21:21 gegen Vardar Skopje bei Rückkehr in die SAP Arena
„Wir wussten, dass wir heute vor allem über den Kampf kommen müssen und Skopje allein spielerisch nicht auseinandernehmen können“, sagte Löwen-Kapitän Andy Schmid. Generell habe man auch heute gemerkt, dass Vardar den Löwen nicht liegt und man sich unheimlich schwertut gegen „die aktuell beste Mannschaft Europas.“ Umgekehrt habe man einen „sehr guten Auftritt“ hingelegt und in erster Linie „eine Botschaft an uns selbst gesendet“. Es sei außerdem sehr schön gewesen, nach sechs Wochen voller Auswärtsspiele endlich wieder daheim zu spielen. „Das eigene Frühstücksei zu essen statt das mazedonische, das war schon gut“, sagte Schmid, der allerdings dem am Ende möglichen Sieg ein wenig nachtrauerte. „Wir führen 21:19 und müssen das eigentlich gewinnen. Nur fehlen dann ein paar Kleinigkeiten, ich schieße an die Latte und wir kassieren zwei Minuten.“ Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen lobte seine Mannschaft: „Das war eine Riesensteigerung im Vergleich zu der Niederlage in Göppingen und wird uns Selbstvertrauen für die nächsten schwierigen Aufgaben geben.“ Zufrieden war er mit der Leistung, nicht aber mit dem Ergebnis. Genauso wie sein Kapitän hätte sich Jacobsen für die bärenstarke kämpferische Einstellung gerne mit einem Sieg belohnt. Doch gegen „die stärkste Mannschaft in unserer Gruppe“ einen Punkt zu holen – damit konnte er, wenn auch etwas widerwillig, leben. „Es hat sich auf jeden Fall gut angefühlt, wieder zuhause zu spielen, die Unterstützung unserer Fans zu haben“, sagte der dänische Meistertrainer mit Blick auf den gut gefüllten Unterrang beim Löwen Fan-Tag.
Beide Teams setzen auf 5:1-Abwehr
Gehen wir rein ins Spiel: Beide Teams setzen gegen die spielstarken Mittelleute Andy Schmid (Löwen) und Luka Cindric (Vardar) auf 5:1-Abwehr. Bei Vardar spielt Joan Canellas, bei den Löwen Hendrik Pekeler vorgezogen. Das zeigt Wirkung. Nach fünf Minuten steht es gerade einmal 1:1, ehe Gedeon Guardiola nach Palicka-Parade per Gegenstoß das 2:1 erzielt. Auf der Gegenseite gleicht 2,15-Meter-Hüne Dainis Kristopans mit einem sehenswerten Kempa aus (7.), was die zahlreichen mazedonischen Fans in der SAP Arena lautstark feiern. Grund zum Jubeln gibt es dann auch für die Löwen-Anhänger: Palicka hält einen Siebenmeter des Ex-Löwen Ivan Cupic (9.). Die Partie ist in den ersten Minuten unheimlich zerfahren, beide Abwehrreihen dominieren. Mensah tankt sich zum 3:3 durch – da sind bereits fast 13 Minuten absolviert. Als Stoilov Schmid in vollem Lauf angeht, gibt es die erste Zwei-Minuten-Strafe, doch Sterbik im Vardar-Tor hält wie Palicka seinen ersten Siebenmeter gegen den gefoulten Schweizer Spielmacher. Es bleibt vorerst bei einem Kampfspiel, in dem keine Seite auch nur einen Millimeter zurückweicht.
Der amtierende Champions-League-Sieger und der Deutsche Meister zeigen, dass man Handball auf höchstem Niveau auch arbeiten kann. Den begeisterten Fans auf den Rängen wird ein „Schwergewichtskampf“ geboten, der vor allem von Mann-gegen-Mann-Duellen und der immer wieder durchschlagenden individuellen Klasse einzelner Spieler bestimmt wird. Bei den Löwen tun sich in den ersten 30 Minuten Schmid und Mensah hervor, bei Vardar Canellas und Dibirov. Extra-Jubel gibt es in der Halbzeitpause für Ex-Löwe und Neu-Globetrotter Kim Ekdahl du Rietz, der zum zweiten Mal in dieser Saison bei seinen alten Kameraden in der SAP Arena und unter anderem bei „Sky“ für ein Interview vorbeischaut.
Sterbik hält Skopje am Leben
Halbzeit zwei beginnt so ausgeglichen, wie es vor der Pause war. Der Unterschied: Beide Angriffsreihen haben sich besser auf die offensive Deckung des Gegners eingestellt, und so schlägt es jetzt deutlich schneller und häufiger hinter Palicka und Sterbik ein. Nach 35 Minuten steht es 14:14, vor allem auf den Halbpositionen überzeugen die Löwen wie Vardar nun mit viel mehr Durchschlagskraft. Dabei dreht insbesondere Mensah auf, trifft zum 14:14 und 15:14 (37.). Palicka liefert seine sechste Parade, Reinkind macht das 16:14 – und Raul Gonzalez nimmt seine erste Auszeit. Die Löwen beeindruckt das nicht. Palicka mit Super-Reflex gegen Marsenic und Pekeler vom Kreis bringen das 17:15 (42.). Canellas hält dagegen, trifft aus neun Metern zum 17:16. Eine Viertelstunde vor Schluss ruft Jacobsen zu seiner zweiten Auszeit. Die Chance, gegen das Topteam aus Skopje die Serie von drei Niederlagen in Folge zu stoppen, ist zum Greifen nahe. Ihre Angriffe spielen die Löwen nun deutlich cleverer aus, die Abwehr steht nach wie vor wie eine Eins. Skopje wird in diesen Minuten von Weltklasse-Schlussmann Arpad Sterbik am Leben gehalten, der immer wieder im Eins-gegen-eins seine ganze Routine ausspielt und Mannheim am Davonziehen hindert. Als Shishkarev das 18:18 markiert, ist wieder alles drin. Dann packt Patrick Groetzki ein Traumanspiel auf Baena aus, den Siebenmeter nach Foul am Spanier verwandelt Jerry Tollbring sicher.
Rhein-Neckar Löwen – Vardar Skopje 21:21 (11:11)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (3), Sigurdsson, Radivojevic, Baena (1), Tollbring (2/2), Trost, Mensah (4), Pekeler (2), Groetzki (1), Reinkind (2), Taleski (1), Guardiola (1), Petersson (4), Keller
HC Vardar: Sterbik, Milic; Stoilov (1), Nedanovski, Popovski, Kristopans (4), Maqueda, Karacic, Abutovic (1), Canellas (4), Cupic (2), Dibirov (3/5), Shishkarev (2), Borozan, Vojvodic, Marsenic, Cindric (2)
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Raul Gonzalez
Schiedsrichter: Evgeny Zotin / Nikolay Volodkov (Russland)
Strafminuten: 3 – 2
Siebenmeter: 3 – 6
HC Vardar: Palicka hält Siebenmeter von Cupic (9.)
Rhein-Neckar Löwen: Sterbik hält Siebenmeter von Schmid (14.)
Zeitstrafen: Taleski (2), Petersson (2), Mensah (2) – Stoilov (2), Borozan (2)
Zuschauer: 4251
Beste Spieler: Palicka, Schmid, Mensah, Petersson – Sterbik, Canellas, Cindric, Dibirov
Spielfilm: 1:0 (1.), 2:1, 2:3, 3:3 (13.), 5:3, 5:4 (18.), 6:5, 7:6 (21.), 8:7, 8:8 (23.), 8:10 (26.), 11:10, 11:11 (Halbzeit), 11:12, 13:13, 14:14, 16:15, 17:15 (42.), 18:16, 18:17 (47.), 19:19, 20:19 (50.), 21:19 (55.), 21:21 (EN)