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Arbeitssieg im Derby

Löwen bringen Göppingen die erste Saisonniederlage bei

Derbysiege sind die schönsten Erfolge: Die Rhein-Neckar Löwen haben am Mittwochabend vor 5876 Zuschauern in der SAP Arena das Baden-Württemberg-Derby gegen Frisch Auf Göppingen, zugleich das Spitzenspiel der Bundesliga, mit 26:20 (10:9) gewonnen. Es war der 26. Heimsieg der Badener in der Liga in Folge.

„Die Nummer eins im Land sind wir“, sangen die Löwen-Fans, als die letzten drei Spielminuten in der SAP Arena  angebrochen waren. Da hatten die Badener eine Begegnung, in der sie vor allem in der ersten Spielhälfte Probleme hatten und das rund eine Dreiviertelstunde eine ganz, ganz enge Partie war, längst deutlich für sich entschieden, führten mit sieben Treffern. „In der zweiten Hälfte haben wir zum Schluss schon gut gespielt. Nur zehn Treffer im ersten Abschnitt, in der zweiten Hälfte haben wir gezeigt, dass wir es besser können als vor der Pause“, sagte Löwen-Regisseur Andy Schmid. „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Ich bin mit vielen Dingen sehr zufrieden, beispielsweise mit der Abwehrleistung“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach der Partie. „Wenn wir mit Druck und Geduld spielen, sind wir auch im Angriff sehr gut. So wie in den letzten 15, 20 Minuten.“ Gäste-Trainer Magnus Andersson meinte: „Wir haben zum Schluss ein bisschen zu viele Fehler gemacht. Leider. Aber ich bin zufrieden mit der Leistung, die die Mannschaft gezeigt hat.“

Drei Paraden in vier Minuten. Löwen-Torwart Niklas Landin war der Akteur der ersten Minuten. Und ohne die Glanztaten des Dänen wären die Badener in der Anfangsphase auch einem deutlicheren Rückstand als nur einem 0:1 hinterhergelaufen. Doch so hatte der Angriff der Badener Zeit, sich richtig zu justieren, konnte die Fehlwürfe von Andy Schmid und Alexander Petersson verkraften, bevor die Löwen durch zwei Treffer von Kim Ekdahl du Rietz die erste Führung schafften (2:1/6.). Doch die Gelbhemden taten sich auch in den kommenden Minuten weiterhin schwer, zu einfachen Toren zu kommen, streuten den einen oder anderen Fehlwurf ein, konnten sich dann aber mit zwei schnellen Toren von Petersson und Patrick Groetzki per Tempogegenstoß von 4:3 auf 6:3 absetzten (12.). Auch weil Landin hinten einen Ball nach dem anderen rauskratzte und die Abwehr sich vor ihm steigerte. Nach einer Viertelstunde hatte Göppingen erst drei Tore erzielt, Landin aber schon acht Bälle abgewehrt – eine Weltklassebilanz der Löwen Defensive.

Es schien, als hätten die Löwen die Partie im Griff. Doch es sollte sich zeigen, dass dies noch eine ganze Weile dauern sollte. Stefan Kneer musste für zwei Minuten auf die Strafbank, Göppingen nutzte die Überzahl, um durch Treffer des Ex-Löwen Zarko Sesum und Daniel Fontaine auf 5:6 zu verkürzen. Sesum konnte anschließend sogar ausgleichen (21.). Die Löwen hatten nun im Angriff völlig ihre Linie verloren. Hatten sie in der ersten Viertelstunde noch Treffer durch Einzelaktionen von Petersson oder du Rietz beziehungsweise durch zwei Gegenstöße erzielt, fanden sie nun kaum mehr eine Lücke im Abwehrverbund der Gäste. Ballverluste, technische Fehler und schlecht vorbereitete Abschlüsse waren die Folge. Eine Ausnahme war da das schön herausgespielte 7:6 durch Groetzkis Treffer von der Außenposition und das Tor von Mads Mensah Larsen zum 8:7.

In der Schlussphase der ersten Halbzeit wurde es dann hektisch auf dem Parkett. Groetzki erhöhte auf 9:8, dann mussten die Löwen nach einer Zeitstrafe gegen Bjarte Myrhol in Unterzahl agieren. Die Arena kochte, da die Zuschauer mit einigen Entscheidungen der Unparteiischen nicht einverstanden waren, Marcel Schiller konnte in Überzahl für die Gäste ausgleichen. Den letzten Angriff, wieder vollständig, hatten dann aber die Löwen. Und den nutzten sie: Kapitän Uwe Gensheimer holte mit dem Halbzeitpfiff einen Siebenmeter heraus, und traf selbst zum 10:9 Pausenstand.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs legten die Löwen durch Petersson gleich nach, konnten sich so mal wieder auf zwei Tore absetzen. Doch weiter konnten sich die Gastgeber erst einmal nicht absetzen, auch weil sie nach einer Zeitstrafe in Unterzahl agieren mussten und zudem Gensheimer und Groetzki beste Möglichkeiten ausließen. Und weil Niklas Landin eben nicht jeden Ball halten kann. So konnte Göppingen nach 38 Minuten wieder auf einen Treffer verkürzen.

Dann folgte jedoch ein Zwischenspurt der Löwen, der sie letztendlich auch auf die Siegerstraße bringen sollte. Treffer von Larsen und Stefan Sigurmannsson sorgten für eine 15:12-Führung. Drei Minuten später lagen die Badener sogar erstmals in dieser Partie mit vier Toren in Führung, Gensheimer per Siebenmeter und Sigurmannsson hatten getroffen. Und die lange nicht auf Touren gekommene Offensive der Badener nahm nun richtig Fahrt auf, schien plötzlich auf den Geschmack gekommen, erzielte praktisch mit jedem Angriff einen Treffer. Andy Schmid, Uwe Gensheimer mit seinen dritten Siebenmeter, Petersson, Groetzki – so stand es zehn Minuten vor Schluss 21:17 für die Löwen. Göppingen nahm eine Auszeit.

Konnte Gäste-Trainer Magnus Anderson dem Spiel somit nochmal eine Wende geben? Nein, denn es folgten eine Landin-Parade und ein Treffer von Groetzki, die Löwen führten nun erstmals mit fünf Treffern. Und so langsam kam auch die Gewissheit auf, dass die Löwen dieses Derby gewinnen werden.  Erst recht, als Larsen das 24:18 erzielte (57.). Im nächsten Angriff legte Petersson dann gar das 25:18 nach. Und dann wurde gefeiert. Zumindest schon einmal auf den Rängen.

Rhein-Neckar Löwen – Frisch Auf Göppingen 26:20 (10:9)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Peribonio (n.e.) –  Schmid (1), Gensheimer (3/3), Kneer (1), Suton (n.e.), Myrhol (1), Larsen (3), Groetzki (5), Reinkind (1), Guardiola (1), Petersson (6), Ekdahl Du Rietz (2), Sigurmannsson (2)

Frisch Auf Göppingen: Prost, Marinovic – Kraus (3), Oprea, Schöne, Späth, Nyokas, Beljanski, Lobedank (1), Pevnov (3), Sesum (6), Fontaine (3), Schiller (4/3), Halén

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Magnus Andersson

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies

Zuschauer: 5876

Strafminuten:  8 – 6

Siebenmeter: 3/3 – 3/3

Zeitstrafen: Kneer (2), Myrhol (2), Petersson (2), Sigurmannsson (2) – Späth (2), Fontaine (4)

Spielfilm:  4:3 (10.), 6:3 (15.), 6:6 (21.), 10:9 (HZ), 14:12 (42.), 18:14 (46.), 21:17 (50.), 24:18 (57.), 26:20 (EN).

Beste Spieler: Landin, Petersson, Groetzki – Sesum.