Rhein-Neckar Löwen

Victor SportAward: Hanne, Uwe und die Adler (RNZ)

Heidelberg. Sportlerehrungen sind stets eine schwierige Sache. Wie ist Leistung objektivierbar? Welche Rolle spielt die Persönlichkeit? Gibt es zudem sogenannte „weiche Faktoren“, die das Abstimmungsergebnis beeinflussen können, also etwa Frauen- oder Männerquote, olympische oder paralympische Disziplin, Präsenz bei der Preisverleihung? Von all dem langwierigen, anstrengenden Prozedere im Vorfeld haben die knapp 300 geladenen Gäste im historischen Königssaal des Heidelberger Schlosses so gut wie nichts mitbekommen. Sie erfreuten sich am Ergebnis: And the Victor goes to, der Victor ging also an die mehrfache Paralympics-Siegerin Hannelore Brenner, Profi-Handballer Uwe Gensheimer und die Kufencracks der Adler Mannheim in der Kategorie Topsportler.

„Ich bin total begeistert, wenn ich mit unseren Olympioniken zusammentreffe“, sagte Dr. Eckart Würzner, Vorsitzender der Sportregion Rhein-Neckar. „Ihr seid alle fantastische Vorbilder. Wir sind sehr stolz auf euch.“

Hannelore Brenner (49) gilt als Grande Dame des deutschen Behindertenreitsports. Sie ist mehrfache Goldmedaillengewinnerin. Eine Vorzeigesportlerin und Charismatikerin. Seit den Landesmeisterschaften 1986 in Luhmühlen leidet Brenner unter einer inkompletten Querschnittslähmung. Ihr Pferd überschlug sich am Hindernis und begrub die paralysierte Reiterin unter sich. „Behindert ist nur der, der sich selbst behindert“, so Brenners Leitspruch.

„Hanne“ Brenner (24 Stimmen) setzte sich vor Ruder-Olympiasieger Filip Adamski (16), Turnerin Elisabeth Seitz (11), Hockey-Olympiasieger Matthias Witthaus (11) und Fanny Rinne (8) durch. Bei den Profisportlern holte sich der Friedrichsfelder Uwe Gensheimer die mattgoldene Trophäe. Der 26-jährige Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen agiert seit vielen Jahren auf internationalem Spitzenniveau – und ist seit jeher mit der hiesigen Region eng verwurzelt. Gensheimer (24) ließ Triathlet Timo Bracht, Formel-1-Pilot Sebastian Vettel (16) sowie die beiden Adler-Spieler Frank Mauer (11) und Marcus Kink (9) hinter sich.

Stattdessen schafften es die „Greifvögel“ bei den Profiteams. Der deutsche Vize-Meister 2012 (29) verwies Zweitliga-Aufsteiger SV Sandhausen (25) knapp auf Rang zwei, dahinter wurden Tennis-Bundesligist Grün-Weiss Mannheim (16), die Löwen (10) und der SV Waldhof (9) gehandelt. Die TSG 1899 Hoffenheim, 2010 noch strahlende Sieger beim Victor SportAward, war diesmal kein Faktor.

Bei den „Erfolgreichen Leistungssportlern“ wurden am Donnerstag die Turnerin Cagla Akyol (KTG Heidelberg), die Leichtathleten Shanice Craft (MTG Mannheim), Martin Seiler (ABC Ludwigshafen) und die Rope Skipping-Gruppe der TSG 1846 Neustadt prämiert. Die Sonderpreise erhielten Eggert Voscherau, der Dietmar Hopp beerbte, und an die Gewichtheber des SV Germania Obrigheim. Die „Germanen“ schreiben eine besondere Erfolgsgeschichte, ihre Nachwuchsarbeit, die gepflegte Kooperation mit Schulen und die Einbindung von Behinderteneinrichtungen sind vorbildlich.

In neuer Rolle sah man im Schloss Fanny Rinne. Gemeinsam mit RNF-Moderator Wolfgang Grünwald führte die 32-jährige Kapitänin des Deutschen Hockey-Bundes, die nach London 2012 zurückgetreten war, kenntnisreich und charmant durchs Programm. „Es war Herausforderung und Abenteuer zugleich“, so Rinne über ihren Auftritt mit Lampenfieber.

Prominente Laudatoren wie Sportjournalist Marcel Reif, Ex-Leichtathletiklegende Harald Schmid sowie Hessens ehemaliger Ministerpräsident Roland Koch rundeten den Gala-Abend bei exquisitem Essen ab.

Schade nur, dass Matthias Steiner am Montag kurzfristig absagen musste. Steiner wurde von Reinhold Beckmann in dessen gleichnamige ARD-Talksendung eingeladen. Er sprach nicht über den Victor, sondern über seine Diabetes.

Von Joachim Klaehn

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