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Denkwürdiger Abend als Grundstein zur Trendwende?

Löwen wollen Schwung vom Spektakel-Sieg über Kiel mitnehmen zur nächsten schweren Aufgabe

Riesig war die Freude bei den Löwen.

So. Zweimal haben die Rhein-Neckar Löwen geschlafen nach dem 26:25-Spektakel-Sieg über den THW Kiel. Und langsam, aber wirklich nur langsam, stellt sich wieder Normalität ein. Beruhigt sich der Puls. Kühlen Kopf und Herz auf Durchschnittstemperatur. Dennoch: Die Hoffnung, dass dieser unvergessliche Abend in der ausverkauften SAP Arena lange nachhalten wird, begleitet die Löwen zunächst einmal bis Donnerstag. Dann steht das nächste schwere Auswärtsspiel auf dem Programm.

Die Bilanz ist eindeutig: Zuhause haben die Löwen alle vier Liga-Spiele gewonnen. Auswärts stehen in acht Partien je drei Siege und Niederlagen sowie zwei Remis zu Buche. Noch eindrucksvoller als diese Statistik beschreibt das Erlebnis vom Donnerstagabend, was die SAP Arena für die Löwen bedeutet. 13.200 Menschen auf den Rängen – minus Kieler Anhang – entfachten einen Sturm der Entrüstung, als sie sich von den Schiedsrichtern benachteiligt fühlten. Und sie wuchteten ihre Mannschaft nach vorne, als diese bei minus sieben Toren schon wie der sichere Verlierer aussah.

„Haben gesehen, was in uns steckt“

Die Löwen-Abwehr stoppt Harald Reinkind.

Patrick Groetzki hat als Löwen-Urgestein schon einige solcher Abende erlebt. Das Zusammenspiel von Mannschaft und Fans, das sprichwörtlich Berge versetzen kann, beeindruckt ihn dennoch immer wieder. Und gibt ihm für die nächsten Aufgaben ein gutes Gefühl: „Wir haben gesehen, was in uns steckt. Für das Selbstvertrauen war dieser Sieg richtig gut.“ Nach der Meisterschaft gefragt, die man durch den Sieg zumindest nicht vorzeitig verloren hat, schüttelte „Johnny“ den Kopf: „Dieses Thema ist weit weg im Moment.“

Weit weg vom Sieg waren die Löwen auch während der ersten 20 Minuten gegen Kiel. „Die Abwehr war überhaupt nicht gut, wir hatten uns das ganz anders vorgenommen“, sagte Patrick Groetzki zum 6:13-Rückstand und führte fort: „Danach sind wir rangekommen. Auch, weil der THW plötzlich einige Bälle weggeworfen hat. Das hat uns neue Energie gegeben.“ Über das 10:13 zur Pause, die erste Führung beim 16:15 sowie die zweite Aufholjagd nach dem 22:25 haben die Löwen den größten Sieg dieser Saison eingefahren. Das führte auf der anderen Seite zu einer entscheidenden Frage.

„Im Handball geht es schnell“

Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul mit Kevin Gerwin.

Was war da los mit dem THW? War es sogar Überheblichkeit, wollte ein Journalist in der Mixed Zone nach dem Spiel wissen. „Nein. Wir haben da ein paar technische Fehler gemacht. Appelgren hat überragend gehalten. Die Löwen waren in dieser Phase nach unserer hohen Führung einfach besser. Und im Handball geht es schnell“, sagte THW-Anführer Domagoj Duvnjak, der am Ende auf eine Wahnsinnsbilanz von sieben Toren – bei 17 Versuchen! – und drei Assists kam. „Dule“ war dabei vor allem am Anfang und am Ende der Chef-Entscheider. Letztlich lagen die Löwen eine Nasenlänge vor den Zebras.

Nicht nur deshalb weiß man bei den Badenern genau, dass man sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen darf. Am Montag startet die Vorbereitung auf das nächste richtig schwere Auswärtsspiel. Der SC DHfK Leipzig hat zuhause kürzlich die erste Liga-Niederlage in dieser Saison kassiert – mit einem Tor gegen den starken SC Magdeburg. Zuvor hatte es sechs Siege gegeben, unter anderem gegen die Füchse Berlin, Frisch auf! Göppingen und den Bergischen HC. Am Donnerstag um 19 Uhr werden die Löwen wieder eine starke Leistung brauchen, wollen sie auch auswärts in die Erfolgsspur finden.

Zehnkampf-Weltmeister, Niko-Besuch und neues Riesenbanner

Das Riesenbanner mit allen Dauerkarten-Inhabern.

Über das Wochenende haben die Jungs freibekommen – und dürfen gerne noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen. Da war doch schon einiges los in der SAP Arena am Donnerstag. Auch abseits des Feldes. Der Mainzer Niklas Kaul, jüngster Zehnkampf-Weltmeister aller Zeiten, verriet am Mikrofon von Arenasprecher Kevin Gerwin, dass er zehn Jahre lang selbst Handball gespielt hat und wie es ist, in einem klimatisierten Leichtathletik-Stadion mitten in der Nacht um den Sieg zu kämpfen. Ex-Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, dessen Name als Löwen-Legende unter dem Hallendach hängt, plauderte entspannt am „Sky“-Mikrofon. Und eine Premiere gab es auch noch.

Erstmals konnten die Rhein-Neckar Löwen das neue gelbe Riesenbanner, das als sogenannte „Second Row“ hinter der Werbebande hängt, ihren Fans präsentieren. Darauf finden sich die Namen sämtlicher Dauerkarten-Inhaber – datenschutzgerecht mit ausgeschriebenem Vornamen und erstem Buchstaben des Nachnamens. Ein Dankeschön an die treuen Anhänger, die man gerne auch weiterhin für ihre Heimspiel-Präsenz belohnen möchte. Mit Abenden wie dem am Donnerstag!