Rhein-Neckar Löwen

Tiefschlag in der Max-Schmeling-Halle

Berlin/Heidelberg. Thorsten Storm wirkte nachdenklich. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen machte lange Pausen zwischen den Sätzen, war restlos bedient, fix und fertig. Denn der vierte Advent war nicht der Tag der Gelbhemden: Die Berliner Füchse spielten schlauer, schickten das badische Starensemble mit einer 28:33 (11:16)-Niederlage aus der Max-Schmeling-Halle. Der Baum brennt. Storm sagt: „Was wir in der ersten Halbzeit geboten haben, war indiskutabel. Letztlich haben wir verdient verloren: Berlin war hungriger.“

Und es wurde ein langer, ein ungemütlicher Abend für die Verlierer. Wegen einsetzendem Schneefall wurde der Rückflug storniert. Kurzerhand checkte das Rudel in einem Hotel ein. Ob es dort das eine oder andere Krisengespräch gab? Gut möglich, denn der Oberlöwe war angefressen: „Gerade unser Abwehrverhalten und das Torwartspiel reicht für unsere Ansprüche nicht aus“, betonte Storm energisch – aber sachlich: „Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich so manche Vertragsverlängerung länger hinzieht.“

Unmittelbar nach Spielschluss verzichtete der 46-Jährige übrigens auf eine Standpauke. Das ist nicht sein Ding, wie er sagt. „Es bringt nichts, wenn ich mit hochrotem Kopf durch die Kabine schreie.“ Wie auch immer. Gestern fühlte man sich an den Mittwoch erinnert. Ähnlich wie im Pokalspiel gegen Melsungen wurde der Auftakt völlig verschlafen. Der Motor stotterte, die Abwehr schwächelte, die Torhüter patzten. Schnell lag man hinten, zwischenzeitlich sogar mit acht Toren (11:19/38.). Binnen der letzten zwanzig Minuten zündete man dann aber doch noch den Turbo, schnupperte mehrfach am Happy End. Storm deprimiert: „Aber es gelingt eben nicht immer eine Partie noch in der Schlussphase zu drehen. Völlig überflüssig war das.“

Trainer Ola Lindgren sah es ähnlich. Er grübelte, er ärgerte sich, er verzweifelte: „Ich frage mich, warum wir die nötige Einstellung nicht von Anfang an hatten. Schließlich wussten wir vorher, dass Berlin mit viel Kampf und Leidenschaft gegen uns ins Spiel gehen wird.“

Im Vorfeld des gestrigen Bundesliga-Knallers zwischen dem THW Kiel und dem HSV Hamburg wurde auch das Viertelfinale des DHB-Pokals ausgelost. Als Losfee fungierte Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar. Und der brachte der Lindgren-Sieben nur bedingt Glück. Sie erwischte eine knifflige, aber lösbare Aufgabe. Die Löwenfährte zum Final Four in

Hamburg führt über Göppingen: Am 6. oder 7. Februar gastieren die Badener erneut zum Landesderby bei Frisch Auf Göppingen. Storm schmeckt die Rückkehr in die „Hölle Süd“,wo man am Nikolaustag das Bundesliga-Duell mit 30:29 gewann, nicht: „Ein schweres Los“, erklärte er, „aber falls wir so spielen wie heute, brauchen wir dort gar nicht erst aufzutauchen.“

Einziger Lichtblick: Bis zum Viertelfinale ist es noch eine ganze Weile hin. Storm wünscht sich bis dahin vor allem eines: Mehr Beständigkeit. Und die macht er an Schulnoten fest: „Ich würde gerne auf so manche Eins verzichten, wenn dafür auch die Fünfer weg bleiben. Mit einer konstanten Drei könnte ich leben.“ Will heißen: Ergebnis statt Erlebnis, Erfolg statt Misserfolg.

Morgen wird dennoch jeder wieder eine Gala erwarten. Um 20.15 Uhr wird die HSG Düsseldorf in der SAP Arena erwartet. 10.000 Tickets wurden abgesetzt.

DHB-Pokal, Viertelfinale (6./7. Feb.): Bergischer HC -TuS N-Lübbecke, VfL Gummersbach – THW Kiel, VfL Bad Schwartau – HSV Hamburg, Frisch Auf Göppingen – Rhein-Neckar Löwen.

Von Daniel Hund

 21.12.2009

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