Ausgang gegen MOL-Pick Szeged entscheidet über den kommenden Gegner
Auch Gedeon Guardiola, Abwehrchef der Löwen, hat eher ungute Erinnerungen an die Magyaren. „Besonders oft haben wir gegen Szeged nicht gewonnen“, formuliert der Spanier sein Bauchgefühl und ein Blick in die Ergebnislisten der jüngere Vergangenheit bestätigt die Vermutungen Guardiolas: Aus den jüngsten fünf Begegnungen gingen die Löwen nur einmal als Sieger hervor, drei Niederlagen und das 28:28 aus dem Hinspiel der aktuellen Saison vervollständigen die Statistik gegen die Ungarn. War das Achtelfinal-Aus der Löwen in der Saison 2014/2015 mit den 24:30 und 29:31-Niederlagen noch etwas überraschend, staunte in der vergangenen Saison niemand mehr darüber, als sich Szeged für die 25:30-Niederlage in der SAP Arena mit einem 30:24-Erfolg in eigener Halle revanchierte.
Inzwischen gehört der „ewige Zweite“ hinter Serienmeister KC Telekom Veszprém schließlich zu den europäischen Top-Mannschaften. Das hat vor allem damit zu tun, dass der vom ungarischen Wurstwaren-Imperium Pick gesponserte Traditionsklub noch einmal ordentlich Geld in die Hand nahm, um in erster Linie die nationale Vorherrschaft von Veszprém zu beenden. Und dieser Plan könnte in der aktuellen Saison tatsächlich aufgehen: Das erste Duell der beiden dominanten Teams in der ungarischen Liga ging mit 26:23 an Szeged, nun liegt es an Veszprem, den Spieß im Rückspiel am 18. März umzudrehen, um zum zehnten Mal in Folge und insgesamt zum 25. Mal den Titel zu holen. Der nationale Angriff auf die Star-Truppe aus Veszprém hatte den logischen Nebeneffekt, dass inzwischen auch international mit Szeged zu rechnen ist. Architekt des Aufschwungs im Drei-ländereck zu Serbien und Rumänien ist seit Sommer 2013 der spanische Star-Trainer Juan Carlos Pastor und mittlerweile tragen auch international klingende Namen das blau-weiße Trikot des sechsfachen ungarischen Meisters.
„Dazu benötigen wir eine gute Platzierung in der Gruppenphase“, peilt Pastor in Gruppe B die ersten Vier an, weiß aber um die Ausgeglichenheit in Gruppe B. „Da ist jede Partie schon ein kleines Endspiel, wenn man seine Ziele erreichen möchte.“ Club-Chef Nandor Szögi warnt ebenfalls davor, den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen. „Wir haben mindestens 14 Spiele gegen die besten Handball-Mannschaften. Das ist eine große Herausforderung und eine Ehre zugleich“, betont Szögi, der ebenfalls auf das Viertelfinale hofft. „Aber in der Champions League sind viele große Mannschaften am Start. Unsere Ziele zu erreichen, wird alles andere als leicht.“ Mit Blick auf den Kader der Ungarn schwingt hier aber auch immer ein bisschen Understatement mit und die Rhein-Neckar Löwen mussten gleich zum Auftakt der aktuellen Saison erfahren, wie schwierig es ist, in Szeged zu gewinnen. Erst Kim Ekdahl du Rietz gelang in der Stadtsporthalle Varosi Sportcsarnok fünf Sekunden vor dem Ende, der viel umjubelte Ausgleichstreffer zum 28:28. „Wir haben toll gekämpft und uns diesen Punkt verdient. Leider haben wir viele gute Chancen liegen gelassen und hätten zur Pause deutlich führen müssen“, beurteilte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen die Partie im Rückblick. „So wie wir angefangen haben, waren eigentlich auch zwei Punkte drin für uns“, erinnert sich Kim Ekdahl du Rietz an das Spiel, das die Löwen zu Beginn klar bestimmten. Auch diese Tatsache sollte den Badenern Mut machen, die bisherige Bilanz gegen Szeged im Rückspiel etwas aufzupolieren.
Da die letzten Gruppenspiele der Champions League, im Gegensatz zum Fußball, nicht zeitgleich stattfinden, müssen die Löwen bis zum kommenden Wochenende warten, ehe die Abschlussplatzierung und der damit kommenden Gegner im Achtelfinale feststeht. Bei einem Erfolg gegen Szeged und einer Niederlage von Tabellenführer Vardar Skopje wäre sogar der Gruppensieg und die direkte Qualifikation für das Viertelfinale möglich. Gewinnt auch Skopje sein Duell mit Kristianstad geht es für die Löwen als Tabellenzweiter gegen den Sieger der Partie Zaporoshye gegen Montpellier weiter. Hier haben die Franzosen das erste Spiel in der Ukraine bereits mit zwei Toren gewonnen. Spannend wird es, sollten die Löwen am morgigen Mittwoch verlieren, so droht bei den entsprechenden Ergebnissen am Wochenende ein Rückfall bis auf Tabellenplatz vier, was im Achtelfinale ein Duell mit dem THW Kiel bringen würde.