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Erfolg gegen Schlusslicht soll die Tabellenführung bringen

Löwen empfangen den HSC 2000 Coburg

Weithin sichtbar beherrscht die Veste Coburg mit ihren Gebäuden, Türmen, Wehrmauern und Bastionen nicht nur das Stadtbild der 40 000-Einwohner-Kommune, sondern die ganze Landschaft im weiten Umkreis. Von den Bastionen der „Fränkischen Krone“ überblickt man das Gebiet vom Thüringer Wald bis zum Fränkischen Jura. Dass sich die Handballer des HSC 2000 Coburg für ihr erstes Jahr in der Handball-Bundesliga mit „Vestus“ einen knuffigen Ritter als Maskottchen gewählt haben, passt da ins Bild.

Trutzig und wehrhaft wollten sich die Franken nach dem Aufstieg am allerletzten Spieltag dem Abenteuer Erstliga-Handball stellen, „GemE1NSam“ lautet das Motto der Franken. Am morgigen Samstag kommt Coburg zum Gastspiel bei den Rhein-Neckar Löwen allerdings als Tabellenletzter in die SAP Arena, und vieles deutet darauf hin, dass die Gelb-Schwarzen sich nach einem Jahr wieder in die Zweitklassigkeit verabschieden werden. Doch das Projekt Spitzen-handball in Coburg steht damit noch lange nicht vor dem Aus. Die Weichen für die Zukunft sind bereits gestellt und die historischen Marken, die der vor 17 Jahren gegründete Fusionsklub in dieser Saison bereits gesetzt hat, kann den Franken ebenfalls keiner mehr nehmen. Vor allem der erste Bundesliga-Sieg des Aufsteigers war gleich ein Ausrufezeichen: Bei der MT Melsungen gelang am ersten Spieltag ein 25:20-Erfolg, der die Nordhessen in Schockstarre versetzte und beim HSC für grenzenlosen Jubel sorgte. „Wir haben immer an uns geglaubt. Dann kommt so ein Ergebnis heraus”, sagte Torwart und Matchwinner Jan Kulhánek zu dem Coup in Melsungen.

Danach dauerte es allerdings bis zum zehnten Spieltag, bis wieder gewonnen wurde. In der nach dem Hauptsponsor benannten HUK-Coburg-Arena zog der HBW Balingen-Weilstetten beim 24:19 den Kürzeren, damit war auch der erste Bundesliga-Heimsieg der Oberfranken in trockenen Tüchern. Alles in den Schatten stellten allerdings die Duelle mit dem fränkischen Konkurrenten HC Erlangen. Das Hinspiel in der Nürnberger Arena (26:24 für den HC) war das erste Bundesliga-Spiel zwischen zwei Handballteams aus Bayern seit knapp 30 Jahren, das Rückspiel des prestigeträchtigen Duells konnten die Coburger dann Anfang März mit 30:28 für sich entscheiden und sorgten damit in der gesamten Region für Festtagsstimmung. „Wir haben es da geschafft, in allen Bereichen auf Erstliga-Niveau zu kommen. Meine Mannschaft hat sich diesen Sieg verdient“, freute sich auch Trainer Jan Gorr, der seit 2013 die Geschicke beim HSC lenkt und bereits mit dem TV Hüttenberg den Aufstieg ins Oberhaus geschafft hatte. Zudem erfuhr – trotz des schwierigen Liga-Alltags – die Coburger Arbeit eine besondere Auszeichnung: HSC-Rechtsaußen Florian Billek wurde vom neuen Bundestrainer Christian Prokop für die jüngsten Länderspiele in Hamburg und Göteborg gegen Schweden nominiert. „Ich bin natürlich unfassbar glücklich, diese Einladung bekommen zu haben. Ich habe absolut nicht damit gerechnet, nochmal so eine Chance zu erhalten“, freute sich der 28-jährige Billek. Damit hatte der HSC, der im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss der HSG Coburg und dem TV Neuses entstanden war, erstmals in seiner 17-jährigen Vereinsgeschichte einen deutschen A-Nationalspieler in seinen Reihen.

Im aktuellen Abstiegskampf gibt es für all das natürlich keine Bonuspunkte, und mit einem Etat von drei Millionen Euro war den Coburgern von Beginn an klar, dass sie im Oberhaus zunächst keine großen Sprünge machen können. Deshalb wird beim Schlusslicht realistischerweise schon länger zweigleisig geplant und mit der Zusage des Versicherungs-Riesen HUK-Coburg, sich weiter als Hauptsponsor zu engagieren, haben die Oberfranken Planungssicherheit. „Für das Projekt HSC und den Handball in Coburg ist dies eine sehr wichtige Weichenstellung“, betonte Vorstandssprecher Stefan Apfel. Dementsprechend wurden auch schon die ersten Personalien festgezurrt und bis auf den ehemaligen Friesenheimer Nico Büdel, den es ausgerechnet zum fränkischen Rivalen HC Erlangen zieht, und Adnan Harmandic, der in die bosnische Heimat zurückkehrt, wurde mit den meisten Leistungsträgern bereits ligenunabhängig verlängert.

Im Hinspiel hatten die Löwen übrigens keine Probleme mit dem Aufsteiger, in der ersten Auswärtspartie der Saison gewann der Deutsche Meister nach einer starken Vorstellung mit 31:19 (15:10). Bester Torschütze bei den Löwen war damals Gudjon Valur Sigurdsson mit sieben Toren. Nach dem vergangenen Osterwochenende sind die Gastgeber so etwas wie der große Gewinner des Spieltages. Sowohl der THW Kiel wie auch die SG Flensburg-Handewitt ließen im Kampf um Meisterschaft wichtige Punkte liegen, während die Löwen beim Auswärtsspiel in Göppingen besonders in der ersten Hälfte einen fantastischen Handball boten. „Darauf wollen wir gegen Coburg aufbauen. Unabhängig vom Tabellenstand zählt für uns morgen nur ein Sieg“, gibt Trainer Nikolaj Jacobsen die Richtung vor. Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse, die Partie beginnt um 19 Uhr.