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„Die Meisterschaft wäre das Nonplusultra“

Lars Lamadé im Interview

Am gestrigen Mittwoch verkündeten die Rhein-Neckar Löwen den Rückzug von Geschäftsführer Lars Lamadé zum Saisonende. Der 44-jährige wird dann zurück in den Aufsichtsrat des Bundesligisten wechseln, da er bei seinem Arbeitgeber SAP ein größeres Aufgabenfeld erhält. Im Interview spricht Lamadé über seinen Abgang, die Suche nach einem Nachfolger, den Titelkampf und über die Champions League und eine mögliche Teilnahme der Rhein-Neckar Löwen an einer Weltliga.

Herr Lamadé, am gestrigen Mittwoch wurde Ihr Abschied zum Saisonende verkündet, wie kam es dazu?

Lars Lamadé: Ich möchte betonen, dass ich den Rhein-Neckar Löwen als Aufsichtsratsmitglied weiterhin erhalten bleibe. Meinen Posten als Geschäftsführer werde ich allerdings zum Saisonende aufgeben. Ich arbeite in meinem Hauptberuf bei SAP und bekomme dort ein größeres Aufgabenfeld. Beide Positionen lassen sich von mir aber mittel – bis langfristig nicht mehr gemeinsam begleiten.

Die Rhein-Neckar Löwen stehen für die neue Saison noch ohne Hauptsponsor da. Verstehen Sie die Sorgen der Fans, die nun nicht kleiner werden, wenn auch noch der Geschäftsführer seinen Posten abgibt?

Lamadé: Meine Entscheidung, den Geschäftsführerposten zum Saisonende abzulegen, fiel völlig unabhängig von der aktuellen Suche nach einem Hauptsponsor. Selbst wenn wir schon einen neuen Hauptsponsor hätten, hätte ich diese Entscheidung ebenfalls so getroffen.

Wie ist der Stand bei der Sponsorensuche?

Lamadé: Bei den Rhein-Neckar Löwen entwickelt sich vieles in die richtige Richtung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch auf der Sponsorenebene bald neue Partner präsentieren können.

Deutschland ist Europameister, spüren Sie etwas vom „Handballboom“?

Lamadé: Was das Interesse an unseren Spielern angeht, spüren wir wirklich eine positive Entwicklung. Die Interviewanfragen und öffentlichen Auftritte nehmen zu, Oliver Roggisch war in der vergangenen Woche so z.B. Studiogast bei RTL beim Boxkampf von Marco Huck.

Wie sieht es mit der Zuschauerentwicklung aus?

Lamadé: Auch hier sind wir im Aufwind. Unser Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt war unter der Woche mit 13.200 Besuchern ausverkauft. Das ist sicher keine Selbstverständlichkeit. Und auch die weiteren Heimspiele in der SAP Arena bis zum Saisonende sind schon gut verkauft, was aber sicher auch ein Verdienst der sportlichen Leistung unserer Mannschaft ist. Leider haben wir einfach zu viele Heimspiele unter der Woche. Das trifft vor allem Familien und Kinder, die natürlich eher am Wochenende zu uns kommen würden.

Wie wirkt sich der EM-Titel bei Sponsorengesprächen aus?

Lamadé: Von alleine kommt sicher kein Sponsor auf uns zu. Wir müssen weiterhin hart dafür arbeiten, aber der EM-Titel liefert uns natürlich eine tolle Vorlage. Der Handball wird wieder wahrgenommen.

Können Sie etwas zu ihrem möglichen Nachfolger sagen?

Lamadé: Mit meiner Nachfolge befasst sich unser Aufsichtsrat. Die ersten Gespräche mit potentiellen Nachfolgern laufen bereits. Natürlich bin ich in diese Gespräche eingebunden, und ich bin sicher, dass wir eine sehr gute Lösung für die Rhein-Neckar Löwen präsentieren werden.

Gewinnen die Rhein-Neckar Löwen in Ihrer Amtszeit noch einen Titel?

Lamadé: Das hoffe ich sehr. Wir haben noch alle Chancen.

Gibt es einen Titel, den Sie sich persönlich wünschen würden?

Lamadé: Die Meisterschaft wäre natürlich das Nonplusultra. Im Pokal fehlen uns dagegen nur noch zwei Siege zum Titelgewinn. In der Champions League gehören wir ganz sicher nicht zum Favoritenkreis, aber man hat in den letzten Jahren gesehen, dass sich auch Außenseiter durchsetzen können.

Haben Sie Angst, dass es in dieser Saison wieder nicht reichen könnte?

Lamadé: Nein, daran denke ich gar nicht. Wir spielen eine richtig starke Saison bisher, und die Mannschaft hätte es verdient sich selbst dafür zu belohnen. Wir haben alles noch selbst in der Hand. Vor der Saison hätten sicher die wenigsten Experten mit uns gerechnet.

In der Champions League entscheidet sich die Abschlussplatzierung vor der Ko-Runde erst am kommenden Wochenende nach dem letzten Gruppenspiel beim FC Barcelona. Es droht womöglich ein Duell mit dem THW Kiel im Achtelfinale.

Lamadé: Im Europapokal möchte eigentlich jeder den Mannschaften aus der eigenen Liga aus dem Weg gehen. Das ist bei uns nicht anders. Aber wenn es so kommt, werden wir auch versuchen gegen den THW nach zwei Spielen die bessere Mannschaft zu sein, was sicher nicht einfach wird.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Auftreten in der Champions League?

Lamadé: Hier können wir durchaus zufrieden sein. Wir hatten einen Blackout in Kristianstad, diese Niederlage war sehr ärgerlich. Leider haben wir auch mit Skopje und Szeged den direkten Vergleich verloren, was uns nun eine bessere Platzierung kosten kann. In Kielce waren wir im letzten Auswärtsspiel ganz nahe dran an einem Punktgewinn bei einem richtig starken Gegner.

Sie sprechen den Modus an, wie zufrieden sind die Rhein-Neckar Löwen mit dem neuen Spielsystem der Champions League?

Lamadé: Sportlich hat sich die Situation für uns verbessert. Mit Barcelona und Kielce haben wir zwei der besten vier Mannschaften der vergangenen Saison in unserer Gruppe. Dazu kommt mit Skopje eine weitere absolute Spitzenmannschaft. Die Anzahl der Spiele aber ist sicher nicht in unserem Sinn. Hier würden uns kleinere Gruppen gut tun, da wir einfach durch die Bundesliga eine unheimliche Belastung haben und damit einen Nachteil gegenüber den anderen europäischen Spitzenclubs.

Die Löwen tragen einen Großteil ihrer Heimspiele in der Champions League in Frankfurt aus.

Lamadé: Hier bleibt uns leider keine andere Wahl, da die EHF keine Halle in der Rhein-Neckar Region neben der SAP Arena als Spielhalle akzeptiert hat. Schon alleine durch den Belegungsplan der SAP Arena ist es für uns aber überhaupt nicht möglich, alle Heimspiele in der Champions League dort auszutragen. Wir haben ja teilweise schon Probleme überhaupt Termine für unsere Bundesligaspiele zu finden.

Diese Probleme dürften in der kommenden Saison nicht weniger werden, wenn sich die Löwen erneut für die Champions League qualifizieren.

Lamadé: Ganz sicher nicht, und deshalb können wir uns auch vorstellen weiterhin einige Spiele der Champions League in Frankfurt auszutragen. Die Fans dort nehmen uns an, und die Unterstützung der Fraport Arena für die Rhein-Neckar Löwen ist sensationell. Frankfurt hat wirklich Lust auf Spitzenhandball.

Aktuell wird über eine Weltliga im Handball diskutiert, wie stehen sie dazu?

Lamadé: Wir hören uns natürlich alles an. Da wir, wie schon beschrieben, mit dem Modus und den Regularien der Champions League nicht wirklich zufrieden sind, stehen wir Veränderungen und Verbesserungen für unseren Club sehr positiv gegenüber. Die Ideen hinter der Premier League Handball sind sehr interessant, und wir befinden uns in guten Gesprächen mit den Initiatoren, die den Handball wirklich voran bringen wollen. Noch ist aber nichts spruchreif, da sich viele Dinge noch in der Planung befinden. Aber natürlich ist das für uns ein Thema, wenn es einmal so kommen sollte.

Welche Schlagzeile würde Lars Lamadé gerne am Saisonende lesen?

Lamadé: Uwe Gensheimer verabschiedet sich mit der Meisterschale nach Paris