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Dickes Brett und dünnes Polster

Rhein-Neckar Löwen vor Achtelfinal-Rückspiel bei HBC Nantes

Die Löwen müssen noch einmal enger zusammenrücken. In der Liga beim Abstiegskandidaten Gummersbach verloren, auf Rang vier abgerutscht und dann rund 1000 Kilometer auf die Autobahn zum superschweren Auswärtsspiel bei HBC Nantes: Für die Rhein-Neckar Löwen gestaltet sich das letzte März-Wochenende so gar nicht angenehm. Dabei geht es am Samstagabend um 19 Uhr in unmittelbarer Nähe zur Atlantikküste noch einmal darum, der durchwachsenen Saison eine positive Wendung zu geben. Es winkt der Einzug ins Viertelfinale der VELUX EHF Champions League.

Nantes ist nach einem 34:23-Auswärtssieg wieder auf Platz zwei in der französischen Liga geklettert und demonstriert auf seiner Homepage großes Selbstvertrauen. Dort werden zehn Gründe aufgezählt, warum die Violetten über die Gelben triumphieren werden. Ein zusätzlicher Faktor könnte Nicolas Claire werden. Der Spielmacher fehlte im Hinspiel in der SAP Arena beim 34:32-Sieg der Löwen, erzielte beim Liga-Sieg schon wieder zwei Tore und wird den ohnehin schon brandgefährlichen Rückraum der Nordwestfranzosen nochmals aufwerten. Bei den Löwen sind bis auf Jesper Nielsen (Leiste) alle Mann an Bord.

Finden die Löwen Ruhe?

Steffen Fäth ist im Hinspiel positiv aufgefallen. Ein Vorteil für den HBC: Die Anreise der Löwen ist laut Oli Roggisch durchaus „unglücklich“, da es beispielsweise keine vernünftige Flugverbindung gibt zwischen dem Bergischen Land, wo die Badener noch am späten Donnerstagabend im Liga-Einsatz waren, und der Bretagne. Mit dem Schlafbus habe man diese schwierige Konstellation aber ganz gut gelöst, findet der Sportliche Leiter. „Ich hoffe, dass die Jungs da schnell Ruhe finden“, sagte „The Rogg“ vor Reiseantritt am Mittwoch. Mit dem Finden der Ruhe dürfte es dann aber doch nicht ganz so leicht geworden sein nach dem mehr als bescheidenen Auftritt in Gummersbach.

Mit erhöhtem Adrenalinpegel und den Bildern vom Spiel im Kopf lässt es sich ohnehin nicht gerade gut einschlafen. Wenn es dann auch noch so lief wie beim VfL – nämlich überhaupt nicht –, tut man sich noch ein bisschen schwerer mit dem Abschalten. Und so werden einige eine unruhige Nacht auf den Autobahnen Westdeutschlands und Nordfrankreichs verbracht haben, ehe sie sich am Freitagvormittag Richtung Nantes schoben. Von der „schlechtesten Leistung, seitdem ich hier Trainer bin“, sprach Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen nach dem 23:28 in der Schwalbe-Arena. Im Sommer werden es fünf Jahre sein, die der Däne bei den Rhein-Neckar Löwen arbeitet.

„Wir brauchen eine optimale Leistung“

Jannik Kohlbacher war im Hinspiel nicht zu stoppen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um in das entscheidende zweite Duell mit HBC Nantes zu gehen. Zumal die Badener bei den Bretonen eine brettharte Aufgabe erwartet. „Um dort zu bestehen, brauchen wir eine optimale Leistung“, sagt Oli Roggisch und denkt an das Hinspiel, in dem es vor allem im Angriff richtig gut passte (34:32). „In der Abwehr haben wir ein paar Fehler gemacht – aber daran können wir arbeiten“, sagte der ehemalige Abwehrchef, bevor er am Donnerstag in den Bus stieg.

„In Nantes wird es brutal schwierig. Da wird richtig hart gespielt, die Stimmung wird aufgeheizt sein“, stimmt Roggisch seine Spieler auf den größtmöglichen Widerstand ein: „Die werden dort alles tun, um uns das Leben so schwer wie möglich zu machen.“ Dass die Löwen in dieser Saison schon mehrmals mit der Konstellation Donnerstag Bundesliga, Samstag Champions League haderten und dabei unter anderem in Brest schon baden gingen, spielt für den erfahrenen Handball-Fachmann keine Rolle: „Das ist ein K.o.-Spiel. Alle wollen eine Runde weiterkommen.“ Da werde man dann auch schon einmal über die Schmerzgrenze gehen können, ja müssen, um endlich den „Achtelfinal-Fluch“ mit zuletzt viermal Ausscheiden infolge zu besiegen.

Löwen-Abwehr muss zulegen

Die Löwen-Abwehr braucht einen guten Tag. Mit Blick auf den sportlichen Verlauf rechnet der 40-Jährige mit einem anderen Spiel als noch im ersten Aufeinandertreffen in der SAP Arena, als 66 Tore fielen und beide Teams vor allem in der Offensive zu gefallen wussten. „Wenn man bedenkt, wie uns Nantes‘ Nyokas in der zweiten Halbzeit wehgetan hat, müssen wir vor allem auf den Halbpositionen aggressiver sein und besser verteidigen. Da geht es vor allem auch darum, die Räume nicht zu groß werden zu lassen, von außen besser einzurücken. Definitiv haben wir in der Abwehr das meiste Steigerungspotenzial im Vergleich zum Hinspiel.“

Umgekehrt glaubt Roggisch, dass Nantes ebenfalls den Fokus auf die Deckungsarbeit legen wird. „Die werden sicher alles versuchen, um den Kreis besser zu verteidigen“, sagt er und denkt dabei an die elf Tore von Jannik Kohlbacher aus dem ersten Duell. Den Vorsprung dabei irgendwie über die Zeit zu bringen, sei für ihn keine Option. „Wir werden in das Spiel gehen, um es zu gewinnen. Die zwei Tore zu verwalten, macht da keinen Sinn. Wir werden alles reinlegen und kämpfen bis zum Umfallen. Dann wird man sehen, ob Nantes besser ist – oder ob wir die Besseren sind.“

Die Partie wird von den Rhein-Neckar Löwen wie gewohnt im Liveticker auf Facebook und Twitter begleitet. Sky Sport 2 HD überträgt ab 18.50 Uhr.