Siegtreffer gegen Burgdorf fünf Sekunden vor Schluss
Dr. Rolf Brack, Coach des HBW Balingen-Weilstetten, musste am Ende seinen für den TSV Hannover-Burgdorf spielenden Sohn Daniel trösten. Fünf Sekunden trennten den Aufsteiger in der SAP ARENA von der großen Sensation. Dann traf Patrick Groetzki zum 27:26 (16:18) und löste einen Riesen-Jubelsturm auf den Rängen und der eigenen Spielerbank aus. Dank dieses hart erarbeiteten Sieges bleiben die Rhein-Neckar Löwen im Rennen um den dritten Platz.
Spätestens, als Burgdorfs Lars Lehnhoff zum 6:11 einnetzte und die Faust ballend jubelnd abdrehte (20.), war den 8.138 Zuschauern in der SAP ARENA klar, dass es für die Löwen kein Spaziergang werden würde. Zum ersten Mal in dieser Partie war der freche Aufsteiger mit fünf Toren in Führung gegangen. Lindgren, der diesmal Bjarte Myrhol eine Verschnaufpause gönnte, hatte bereits nach einer Viertelstunde genug gesehen und seine Auszeit genommen. Die Gelbhemden wirkten bis zu diesem Zeitpunkt gegen entschlossene Burgdorfer ziemlich ideenlos. Die Sieben von Trainer Frank Carstens, der 20 Minuten mit ein und derselben Offensiv- bzw. Defensivformation agieren ließ, spielte hingegen unbeirrt ihren Stiefel herunter. Davon, dass die Löwen das Hinspiel mit zehn Toren Unterschied gewonnen hatten, war nichts zu spüren.
Löwen-Keeper Sławomir Szmal bekam kaum einen Ball zu fassen und auch, als Henning Fritz zwischen die Pfosten ging, wurde er von Piotr Przybecki gleich mit einem „Tunnel“ begrüßt. Burgdorf, das ohne seine etatmäßige Nummer 1 Nenad Puljezević in die Quadratestadt gekommen war, verzeichnete in Person von Jendrik Meyer auch nur sechs Paraden. Nach drei „Fahrkarten“ erzielte Karol Bielecki in der 22. Minute das erste Rückraumtor der Löwen (8:13). Und selbst, als die Lindgren-Sieben mit einem Drei-Tore-Zwischenspurt auf 12:14 verkürzte, bewahrten die Gäste die Nerven und zogen ihrerseits wieder auf 16:12 davon. Lindgren ordnete nun eine 5:1-Verteidigung an, doch das Defensivspiel wurde nicht besser. Uwe Gensheimer, der in der Schlussphase der ersten Halbzeit drei Mal einnetzte und in Durchgang eins allein sieben Tore warf, war es schließlich zu verdanken, dass der Rückstand zur Pause nur zwei Tore betrug.
„Ein Glücksengel hat uns heute gerettet“, sagte ein erleichterter Henning Fritz nach der Partie. Sein Kollege Ólafur Stefánsson fand drastischere Worte: „Wir spielen hier russisches Roulette, irgendwann trifft uns die Kugel. Hannover hätte heute zwei Punkte verdient gehabt.“ Löwen-Manager Thorsten Storm sprach von der „schlechtesten Saisonleistung“ und davon, dass der „Baum gebrannt“ hätte, wäre die Partie verloren gegangen. TSV-Coach Carstens nahm die unglückliche Niederlage relativ gelassen. „Wenn wir am Schluss nicht den Sieg suchen, nehmen wir einen Punkt mit.“ Trotz der null Punkte gehörten die Komplimente ausschließlich Carstens und dem TSV.
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (ab 19.) – Stefánsson (4/3), Manojlović (1), Bielecki (2) – Groetzki (4), Gensheimer (8/1) – Roggisch – Prieto (2), Tkaczyk, Harbok, Guðjónsson (5), Müller, Klimovets (1).
TSV Hannover-Burgdorf: Meyer, Hübe (bei drei Siebenmetern) – Friedrich (5), Będzikowski, Przybecki (4) – Johannsen (7), Lehnhoff (5/2) – Stelmokas (3) – Jónsson (2), Habbe, Paužuolis, Jurdžs, Rydergård, Brack, Bergmann (n.e.).
Strafminuten: Prieto (2) – Friedrich (2), Przybecki (4), Stelmokas (2), Johannsen (2), Jónsson (4).
Disqualifikation: Roggisch nach dritter Zeitstrafe (46.).
Rote Karte: Müller (60.).
Trainer: Ola Lindgren – Frank Carstens.
Zuschauer: 8.138.
Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski.
Spielfilm: 1:1 (4.), 3:4 (8.), 4:6 (13.), 5:9 (18.), 11:14 (25.), 16:18 (Hz.) – 19:19 (35.), 21:21 (40.), 23:24 (45.), 23:25 (50.), 25:26 (55.), 27:26 (Endstand).
Zeitstrafen: 4 / 7.
Siebenmeter: 5/4 – 2/2.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer wirft am Tor vorbei.
Beste Spieler: Fritz, Prieto, Gensheimer – Meyer, Johanssen.