Rhein-Neckar Löwen

Zu Weihnachten ein Donnerwetter (RNZ)

Mannheim. Der Abwehr-Chef saß draußen. Ganz in blau, in Jeans und Löwen- Trainingsjacke. Sportlich sah er darin aus, na ja, nicht ganz so sportlich wie sonst. Aber das hatte sich Oliver Roggisch, 33, kürzlich selbst eingebrockt. Er hatte am Mittwoch Plattenverbot, war ausgebremst durch ein Stück Pappe: In Gummersbach hielt man dem langen Blonden die rote Karte unter die Nase. Gegen Hüttenberg folgte nun die Zwangspause. Zuschauen statt Räume eng machen, Anfeuern statt Austeilen.

Und Daumen drücken natürlich. Klingt übertrieben, war aber so. Denn beim 30:26 gegen Hüttenberg war es wie so oft, wenn die Gelben am Ball sind. Licht und Schatten wechselten sich munter ab. Gut war’s, was die Löwen in den ersten 35 Minuten boten, katastrophal dagegen, was danach folgte.

Was Trainer Gudmundur Gudmundsson vom x-ten Einbruch in dieser Saison hielt, bekam übrigens jeder mit, der kurz nach Spielschluss vor der Kabinentür der Badener stand: Der kleine Isländer gab den Löwen, brüllte, machte seine Stars einen Kopf kürzer. Drei, vier Minuten ging das so. Ohne Punkt und Komma. Danach verließ „Gudmi“ die Kabine. Der Blick leer, die Schultern hängend, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.

Persönlich griff er niemanden an. Doch gerade einer stimmte ihn nachdenklich: Börge Lund. „Er war leider mehrfach abwesend. Ich weiß nicht, woran das lag, hoffe jedoch, dass er das in den Griff bekommt“, grübelte Gudmundsson und studierte dabei kurz den handgeschriebenen Statistikbogen: „Börge hat sich innerhalb kürzester Zeit zwei, drei leichte Fehler geleistet.“

Das war um die 37. Minute herum, mitten im mehrminütigen Löwen-Chaos. Erst eine Auszeit half. Sowie Karol Bielecki und Torhüter Goran Stojanovic. Beide stellten in der Schlussphase die Weichen auf Sieg. Der eine vorne, der andere hinten.

Auch Patrick Groetzki, der rechte Flügelmann, war erneut bärenstark. Vor der Pause noch geschont, zündete der gebürtige Pforzheimer nach dem Wechsel mehrfach den Turbo. Reden kann er noch dazu. Auch über unangenehme Dinge. Sein Hüttenberg-Fazit: „Ich bin stinksauer. Nichts gegen den TV Hüttenberg, aber wenn der Gegner nur einen Tick besser ist, verlieren wir dieses Spiel vielleicht sogar noch.“ Technische Fehler, Bälle weggeworfen, Groetzki legte den Finger in die Wunde, sprach druckreif und schonungslos.

Klare Worte, die ankommen. In der Führungsetage sowieso. Thorsten Storm outete sich gar als Groetzki-Fan. Der Manager: „Patrick ist einer, der immer brennt. Wenn wir doch nur solche Spieler wie ihn in der Mannschaft hätten…“ Ein vorweihnachtlicher Wunsch, der möglicherweise schon bald Realität wird. „Johnny“ soll nämlich der Prototyp einer neuen Löwen-Generation sein. Storm verrät: „Wir werden intensiv daran arbeiten, dass wir künftig ein Übergewicht an solchen Spaß-Handballern in der Mannschaft haben.“

Roggisch ist ein anderer Typ. Kantig und massiv. Gefragt ist aber auch er. Die Löwen wollen mit ihm verlängern, können ihm allerdings keinen neuen Vertrag unter den Weihnachtsbaum legen. „Noch wissen wir nicht, wie es in seinem Fall weiter geht“, bittet Storm um Verständnis: „Zuvor müssen wir erst einmal die Situation mit Jesper Nielsen über die Saison hinaus klären.“ Irgendwann im Januar soll dann die Akte Roggisch geschlossen werden.

Apropos Roggisch, sein Handball-Jahr ist vorbei. Seine Sperre gilt auch noch für das Spiel beim Bergischen HC (Montag, 17.30 Uhr). Gudmundsson schwant bereits Böses. „Der Bergische HC ist heimstark. Und Auswärtsspiele an Weihnachten sind immer gefährlich.“

Von Daniel Hund

Die mobile Version verlassen