Kreisläufer wechselt von den Rhein-Neckar Löwen zum Bergischen HC / Als Vorkämpfer und Publikumsliebling gefeiert
Sogar ein Andy Schmid, fünffacher MVP (auf Deutsch: wertvollster Spieler) der DKB Handball-Bundesliga, kann noch etwas lernen. Mit das erste, was Rafael Baena nach seinem Wechsel zu den Löwen im Sommer 2015 seinem Spielmacher beibrachte, waren jene Tricks, die er in Spanien von einem besonders raffinierten Mittelmann aufgegriffen hatte. Umgekehrt habe er in seinem eigenen Spiel unheimlich von den Fähigkeiten des Schweizers profitiert: „Andy ist überragend, und ich denke nicht, dass es einen Kreisläufer gibt, der nicht mit ihm zusammenspielen kann.“ Dasselbe gelte für den Trainer. Nikolaj Jacobsen habe genauestens analysiert, wo Baenas Stärken liegen, und versucht, diese dann auch optimal auszuschöpfen. „Er schafft das, weil er sehr clever ist“, adelt „Rafa“ seinen Coach.
Mehr Athletik, bewusstere Ernährung
Tatsächlich nimmt man im Gespräch mit dem andalusischen Koloss eine gewisse Leichtigkeit wahr. Das liegt wohl auch daran, dass er sich neben seinen sportlichen Erfolgen auch auf eine glückliche familiäre Situation berufen kann. Bevor er zu den Rhein-Neckar Löwen kam, habe er keinen einzigen Titel gewonnen. „Ich stand einmal im spanischen Pokal-Finale, das haben wir gegen den FC Barcelona verloren.“ Bei den Löwen feierte er in drei Jahren zwei Meisterschaften, zwei Supercup-Siege und einen Pokal-Erfolg. „Das ist grandios, mehr geht nicht.“ Zudem war er nie verletzt, nie schwerer krank, verpasste keine einzige Trainingseinheit. Rafael Baena, die Verlässlichkeit in Person – und ein zärtlicher Familienvater. „Auf dem Platz bin ich ein Kämpfer, privat ganz ruhig und lieb.“ Seine Familie und er haben sich in der Rhein-Neckar-Region schnell eingelebt, die Sprache gelernt, Freunde fürs Leben gefunden. Schon jetzt freut er sich auf die Rückkehr mit dem Bergischen HC, wenn er zum Bundesliga-Spiel nach Mannheim kommt.
„Ich hatte einen etwas längeren Weg“
Wer ihn und seinen Ehrgeiz kennt, weiß genau, dass man beim Bergischen HC seine helle Freude haben wird an dem spanischen Stier, der nicht nur tadelloses Deutsch spricht, sondern sich auch ständig weiterbildet. „Sprachen zu lernen, macht mir Spaß“, sagt der Kreis-Koloss, der bei den Löwen einer der absoluten Publikumslieblinge war. Und nicht nur dort. Zu einem Champions-League-Spiel in der vergangenen Saison reiste eine Abordnung seines Heimatklubs Estepa, inklusive Tröten, Trikots und Klubfahne. Für Rafa, den sanften Riesen, war es eine wunderschöne Sache, die er genauso wenig vergessen wird wie den Rest des Kapitels bei den Rhein-Neckar Löwen. Eines musste er dann aber doch noch erklären.
Besonderer Platz in den Herzen der Löwen-Fans
Wie kann er immer so ruhig bleiben, wenn im Spiel zwei, manchmal drei Gegenspieler permanent an ihm hängen, kneifen, zerren, stoßen, halten, reißen? „Das werde ich oft gefragt“, sagt Rafael Baena und grinst. „Ich habe eben viel Geduld. Man gewöhnt sich daran. Und eigentlich, muss ich sagen, gefällt es mir sogar. Auf dem Feld bin ich Tier.“ Eines allerdings, das nach dem Spiel schnell zum Kuscheltier wird und auch deswegen einen besonderen Platz in den Herzen der Löwen-Fans und -Mitarbeiter sicher hat.