Löwen-Fanclub Baden Lions organisiert Fahrten zu Auswärtsspielen: ein Reisebericht
Der Bus beladen, Frauen, Männer, Kinder an Bord, doch die für 14 Uhr geplante Abfahrt von Kronau aus verzögert sich. Von hier aus, wo das Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen steht und die Mannschaft zu ihren Spielen in der Fremde aufbricht, nehmen auch die Fanreisen ihren Ausgangspunkt. Rainer Eder, Vorsitzender der Baden Lions und seit jeher Reiseleiter bei den Fanfahrten, scrollt sich durch sein Smartphone. Was er da erfährt, lässt die Falten auf seiner Stirn ein bisschen tiefer werden. „Alles dicht“, sagt Eder und meint damit nicht nur die Autobahnen 5 und 6, die sich ganz in der Nähe kreuzen und fast täglich mindestens einmal komplette Verstopfung melden. Auch die Umfahrungsmöglichkeit über die B3 scheint wenig attraktiv, stößt diese im Falle größerer Autobahnstaus doch schnell an ihre Belastungsgrenze. Kronau am Nachmittag – ein Alptraum für jeden Kraftfahrzeug-Insassen. Und dann ist dieser 29. März auch noch Gründonnerstag, Reisetag für alle Oster-Urlauber. „Katastrophe“, sagt Rainer Eder, nicht ohne hinter den tiefer gewordenen Stirnfalten nach einem Ausweg aus der Verkehrsmisere zu suchen.
Mit Williams Birne und einer Auswahl von Schokoladen
„Das gemeinsame Vespern hat bei uns Tradition“, erklärt Rainer Eder und stimmt auf die „große Pause“ vor dem Erreichen des Fahrtziels ein. Hinter ihm drücken sich die Mitreisenden in die bequemen, gut gepolsterten Fernreisesitze. Die Vollprofis haben sich mit kleinen Kisschen eingedeckt, einige machen kurz die Augen zu. Bei aller Knabberei und Zufuhr diverser Flüssigkeiten – Hunger bekommen die meisten jetzt doch. Oder gerade deswegen. Aus den Boxen dröhnen Partysongs und deutscher Schlager, als der Bus kurz vor Gießen, wo der TV Hüttenberg seine Heimspiele austrägt, auf eine Autobahn-Raststätte einbiegt. Rainer Eder dirigiert Fahrer Roland so, dass der Bus als Windschutz für die Vesper-Gesellschaft fungiert. Dahinter geht dann alles blitzschnell. Während sich die letzten Reisenden aus dem Bus schälen und die müden Glieder recken, hat das Vesper-Team bereits die Klapptische aneinandergereiht und den großen Bottich mit Wasser ans Gas angeschlossen. Hier werden gleich die Würstchen warmgemacht, dazu gibt es alles, was man sich von einem Büffet nur wünschen kann: Brötchen, Gürkchen, Aufschnitt von Wurst und Käse. Ganz wichtig: Butter. Und Senf. Ketchup. Zwei Kannen Kaffee für den Energieschub danach. Und natürlich Besteck. „Du hattest ja noch gar keine Wurst. Die muss man unbedingt probieren“, sagt Rainer Eder und serviert persönlich.
„Ein ganzer Tag für eine Stunde Handball“
Im Vergleich zur heimischen SAP Arena geht es hier mindestens zwei Nummern kleiner zu. Einen ersten Glücksmoment bringt Maskottchen Rollo, der uns praktisch in die Arme läuft und uns neben einem Selfie mit einem kleinen folierten Handkäse versorgt. Unbezahlbar! Danach geht es über Treppen und um Ecken, bis wir, etwas umständlich, den Gästeblock erreichen. Hier gilt, in leichter Abwandlung unseres Reisemottos: Der Weg führt zum Ziel. Am oberen Ende der Tribüne hat sich die gelbe Auswärtswand formiert, herrscht pünktlich zum Spielbeginn eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Es klatscht und trötet unter dem Gebälk der Sporthalle, die Löwen-Spieler winken kurz zum Gruß. Dann geht es ins Spiel. Die Löwen tun sich zu Beginn ein bisschen schwer, haben dann aber einen Lauf, der schon in der ersten Halbzeit die Vorentscheidung bringt. Die tapferen Hüttenberger, die sich am Ende der Saison nach dem sensationellen Durchmarsch aus Liga drei wieder zurück in die Zweite Bundesliga verabschieden werden, schlagen sich wacker, die Löwen gewinnen klar. Als auf den Smartphones der Fans das Remis von Titelkonkurrent Füchse Berlin in Stuttgart ankommt, gibt es noch eine Extraportion Applaus – und das für die eigentlich ungeliebten Schwaben.
Abklatschen zwischen Fan- und Mannschaftsbus
„Jetzt wird noch ausgeladen, das dauert auch ein bisschen“, sagt der Reiseleiter und schaut auf die Uhr: Es ist kurz nach 23 Uhr. Aber wie gehabt: Der Weg ist das Ziel. Und Rainer Eder und seine Baden Lions haben den Plan im Kopf. Nach Hannover geht es zum Final Four nach Hamburg, danach noch nach Berlin und Erlangen. Der gelbe Bus rollt weiter. Und mit ihm die treuen Fans der Rhein-Neckar Löwen.
Infos zu den Auswärtsfahrten gibt es auf der Webseite der Baden Lions.