Rhein-Neckar Löwen

Neuer Löwe, große Herzen und ein Fehler-Festival mit Folgen

Alexander Peterson Nummer 32 gegen Yves Kunkel

Alexander Petersson #32 / RNL gegen Yves Kunkel , Rhein-Neckar Loewen vs. MT Melsungen, RNL Saison 2019 / 2020, © Copyright: AS Sportfoto / Soerli Binder, www. as-sportfoto.de, MSP_0602_RNL_

Neustart in die Handball-Saison 2019/20 mit rundweg positivem Vor- und ziemlich schlechtem Hauptprogramm

Für die Löwen fällt der Start in 2020 ziemlich trist aus.

So groß die Vorfreude auf den Neustart in die Handball-Saison gewesen war – so groß war hinterher die Enttäuschung im Lager der Rhein-Neckar Löwen. 30:33 zuhause gegen Melsungen. Was nach Spektakel klingt, war über weite Strecken doch vielmehr ein Fehler-Festival. Und das auch noch ohne Happy End. Dabei hätte man dem schönen Rahmen in der SAP Arena rund um den Auftakt ins Handball-Jahr gerne die passende sportliche Füllung hinzugefügt.

Das Vorprogramm zum ersten Pflichtspiel der Löwen in 2020 hatte ausschließlich gute Nachrichten parat. Eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn stellten Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und der Sportliche Leiter Oliver Roggisch die erste leibhaftige Überraschung des Jahres vor. Ymir Örn Gislason wechselt mit sofortiger Wirkung von Valur Reykjavik zu den Rhein-Neckar Löwen. Ein Mann für mindestens zwei Fälle: Zum einen soll er ad hoc den länger verletzten Jesper Nielsen in der Abwehr ersetzen helfen. Zum anderen ist der 22-Jährige mit großem Potenzial ausgestattet.

Bereits bei der EM 2018 stand Gislason als Stammkraft für die Handball-Nation Island im Innenblock. In seiner Heimat halten sie große Stücke auf den 1,92-Meter-Mann, der in diesem Januar bereits seine zweite Europameisterschaft bei den „Großen“ absolvierte und dabei insbesondere im Abwehrzentrum zum Einsatz kam. In Reykjavik macht sich die fachkundige Sportpresse große Sorgen, dass man den Abgang Gislasons wird kompensieren können. Bei Valur, dem Rekordmeister des Landes, zählte der junge Mann zu den absoluten Leistungs- und Hoffnungsträgern.

Gislason erinnert Roggisch an Roggisch

Oliver Roggisch und „sein Neuer“ Ymir Örn Gislason.

Mit seiner körperbetonten Spielweise erinnere er ihn an sich selbst, sagte Oli Roggisch bei der Vorstellung Gislasons in der SAP Arena: „Er ist ein großer Kämpfer.“ Der Sportliche Leiter der Löwen betonte, dass man Ymir Örn im Sommer ohnehin unter Vertrag genommen hätte. Nun habe sich die Möglichkeit einer vorzeitigen Verpflichtung ergeben – und die Löwen schlugen zu. „Wir haben uns kurzfristig und im Guten mit Ymirs Verein einigen können“, sagte Jennifer Kettemann. Der blonde Hüne selbst zeigte sich voller Tatendrang: „Ich freue mich darauf, bald das gelbe Trikot der Löwen zu tragen.“

Freude war auch die bestimmende Emotion beim zweiten größeren Programmpunkt vor Spielbeginn. Einen Spendenscheck über 18 000 Euro überreichte Jennifer Kettemann Holger Morlock von der Stiftung Aufwind. Aufgebracht wurde die beachtliche Summe von den Fans und Partnern der Rhein-Neckar Löwen, die sich über mehrere Aktionen unter dem Löwen-Label „Löwenherz“ in der Vorweihnachtszeit für die gute Sache starkgemacht hatten. Holger Morlock zeigte sich überwältigt von so viel Engagement: „Ein schöneres Weihnachtsgeschenk für unsere Stiftung Aufwind hätten wir uns nicht wünschen können. Es ist wirklich klasse, was die Fans und Partner der Rhein-Neckar Löwen bei dieser Aktion zusammen für die gute Sache erreicht haben. Ein großes Dankeschön dafür!“

Die Fans hatten unter anderem durch den Kauf von löwengelben Wintermützen gespendet, die Partner beim sogenannten Spendenwerfen, an dem sich PSD Bank, Kager Industrieprodukte, Diringer & Scheidel, Löwen Entertainment, SAP, Steuerberatung Hofstetter, Engelhorn und HCL Logistics beteiligten. Löwen-Partner REWE stellte seinen mit den Löwen produzierten Hochglanz-Wandkalender in den Dienst der guten Sache. Und die Wirtschaftslöwen, der 2019 gegründete exklusive Unterstützer-Kreis der Löwen, legten zu den Einzelbeiträgen aus dem Spendenwerfen noch einmal 1000 Euro obendrauf.

„Darauf können wir alle stolz sein!“

Die Löwen-Fans spendeten u.a. durch den Kauf der gelben Wintermützen.

„Die Spendensumme kommt zu einhundert Prozent bei unseren fünf Sozialprojekten und damit den Kindern und Jugendlichen in der Region an. Durch unser langjähriges und nachhaltiges Engagement bei diesen Projekten können wir gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort sicherstellen, dass mit dem Geld auch wirklich etwas bewegt wird“, erklärte Holger Morlock im Interview mit Arenasprecher Kevin Gerwin. Jennifer Kettemann zeigte sich einmal mehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Löwen-Familie: „Darauf können wir alle stolz sein!“

Dass die anschließende Leistung auf der Platte nicht im Entferntesten mit den positiven Programmpunkten im Vorfeld mithalten konnte, stimmte Löwen-Urgestein Patrick Groetzki traurig: „Es ist hart, dieses Spiel verloren zu haben. Wir haben alle auf eine Trendwende gehofft – und dann schon in der ersten Halbzeit viel zu viele Fehler produziert.“ Umso stärker fällt dies ins Gewicht, wenn man sieht, dass Melsungen in Sachen Wurfquote sogar noch hinter den Löwen zurückblieb und gerade einmal 29 von 51 Feldversuchen im Tor unterbrachte.

Der entscheidende Unterschied: Die Löwen machten noch mehr Fehler, und das nicht nur im Abschluss. Sieben technische Fehler erlaubten sich die Jungs von Trainer Kristjan Andresson, dazu unheimlich viele unvorbereitete Angriffs- und Wurfsituationen. „Das darf uns nicht passieren“, sagte Patrick Groetzki. Durch die Niederlage wächst der Löwen-Rückstand auf die beiden ersten Liga-Plätze auf vier und sechs Punkte an. Die Ziele Meisterschaft bzw. Champions-League-Qualifikation rücken damit vorerst ein großes Stück weiter weg von den Löwen. Besser machen können sie es schon am Sonntag um 17 Uhr: Dann kommt mit USAM Nîmes Gard eine französische Spitzenmannschaft zum Heimauftakt des EHF Cups nach Mannheim – und damit der nächste Gradmesser für die RNL.

Löwenfans aufgepasst: Das Spiel findet in der GBG Halle am Herzogenried in Mannheim statt. Karten gibt es noch an der Tageskasse ab 16 Uhr.

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