Kroatischer Meister RK Zagreb kommt morgen in die Fraport Arena
Mittlerweile haben sich auch die Löwen in der VELUX EHF Champions League etabliert, und auch Zagreb war bereits mehrmals der Gegner der Löwen. An das letzte Duell im März diesen Jahres haben die Badener allerdings keine guten Erinnerungen. Dieser 27. März 2016, er gehört zweifelsohne zu den größeren Tagen in der jüngeren und ansonsten sehr ruhmreichen Vereinsgeschichte von RK Zagreb. Die Spieler des kroatischen Handball-Serienmeister feierten völlig losgelöst im Wohnzimmer der Rhein-Neckar Löwen, der Mannheimer SAP Arena. Denn dort gelang ihnen eine faustdicke Überraschung.
Durch einen unerwarteten 31:29-Erfolg beim späteren Deutschen Meister zog Zagreb im vergangenen März sensationell ins Viertelfinale der Champions League ein, nachdem der Klub zuvor das Hinspiel mit 23:24 gegen den badischen Bundesligisten verloren hatte. „Ich habe meinen Jungs immer gesagt, dass sie an ihre Chance glauben müssen, dass wir nach der Niederlage in eigener Halle erst bei der Halbzeit angekommen waren“, sagte Zagrebs damaliger Trainer Veselin Vujovic nach dem Coup in Mannheim, der lange Zeit ganz weit weg war. Denn die Löwen hatten nicht nur das erste Duell für sich entschieden, sondern führten auch im Rückspiel nach 27 Minuten mit 15:10. Doch dann kippte die Begegnung noch vor dem Seitenwechsel.
Gerne erinnern sich die kroatischen Handball-Fans deshalb immer noch an den Anfang der 90er Jahre zurück. Zagreb dominierte damals in Europa, gewann 1992 gegen Santander und 1993 gegen Wallau-Massenheim die beiden letzten Finalspiele im Europapokal der Landesmeister, der danach durch die Champions League ersetzt wurde. Eine Notiz am Rande: 1993 agierte ein gewisser Tonci Peribonio zwischen den Pfosten, sein Sohn Roko stand früher bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag und läuft nun für die TSG Friesenheim in der 2. Bundesliga auf.
Trotz der prominenten Abgänge kündigte Zagreb aber auch vor dieser Saison mutig an, in der Königsklasse erneut für Furore sorgen zu wollen. „Wir wollen uns für das Achtelfinale qualifizieren – und vielleicht gelingt uns auch wieder der Sprung unter die letzten acht Mannschaften. Das wäre fantastisch“, sagte Manager Ante Ancic im August und schielte noch ein wenig weiter: „Das Final Four in Köln zu erreichen, wäre die Verwirklichung eines Traumes.“ Drei Monate später stellt sich die Situation allerdings ganz anders dar. Von der Endrunde sind die Zagreber meilenweit entfernt, nach einem Fehlstart mit vier Niederlagen in den ersten vier Spielen ist sogar die Achtelfinal-Teilnahme sehr stark in Gefahr.
Prompt zogen die Kroaten Mitte Oktober die Reißleine und trennten sich von Trainer Vujovic. Sein Nachfolger ist Silvio Ivandija, der zuvor für die Frauen-Mannschaft Lokomotiva Zagreb verantwortlich war. Bereits im Jahr 2005 coachte er RK Zagreb, nachdem Bruno Gudelj entlassen worden war. Als dann allerdings Lino Cervar als neuer Chefcoach verpflichtet wurde, übernahm Ivandija den Posten des Assistenztrainers. „Ich fühle mich sehr geehrt über diese Gelegenheit, davon habe ich schon lange geträumt“, sagte der neue Verantwortliche an der Seitenlinie nach seiner Amtsübernahme gegenüber „eurohandball.com“ und gewann gleich sein erstes Spiel in der Königsklasse. Gegen Vardar Skopje drehten die Kroaten einen Fünf-Tore-Rückstand zur Pause und gewannen sensationell mit 28:27.
Für die Gastgeber geht es nach der Galavorstellung im letzten Europapokalspiel beim amtierenden Champions League Sieger Kielce darum, auch endlich in einem Heimspiel komplett zu überzeugen. Die letzten und gleichzeitig ersten beiden Heimauftritte gewannen die Badener in Frankfurt gegen Celje und Kristianstad jeweils mit nur einem Tor. „Das war einfach zu wenig für unseren Anspruch“, fand damals Torhüter Andreas Palicka deutliche Worte. Nach dem Sieg in Kielce haben die Löwen nun aber wieder sogar Platz eins der Gruppe B im Blick. „Platz eins ist jetzt nicht mehr so weit weg, wir haben in Kielce gezeigt, was möglich ist“, sagt Spielmacher Andy Schmid. Aktuell trennen die Löwen und den Tabellenführer aus Polen nur ein Punkt, mit einem Erfolg am morgigen Donnerstag wollen die Löwen die Tabellenführung übernehmen.