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Handball-EM: „Deutschland kann gegen jeden gewinnen“ (RNZ)

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen über die Chancen der Deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im RNZ-Interview

Nikolaj Jacobsen ist während der Handball-Europameisterschat in Polen als Experte für das dänische Fernsehen im Einsatz. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen ist damit vor Ort, kann sich ein Bild über das Niveau der Veranstaltung machen und gleichzeitig die Augen nach eventuellen Verstärkungen des Bundesliga-Tabellenführers offen halten.

Nikolaj Jacobsen, sind Sie überrascht von den Leistungen der deutschen Mannschaft?

Ja, ein Stück weit bin ich schon überrascht. Natürlich wusste ich, dass im Kader der DHB-Auswahl Spieler mit einem guten Potenzial stehen, aber ich dachte nicht, dass sie so stark auftrumpfen. Man muss ja sehen, dass mit Patrick Wiencek aus Kiel und unseren Löwen Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki drei wichtige Leute fehlen.

Am Mittwoch spielen die Deutschen gegen Dänemark und können mit einem Sieg gegen Ihre Heimatnation den Sprung ins Halbfinale schaffen. Haben die Deutschen gegen einen der Topfavoriten eine Chance?

Wenn Deutschland es schafft, wieder eine so starke Abwehr zu stellen und Wolff seine sehr gute Form beibehält, kann es gegen jeden Gegner gewinnen. Dennoch sind die Dänen Favorit, denn sie haben eine richtig gute Mannschaft.

Demnach sollte Dänemark das Halbfinale erreichen?

Ja, davon gehe ich aus, Dänemark und Spanien.

In der Parallelgruppe schlug Gastgeber Polen erst Weltmeister und Titelverteidiger Frankreich, um danach gegen Norwegen zu verlieren. Wer schafft es dort unter die besten Vier?

Norwegen ist sicher bislang die größte Überraschung in diesem Turnier. Kroatien und Polen zu schlagen, ist eine wirklich beeindruckende Leistung. Ich glaube dennoch, dass sich am Ende Frankreich und Polen durchsetzen werden, wenngleich die Polen sich jetzt keine Schwäche mehr erlauben dürfen. Aber sie haben den Heimvorteil und das sollte sich bezahlt machen.

Dann würden am Ende die Teams um die Medaillen spielen, die die Experten im Vorfeld auf dem Zettel hatten.

Ja, das stimmt. Diese Nationen haben einfach die größte Qualität im Kader und ich denke, das wird sich durchsetzen.

Eine Europameisterschaft ist immer auch ein Schaufenster für einen Trainer. Sind Ihnen Akteure aufgefallen, die Ihr Interesse geweckt haben?

Es gibt ganz sicher einige interessante Akteure, die man sich als Trainer einer Klubmannschaft in sein Notizbuch schreibt. Insgesamt finde ich das Niveau in Polen ordentlich und es gibt viele junge Spieler, die ins Blickfeld gerückt sind.

Wird man einen davon bald im Trikot der Löwen sehen?

Davon gehe ich nicht aus, denn wir haben im Moment keinen finanziellen Spielraum. Weil wir keinen Hauptsponsor für die kommende Saison haben, mussten wir Stefan Kneer nach Wetzlar ziehen lassen. Deshalb ist nicht daran zu denken, dass wir uns verstärken können.

Für den Fall, dass ein Sponsor gefunden wird, werden Sie vorbereitet sein?

Ja, auf jeden Fall. Aber Namen werde ich nicht nennen.

Von Michael Wilkening