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Die Löwen beißen sich durch (RP)
24:20-Sieg im Spitzenspiel gegen THW Kiel – Abwehr mit Torhüter Appelgren überragend
Die Rhein-Neckar-Löwen haben gestern Abend das Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga gewonnen. 24:20 (13:7) schlug der Tabellenführer den Abonnement-Meister THW Kiel. Nach einer großartigen ersten Halbzeit wurde es nach der Pause eng. Bester Mann auf dem Feld: Löwen-Torhüter Mikael Appelgren, er hielt fantastisch.
Es konnte nur einen geben: Mikael Appelgren wurde zum besten Spieler der Partie gekürt. Er sagte: „Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass ich der Mannschaft helfen durfte. Diesen Tag dürfen wir extra genießen.“ Von einer Vorentscheidung im Titelkampf wollte Kapitän Uwe Gensheimer nichts wissen. „Was für einen Tag haben wir? Den 7. Oktober. Nein, das ist noch zu früh“, meinte er.
Niklas Landin, Appelgrens Gegenüber, war gut, der Schwede war besser. Der Torhüter, vor der Saison von MT Melsungen eben für Niklas Landin gekommen, zeigte eine Glanzparade nach der anderen. Die Löwen stellten wie im bisherigen Saisonverlauf eine erstklassige Abwehr, an der sich der THW die Zähne ausbiss. Kiels Trainer Alfred Gislason hatte sich für den Hit etwas überlegt: Er brachte im Angriff von Beginn an mit Christian Sprenger und später mit Dragos-Nicolae Oprea einen siebten Feldspieler, nahm dafür Niklas Landin beim eigenen Offensivspiel aus der Partie. Das sollte die Löwen verwirren. Kurz vor Abschluss der Aktionen düsten die beiden dann wieder auf die Ersatzbank. Aber dieser taktische Zug brachte vor der Pause nichts, wie die magere Torausbeute belegte.
Die Demütigung: Das 6:3 durch Abwehrgigant Gedeón Guardiola, der nach einem abgeblockten Wurf den Ball aus der eigenen Hälfte ins verwaiste Kieler Tor schoss. Der Champion probierte viel, kam aber vor der Pause einfach nicht durch, wurde nervös und leistete sich ungewöhnlich viele Fehler. Die Löwen merkten früh, dass Kiel an diesem Abend zu packen sein würde. Sein bestes Spiel seit langem machte Alexander Petersson, der immer wieder Lücken in der Kieler Abwehr auftat. „Ich denke, wir haben den Sieg verdient, Riesenkompliment an Kneer und Guardiola, die in der Abwehr ein wahnsinnig gutes Spiel gemacht haben“, betonte Trainer Nikolaj Jacobsen.
Mit dem Wiederanpfiff gerieten die Löwen jedoch völlig aus dem Takt. Jetzt machten sie die leichten Fehler, schlossen die Angriff zu früh und unkonzentriert ab. Der Vorsprung schmolz, Tor um Tor. Beim Stand von 15:14, Domagoj Duvnjak erzielte den Anschlusstreffer, waren die Kieler, mit dem gestern verpflichteten Rückkehrer Igor Anic, wieder dran. Die Löwen wackelten, auch weil Uwe Gensheimer mit seinem dritten Siebenmeter an Niklas Landin scheiterte. Das vielleicht wichtigste Tor warf Harald Reinkind – zum 16:14. Aber der THW blieb dran. Die aufregende erste Halbzeit kostete die Löwen viel Kraft. Aber sie bissen sich durch. Die Entscheidung innerhalb von einer Minute: Patrick Groetzki schloss einen Konter ab, Gedeón Guardiola zirkelte den Ball noch einmal ins leere Tor, 22:19, 23:19. „Wir haben alles reingeworfen, was wir haben. Es war nicht genug. Die Löwen müssen nun sieben Punkte verlieren, natürlich ist das möglich“, sagte Kiels Kapitän René Toft Hansen.
Von Udo Schöpfer