27:16 (40.).

Weiter aber konnten sich die Gelbhemden erst einmal nicht absetzen, weil sie in der Abwehr nicht mehr ganz so stark agierten wie noch in der ersten Halbzeit und im Angriff nicht mehr ganz die Konsequenz des ersten Durchgangs zeigten. In dieser Phase war es vor allem Spielmacher Schmid, der mit Einzelaktionen für die Tore der Löwen sorgte. So erzielte der Schweizer das 28:17, 29:18 und 30:20. Trotzdem kamen die Gäste Tor um Tor näher, nach dem 30:22 (45.) nahm Gudmundsson erstmalig in dieser Begegnung eine Auszeit, um sein Team bei dessen wilder Torehatz neu einzustellen.

Das klappte. Denn drei Minuten später waren es durch zwei Mal Groetzki und einmal Petersson wieder elf Tore Vorsprung – Gästetrainer Roth nahm seinerseits eine Auszeit, die dritte und letzte. Es half nichts, Landin parierte, Manojlovic erhöhte auf 34:22 (50.). Es folgte eine Phase, in der es mehr Zeitstrafen als Tore gab. Erst musste Gensheimer zwei Minuten runter, dann bei den Gästen Daniel Kubes, für den das Spiel nach seiner dritten Hinausstellung beendet war. Anschließend sah Stefan Sigurmannsson die Rote Karte, es folgte eine Zeitstrafe für Melsungens Anton Mansson. In Mitten dieses Durcheinanders erhöhte Petersson auf 37:24 (54.). Nach dem 38:26 spielten die Löwen dann sogar knapp eineinhalb Minuten Sechs gegen Vier, konnten diese Phase aber nicht nutzen, um sich weiter abzusetzen, legten in den letzten Sekunden aber noch einen Treffer zum 41:28 nach. „Das war großes Kino heute. Die Mannschaft ist mit dem Druck super umgegangen. Unsere Meisterchancen sind durch den Erfolg gestiegen“, sagte Löwen-Manager Thorsten Storm.

Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 41:28 (21:12)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic (bei zwei Strafwürfen) – Schmid (9), Gensheimer (9/5), Sesum, I. Guardiola, Manojlovic (2), Gorbok (2), Groetzki (5), G. Guardiola (2), Petersson (9), Ekdahl Du Rietz (2), Myrhol (1), Sigurmannsson.

MT Melsungen: Appelgren, Sandström (22.-30. und ab 43.) – Stenbäcken (1), Mansson (3), Sellin (6/3), Kubes (1), Fahlgren (5), Hildebrand, Danner, P. Müller (1), Allendorf (1/1), Vuckovic (1), M. Müller (8), Zufelde (1).

Trainer: Gudmundur Gudmundsson – Michael Roth.

Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Sascha Wild

Zuschauer: 12.022

Strafminuten: Manojlovic (4), G. Guardiola (2), Ekdahl Du Rietz (2), Gensheimer (2), Sigurmannsson (2) – Kubes (6), P. Müller (2), M. Müller (2), Mansson (2), Vuckovic (2), Stenbäcken (2), Hildebrand (2).

Rote Karte: Sigurmannsson (53.), grobes Foul – P. Müller (15.),grobes Foul / Kubes (52.) dritte Zeitstrafe.

Siebenmeter: 5/5 – 6/4

MT Melsungen: Allendorf wirft über das Tor, Sellin scheitert an Stojanovic.

Zeitstrafen: 6 – 9.

Spielfilm: 2:1 (5.), 6:3 (10.), 12:5 (15.), 16:8 (24.), 21:12 (HZ), 26:16 (37.), 32:22 (48.), 38:26 (55.), 41:28 (EN).

Beste Spieler: Landin, Petersson, Gensheimer – Fahlgren.

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