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Der Löwen-Express nimmt Fahrt auf (RNZ)

Nach dem wichtigen Sieg in Magdeburg wollen die Badener am Mittwoch auch im Handball-Landesderby gegen Göppingen punkten

„Wer solche Spiele gewinnt“, schüttelte ein Anhänger des SC Magdeburg ungläubig den Kopf: „Wer solche Spiele gewinnt, der wird am Ende Meister.“ Das war kurz nach Spielschluss des Süd-Ost-Gipfels in der Magdeburger GETEC Arena, dem 24:23 Last-Minute-Coup der Löwen bei den Gladiators.

Im Hintergrund tanzten sie da noch, die Sieger. Feierten sich selbst. Arm in Arm, formiert zu einem riesigen hüpfenden Knäuel. Wie kleine Kinder an Weihnachten wirkten die Gelben. Völlig losgelöst und vor allem eins: erleichtert. Kein Wunder nach dem Start: Drei Spiele, drei Siege. Der Löwen-Express fährt jedenfalls schon wieder, befindet sich auf Titelkurs. Ganz soweit wollte sich Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen dann noch nicht aus dem Fenster lehnen. Er sagte es anders, defensiver: „Es stimmt, wir kommen langsam aber sicher ins Rollen. Die Abwehr ist bereits sehr gut, nur im Angriff müssen wir noch eine Schippe drauflegen.“

Richtig zufrieden ist der Däne ohnehin nie, er findet immer etwas, das ihn stört. Doch genau das macht Erfolgsmenschen aus. Ständiges Hinterfragen ist da Gold wert. Auch oder gerade im Haifischbecken Handball-Bundesliga. Dort, wo viele Faktoren dazu gehören, um ganz oben anklopfen zu können. Vor allem abgezockt sollte man sein. Steffen Stiebler, Sportlicher Leiter beim SCM, nickt: „Im Gegensatz zu uns haben die Löwen diese Cleverness schon, Leidenschaft alleine hilft in solchen Spielen nicht.“ Und weiter: „Ich glaube, dass der Sieg der Löwen deshalb auch verdient war.“ Starke Worte, nach solch einem Spielverlauf sowieso.

Doch letztlich sind die Löwen nicht nur clever, sie sind auch eingespielt. Jeder weiß, was der andere macht: Gensheimer, Groetzki, Schmid, Ekdahl du Rietz und Petersson waren auch schon vor zwei Jahren dabei, als die deutsche Meisterschaft nur um zwei Tore verpasst wurde. Das zahlt sich aus – auch in einem Hexenkessel wie in Magdeburg, wo man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Aber warum auch reden, das Rudel versteht sich blind. Und hat mittlerweile ein weiteres Ass im Ärmel: die 3:3-Abwehr. Sie funktioniert immer besser, verbreitet Angst und Schrecken. „Als Nikolaj auf die 3:3-Formation umgestellt hat, haben wir große Probleme bekommen“, seufzt Magdeburgs Trainer Geir Sveinsson.

Am Mittwoch um 19 Uhr gegen Göppingen könnte Taktikfuchs Jacobsen sie nun erneut einsetzen. Leicht wird es nämlich auch im Landesderby nicht. Jacobsen sagt: „Das ist eine gefährliche Mannschaft, die man nicht unterschätzen darf. Aber wir gehen mit viel Selbstvertrauen in dieses Spiel.“

Gestern Mittag gab es im Kronauer Trainingszentrum den ersten Anschauungsunterricht. Göppingen wurde im Videoraum in seine Einzelteile zerlegt.

Themenwechsel: Wie ist denn eigentlich der aktuelle Stand in Sachen Uwe Gensheimer? Geht er oder bleibt er? Kurze Antwort: Noch hat er ab 2016 nirgends unterschrieben. Die Entscheidung fällt zwischen den Löwen und Paris – die RNZ berichtete bereits mehrfach. Bei den Franzosen ist man jedenfalls guter Dinge. Nach Informationen dieser Zeitung, die aus dem näheren Umfeld von Paris-Trainer Noka Serdarusic stammen, ist der Scheich-Klub sehr zuversichtlich, dass „Gensel“ in Kürze den Stift zückt, und den Vertrag unterschreibt.

Nachvollziehbar wäre es. Mit dieser Weltauswahl scheinen Titel in den nächsten Jahren nämlich vorprogrammiert zu sein. Also genau das, nach dem sich Gensheimer so sehr sehnt. Denn bester Linksaußen der Welt hin oder her, gemessen wird ein Sportler letztlich an Pokalen. An etwas, das bleibt.

Und was spricht für die Löwen? Na, eine tolle Mannschaft und viele Freundschaften. Das wirft man nicht einfach so weg. Und natürlich ein so genannter Rentenvertrag, der Gensheimer auch im Anschluss an seine Karriere beruflich absichern soll. Andererseits soll die Entlohnung in Paris auch fürstlich sein.

Nun ist Gensheimer am Zug…

Von Daniel Hund