Titel-Kandidat FC Barcelona kommt mit großem Respekt nach Mannheim
Seit 2015 haben die Katalanen die begehrteste Trophäe im europäischen Club-Handball nicht mehr gewonnen, nach eigenem Selbstverständnis sind das zwei vergebliche Anläufe zu viel. Barcelona will, Barcelona muss fast jährlich die Königsklasse gewinnen, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die nationalen Meisterschaften und Pokalsiege mangels ernstzunehmender Konkurrenz nicht mehr ganz so wertvoll wie noch vor ein paar Jahren sind, als es mit Ciudad Real einen großartigen Herausforderer gab. „Was den Club-Handball in meiner Heimat angeht, spielt Barcelona in seiner eigenen Liga“, sagt Rafael Baena, einer von zwei Spaniern in Diensten der Rhein-Neckar Löwen: „An das Niveau dieser Weltklasse-Mannschaft kommt keine andere auch nur annähernd heran.“
„Das Erreichen des Final Four wird immer schwieriger“
Dass es für die Katalanen etwas komplizierter werden könnte, ist indes nicht von der Hand zu weisen. Vorbei sind nämlich die Zeiten, in denen ausnahmslos erfahrene Topstars im auch quantitativ üppigen Aufgebot standen. Mit Enterrios steht jetzt beispielsweise nur ein Spielmacher zur Verfügung, nachdem Filip Jicha kurz vor Beginn dieser Saison seinen Abschied aus der Mittelmeermetropole via Facebook mitgeteilt hatte. „Ich gehöre nicht mehr zur Mannschaft des FC Barcelona für die kommende Saison. Ich wünsche dem Team viel Erfolg“, sagte der Tscheche, der mit permanenten Verletzungsproblemen in der jüngsten Vergangenheit zu kämpfen hatte: „Aufgrund meiner Verletzungen, vor allem am Schambein und nach meiner Knie-Operation, war es mir nicht mehr möglich, auf mein altes Level zu kommen, das ich mir gewünscht habe. Ich bin sehr traurig darüber. Aber ich weiß, dass dies auch Teil eines professionellen Sportlers ist.“
Ex-Löwe Ristovski im Tor
Sein mazedonischer Landsmann, der wurfgewaltige Halbrechte Kiril Lazarov, verließ den Club hingegen Richtung HBC Nantes. Für ihn kam Jure Dolenec aus Montpellier. Auch der Slowene ist ein torgefährlicher Rückraumspieler, wenngleich nicht mit so viel Durchschlagskraft wie Lazarov gesegnet. Dafür kann er aber im Gegensatz zum Mazedonier auch in der Abwehr seinen Mann stehen, was Barcelonas Spiel schneller und variabler machen dürfte. Mit dem 21-jährigen Rechtsaußen Yanis Lenne (Sélestat) kam ein weiterer junger Franzose, er trifft in der Mittelmeer-Metropole auf seine Landsleute Dika Mem (20 Jahre, Rückraum), Timothey N’guessan (25, Rückraum) und Sorhaindo (33, Kreisläufer). Außerdem wurde der Routinier Jesper Noddesbo durch Alexis Borges vom FC Porto ersetzt.
Gute und schlechte Erfahrungen
Die Löwen machten mit den Katalanen in der Vergangenheit gute und schlechte Erfahrungen. Zum Start in die Champions-League-Saison 2010/2011 gewannen die Badener beim ersten Spiel ihres neuen Trainers Gudmundur Gudmundsson mit 31:30 im legendären Palau Blaugrana, das dramatische Rückspiel in Mannheim endete 38:38. Besonders tragisch verliefen aus Sicht der Löwen die zwei Viertefinal-Duelle im Frühjahr 2014. Mit 38:31 entzauberten die Badener in einem ihrer besten Europapokalspiele der Geschichte den FC Barcelona im Hinspiel in der SAP Arena. Doch im Rückspiel verlor der Bundesligist 24:31 und verpasste nur wegen der weniger erzielten Auswärtstreffer das Final Four. Zuletzt standen sich beide Mannschaften in der Saison 2015/2016 in der Gruppenphase gegenüber. In Mannheim siegten die Löwen nach überragender Deckungsleistung mit 22:21, das zweite Duell bei den Katalanen verlorenen die Badener 20:26.
Nun kommt es zu den nächsten zwei Aufeinandertreffen zwischen dem deutschen und dem spanischen Meister. „Ich bin gern in der gleichen Gruppe mit den Champions“, sagt Kapitän Tomas, der nie für einen anderen Club gespielt hat und getrost schon jetzt als lebende Vereinslegende bezeichnet werden kann: „Nach der Partie gegen die Löwen wissen wir, wo wir stehen.“