Gäste begeistert von neuem Format / Denkanstöße von Kretzschmar und Co.
Moderiert von Sport-Journalist Frank Schneller entwickelte sich am Sonntagmittag im Hilton Garden Inn am Mannheimer Hauptbahnhof schnell die avisierte lebhafte Diskussion, innerhalb derer Handball zwar immer das wichtigste, aber nie das alleinige Thema war. Schließlich sollte es darum gehen, gerade durch den Blick über den Tellerrand neue Erkenntnisse für die Entwicklung der gesamten Sportart zu gewinnen. Oder es zumindest redlich zu versuchen.
Charisma schlägt Marketing-Strategie
Gesprochen und – wie beabsichtigt – auch kontrovers diskutiert wurde unter anderem über die nicht nur im Handball allgegenwärtige Typen-Frage. Gibt es zu wenige davon? Und wenn ja, warum? Und was sind Typen überhaupt? Was macht sie aus? Stefan Kretzschmar, in der öffentlichen Wahrnehmung einer der Handball-Typen schlechthin, hat seine ganze eigene Meinung dazu und brachte sie beim Löwen-Talk auf den Punkt.
„Wir wollen zeigen, was für tolle Persönlichkeiten wir haben“
In dieser Frage ginge es neben der sportlichen Leistung zuallererst um Authentizität. So sehe er Philipp Lahm als deutschen Fußball-Helden, nicht aber als Unternehmensexperten, wie man ihn aktuell zu positionieren versuche. Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen und zusammen mit Frank Schneller Initiatorin des Löwen-Talk, verwies darauf, dass es im Handball durchaus genug starke Typen gebe, nicht zuletzt in ihrer Mannschaft. Es gelte, dies auch einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Meinung versus Phrasen
Man fordere, Leute sollten ihre Meinung sagen, und zerreiße sie dann, sobald sie das getan haben. „Das ist doch scheinheilig.“ Zudem glorifiziere man auch das, was sogenannte Typen so von sich gaben oder immer noch geben. „Zum Beispiel habe ich früher überwiegend idiotische Sachen gesagt, Phrasen rausgehauen.“ Wichtiger sei es, mündige Handballer zu haben, die auch mal etwas Kritisches äußern und sich mit Dingen auseinandersetzen, zu denen sie eine Meinung haben sollten, ergänzt Karsten Petry, der außerdem klar trennte zwischen WM-Hype und dem Handball-Alltag, in dem ein Mitglieder- und Zuschauerschwund festzuhalten sei.
Aufzeichnung demnächst auf Youtube-Kanal der Löwen
Dies alles kann zu Beginn der kommenden Woche auf dem Youtube-Kanal der Rhein-Neckar Löwen noch einmal in voller Länge angeschaut werden. Die Löwen haben den Löwen-Talk samt Publikumsfragen aufgezeichnet. Das erste Echo war rundweg positiv: „Eine sehr tolle Idee“, sagte Axel Kromer, als DHB-Sportdirektor einer der prominenten Publikumsgäste der Premiere und ergänzte: „Dass die Löwen das machen, ist ein toller Schritt für den Handball.“
Henning Fritz sagte: „Wir wollen uns als Handballer ja nicht nur selbst loben, sondern über Probleme reden und Dinge zum Guten verändern. Dafür ist der Löwen-Talk gut.“ Man müsse immer wieder kritisch hinsehen und diese Kritik auch äußern. Natürlich immer mit dem Gedanken, ergebnisorientiert zu sein und der Sportart zu helfen. Auch dies ist einer der starken Sätze, die den ersten Löwen-Talk und seine geplante Fortsetzung begleiten werden.