Rhein-Neckar Löwen

Nach der Gala gegen Flensburg und der Niederlage in Ungarn

Löwen empfangen morgen den VfL Gummersbach

Die aktuelle Saison der Handball-Bundesliga ist bekanntermaßen nicht eine Spielzeit wie jede andere, sondern das Oberhaus des deutschen Handballs feiert sein 50-jähriges Bestehen. Und wenn es einen Klub gibt, der immer im selben Atemzug mit der bewegten Bundesliga-Geschichte genannt wird, ist das sicher der VfL Gummersbach.

Schließlich ist der Traditionsverein aus dem Oberbergischen Gründungsmitglied der Liga, avancierte in den 1970er und 1980er Jahren auch europaweit zu einem der Top-Klubs und stieg bislang noch nie aus der nationalen Beletage ab. Bundesliga-Geschichte ist deshalb auch immer VfL-Geschichte. Und weil das natürlich auch dem Ligaverband HBL bewusst ist, wurde die Saison 2015/2016 in der traditionsreichen Dortmunder Westfalenhalle mit der Partie des Altmeisters (12 Titel) gegen den Rekordmeister THW Kiel (20 Meisterschaften) eröffnet.

Doch dass alte Meriten im Sport noch nie eine Garantie für zukünftige Erfolge waren, musste auch der VfL Gummersbach in seiner ereignisreichen Historie zur Kenntnis nehmen: Nach den Glanzzeiten verpassten die Blau-Weißen spätestens nach Platz drei im Jahr 2006 national den Anschluss, gleich vier Mal stand der VfL vor dem finanziellen Aus (1996, 2000, 2009, 2011). Vor der Saison 2011/2012 verweigerte die HBL den Gummersbachern im ersten Anlauf sogar die Lizenz.
Selbst die vorangegangenen drei Siege im Europa-Pokal konnten an dieser Schieflage nichts ändern. Der Schock saß tief. Doch mittlerweile haben sich die Oberbergischen wieder gefangen, vor allem das Bekenntnis zur Region mit dem Traditionsstandort Gummersbach und der Bau der schmucken Schwalbe-Arena am Heiner-Brand-Platz 1 trugen dazu bei, dass die regionale Wirtschaft sich wieder hinter den VfL stellte. „Wir sind wieder ein verlässlicher Partner und genießen in unserem Umfeld und in der Liga einige Wertschätzung“, fasste Geschäftsführer Frank Flatten vor dem Saisonstart die Stimmung zusammen und untermauerte den gefühlten Aufschwung auch gleich mit Zahlen. Das vorangegangene Geschäftsjahr wurde laut Flatten mit einem deutlichen Plus abgeschnitten, die einst so drückenden Altlasten seien inzwischen mehr als halbiert.

Doch es sind nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen, die in Gummersbach für neuen Optimismus sorgen, auch der sportliche Aufschwung hält dem wieder steigenden Interesse der Fans an „ihrem“ VfL stand. Dem Tiefpunkt aus dem Jahr 2013, als Gummersbach als Tabellenfünfzehnter nur knapp dem Abstieg entging, folgte Rang 13 (2014) und die zurückliegende Saison schlossen die Westdeutschen sogar auf einem überraschenden zehnten Platz ab. Dieser positive Trend hat nicht zuletzt mit viel Kontinuität zu tun, selbst nach dem Absturz vor zweieinhalb Jahren genoss Trainer Emir Kurtagic – seit 2011 beim VfL – weiter das Vertrauen der Vereinsführung und konnte eine Mannschaft entwickeln, die auch in diesem Jahr nichts mit den gefährdeten Regionen zu tun haben dürfte und sogar einen einstelligen Tabellenplatz anpeilt.

„Platz sechs bis zehn“, präzisierte Coach Kurtagic die Zielsetzung vor der Saison und setzt dabei vor allem auf die Ausgeglichenheit in seinem mittlerweile eingespielten Kader. Abgesehen von Nationaltorhüter Carsten Lichtlein und Linksaußen Raul Santos, der in der vergangenen Saison 253 Mal traf, fehlen dem VfL zwar die großen Individualisten, zugleich ist Gummersbach dadurch aber auch schwerer auszurechnen und bringt auf jeder Position ein starkes Grundniveau
mit. Um das zuletzt erfolgreiche Mannschaftsgefüge nicht in größere Unordnung zu bringen, wurde der Kader deshalb mit Evgeni Pevnov (Füchse Berlin) nur am Kreis punktuell mit einem namhaften Spieler verstärkt. Florian Baumgärtner (FC Barcelona II) gilt dagegen als Perspektivspieler, Christian Zufelde (ET Hildesheim) soll Raul Santos auf Linksaußen entlasten.

Ab 2016 ist dieses Duo allerdings schon wieder Geschichte, Santos hat eine Vertragsoption gezogen, nach der er den VfL am Ende der Saison verlassen kann. Nächste Station des Österreichers ist offenbar der THW Kiel. Auch mit Blick auf diesen Transfer wird deutlich, dass der VfL Gummersbach momentan noch ein ordentliches Stück von seiner alten Stärke und Bedeutung entfernt ist, doch am generellen Aufwärtstrend wird diese Personalie kaum etwas ändern. „Gummersbach hat eine junge und hungrige Mannschaft, die an einem guten Tag jedes Team der Liga schlagen kann. Sie haben ihre Schwächephase zu Saisonbeginn überwunden und kommen nach zuletzt vier Siegen in Folge sicher selbstbewusst zu uns“, erwartet Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer keine einfache Partie. Anwurf in der SAP Arena ist um 19:45 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.

 

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