Co-Trainer verlässt die Rhein-Neckar Löwen / Wechsel auf Chefposten bei österreichischem Spitzenklub
Der gebürtige Heidelberger, der gestern seinen 43. Geburtstag feierte, freut sich auf die Herausforderung in der Alpenrepublik, wenngleich er weiß, was ihn erwartet: „Das ist eine andere Rolle, als ich sie bisher innehatte. Ich muss jetzt auch harte Entscheidungen treffen, und dem muss ich mir – genauso wie meinem eigenen Trainerstil – bewusstwerden.“ An solchen Sätzen merkt man gleich: Klaus Gärtner ist einer, der sich viele Gedanken macht. Der über ein ausgeprägtes Talent für analytisches Denken verfügt. Der Zusammenhänge erkennt und logisch davon herleitet: Was heißt das konkret? Was bedeutet das für mein Handeln? Bei den Rhein-Neckar Löwen war er deshalb nicht nur für die Videoanalyse, sondern auch für die Koordination im Nachwuchsleistungszentrum sowie die Verzahnung von Jugend und Profi-Abteilung zuständig. Aus dem Talente-Schuppen der Löwen fanden unter seiner Ägide unter anderem Maximilian Trost, David Schmidt und Max Haider den Weg von der Jugend zu den Profis.
Anfangs ein bisschen unsicher
Geholfen, auf diesem Niveau anzukommen, habe ihm tatsächlich dann der tägliche Umgang – und das exzessive Studium von Spielen. Vor allem die Spiele in der Champions League hätten ihn in Sachen Taktik weit nach vorne gebracht. Und natürlich die Arbeit mit Nikolaj Jacobsen. „Was taktische Kniffe anbelangt, ist Niko absolut führend. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang heißt ganz klar Flexibilität, und das gilt für beide Mannschaftsteile. Niko hat die Defensive genauso wie die Offensive im Blick.“ Dabei beziehe sich die Flexibilität nicht nur auf die Spielvorbereitung, sondern auch auf das Coaching während eines Spieles. „Wie flexibel er da reagiert und sich, wenn nötig, dem Gegner anpasst, ist überragend.“ Für seinen weiteren Weg wird er viel davon mitnehmen, sagt Klaus Gärtner, und führt neben den taktischen Maßnahmen vor allem auch die Souveränität, das Selbstvertrauen und die Beobachtungsgabe an, die er sich von Nikolaj Jacobsen habe abschauen können. Dieses gelte es in die eigene Trainerpersönlichkeit zu integrieren.
Riesiger Fundus an Erfahrungswissen
Naturgemäß wichtiger als das Umfeld ist Klaus Gärtner als Chefcoach die tägliche Arbeit mit den Spielern: „Ich baue gerne enge Verbindungen zu meinen Jungs auf.“ Von der österreichischen Liga verspricht er sich deutlich mehr Fokus auf das Sportliche, weniger auf das Drumherum. „Wir haben hier deutlich weniger Zuschauer als in Deutschland, im europäischen Ranking liegt die Liga ziemlich weit hinten. Aber es tut sich was, vor allem im Hinblick auf die EM 2020 im eigenen Land. Es ist, wie ich finde, eine gute Liga zum Einstieg als Trainer.“ Das Niveau vergleicht er mit dem Durchschnitt in der Zweiten Bundesliga. „Wir haben hier viele junge österreichische Spieler.“ Etwas, das dem Jugend-Experten Gärtner sehr entgegenkommen dürfte.