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Eine Halbzeit zum Vergessen

Löwen verlieren nach hoher Pausenführung in Zagreb

Die Rhein-Neckar Löwen haben in der VELUX EHF Champions League den Sprung an die Tabellenspitze der Vorrundengruppe B verpasst. Nach einer indiskutablen zweiten Halbzeit verlor der Deutsche Meister am Abend sein Auswärtsspiel beim kroatischen Serienmeister HC Prvo plinarsko drustvo Zagreb mit 21:25 (15:10). Bester Werfer für die Löwen bei langer Zeit enttäuschender Stimmung in der Arena Zagreb war Dejan Manaskov mit fünf Treffern.

Direkt nach dem Spiel machten sich die Badener mit einem Charterflieger wieder auf den Weg nach Mannheim, wo bereits am Samstag um 19 Uhr die TSV Hannover-Burgdorf  zum Bundesligaduell in die SAP Arena kommt. „Da erwarte ich eine Antwort von meiner Mannschaft, denn ich bin natürlich sehr enttäuscht, wie wir hier in der zweiten Halbzeit aufgetreten sind. Das war viel zu wenig, und das reicht einfach nicht“, sprach Löwen Trainer Nikolaj Jacobsen. Spielmacher Andy Schmid ging sogar noch weiter. „Die zweite Hälfte war sicher eine der schlechtesten, seit ich das Trikot der Löwen trage. Es waren rabenschwarzen dreißig Minuten für uns. Vielleicht hat uns Zagreb in der ersten Hälfte eingeschläfert. Wir haben einfach keine Lösungen mehr gefunden, haben Bälle sinnlos verworfen, kamen mit Zagrebs Abwehr nicht klar und hatten dann auch ein paar strittige Schiedsrichterentscheidungen gegen uns“, so der Schweizer.

Zagrebs Torhüter Matevz Skok, der sich in der zweiten Hälfte zum Matchwinner entwickelte, freute sich über den nach der ersten Halbzeit nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg seiner Mannschaft. „Wir haben mit Herz gespielt und niemals aufgegeben. Für uns sind das ganz wichtige Punkte“, so der Schlussmann. Durch den erst zweiten Sieg überhaupt in der laufenden Champions League Saison bleiben die Kroaten Vorletzter, die Löwen stehen weiterhin auf dem dritten Platz der Gruppe B.

Die mit 15.200 Plätzen ausgestattete Arena Zagreb gehört zu den größten Hallen der VELUX EHF Champions League. Beim heutigen Heimspiel des kroatischen Meister RK Zagreb gegen die Rhein-Neckar Löwen war die eindrucksvolle Arena in Kroatiens Hauptstadt gefühlt aber nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Entsprechend schwach war die Stimmung, auch wenn die Gastgeber über das ganze Spiel versuchten mit Anfeuerungsrufen vom Tonband über die Lautsprecher für entsprechende Atmosphäre zu sorgen. Zur Pause hätte wohl kaum einer der am Ende 6508 gemeldeten Zuschauer mehr auf die Gastgeber gesetzt, die erst in der zweiten Halbzeit richtig aufdrehten und am Ende den zweiten Sieg der laufenden Saison in der Königsklasse einfuhren.

Beim 3:2 Zwischenstand nach fünf Minuten führten die Löwen erstmals, Marius Steinhauser schraubte den Vorsprung sogar auf 4:2, ehe die Gelbhemden schnell den 4:4 Ausgleich kassierten. Die Löwen nahmen wie schon beim Auswärtssieg am vergangenen Wochenende im Angriff stets Torhüter Mikael Appelgren für einen zusätzlichen Feldspieler vom Feld, zudem setzte Nikolaj Jacoben wie schon in Skopje auf seine zweite Reihe, begann mit Marius Steinhauser, Harald Reinkind, Mads Mensah sowie Dejan Manaskov.

Der Deutsche Meister fand in Zagreb von Beginn an in die Partie, lag beim 8:5 erstmals mit drei Toren vorne, vor einer wahren Geisterstimmung traf Gudjon Valur Sigurdsson vom Siebenmeterpunkt zum 9:5. Zagrebs Trainer zog nach nicht einmal einer Viertelstunde seine erste Auszeit. Aufmerksam in der Abwehr, konzentriert im Angriff, nach 15. Minuten traf Rafael Baena zum 10:5 für den Deutschen Meister. Die junge Mannschaft der Gastgeber war den Gästen spielerisch in allen Belangen unterlegen, in der ersten Hälfte entwickelte sich ein einseitiger Spielverlauf. Zagreb verkürzte den Rückstand nach zwanzig Minuten zwar auf 9:11, profitierte in dieser Phase allerdings mehr von den Fehlern der Löwen, als von der eigenen spielerischen Leistung. Zur Halbzeit führten die Gäste ungefährdet mit 15:10 und hatten die Partie mehr als deutlich im Griff. Es schien fast so, als habe der Deutsche Meister das Spiel im Kopf bereits als sicheren Auswärtssieg abgehakt.

Die wohl schlechteste zweite Halbzeit seit langer Zeit begann direkt mit Anlaufschwierigkeiten, über neun Minuten erzielten die Löwen keinen Treffer, Zagreb deren fünf. Beim 13:15 Zwischenstand keimte bei den wenigen Zuschauern bereits wieder etwas Hoffnung auf, besonders als Lovro Jotic der nach der ersten Hälfte nicht mehr für möglich gehaltene Anschlusstreffer zum 14:15 gelang. Nikolaj Jacobsen nahm eine Auszeit um seine Mannschaft aufzuwecken, doch Zagreb erzielte auch den fünften Treffer in Folge zum Ausgleich, ehe Mads Mensah nach fast zehn Spielminuten in der zweiten Hälfte das erste Tor der Gäste zum 16:15 erzielte. Nach nur einem Tor in zwölf Minuten ging Zagreb nach dem 16:16 durch Igor Vori beim 17:16 durch Josip Valcic sogar in Führung. Die Löwen verzettelten sich nach einer souveränen ersten Hälfte nun in Einzelaktion, leisteten sich leichtfertige Ballverluste und verloren besonders im eigenen Angriffsspiel völlig den Faden. Zlatko Horvat traf per Siebenmeter zum 18:16, beim Deutschen Meister klappte nun überhaupt nichts mehr, nur ein Tor in einer Viertelstunde, Zagreb dagegen ging mit 19:16 in Führung, ehe Nikolaj Jacobsen mit Alexander Petersson seinen wohl letzten Joker von der Bank brachte.

Das zweite Tor der Badener in der zweiten Hälfte erzielte ebenfalls Mads Mensah, doch Zagreb war nach einer schwachen ersten Halbzeit nun im Spiel, auch die wenigen Zuschauer unterstützten ihre Mannschaft nun lautstark, während die Löwen auch mit einigen Schiedsrichterentscheidungen zu kämpfen hatten, die eine Aufholjagt unmöglich machten. Beim 21:17 (47.) für Zagreb nahm Nikolaj Jacobsen erneut eine Auszeit, unerklärlich der Einbruch der Löwen in der zweiten Hälfte. Zehn Minuten blieben dem Deutschen Meister noch, um einen Rückstand von vier Treffern aufzuholen. Ein Doppelschlag von Groetzki und Ekdahl du Rietz verkürzte die Zagreber Führung auf 21:19, ehe Alexander Petersson zum 20:21 aus Sicht der Gäste traf. Nun unterbrach auch Zagrebs Trainer Silvio Ivandija den Torelauf der Löwen mit einer Auszeit. Ein Doppelschlag von Luka Sebetic brachte Zagreb in der Folge bis auf 23:20 in Führung, den Löwen lief nun die Zeit davon, zudem parierte Matevz Skok im Zagreber Tor gleich mehrmals prächtig. Nach dem 24:20 durch Vori hatten die Löwen noch fünf Minuten, zu wenig um noch die Wende zu schaffen, die Partie war entschieden, der Rest war Zagreber Jubel.

HC Prvo plinarsko drustvo Zagreb – Rhein-Neckar Löwen 25:21 (10:15)

HC Zagreb: Stevanovic, Skok (1); Eres, Vujic, Kontrec, Vori (5), Cingesar (1), Sebetic (3), Markovic (2), Horvat (3/1), J. Valcic (3), Jotic (3), T. Valcic, Mandalinic (2), Mirklavcic (2), Markoski

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Bauer; Schmid (3), Sigurdsson (1/1), Manaskov (5), Baena (1), Steinhauser (3), Mensah (4), Pekeler (1), Groetzki (1), Abt, Reinkind, Guardiola (1), Petersson (1), Ekdahl du Rietz (1)

Trainer: Silvio Ivandija – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Evgeny Zotin / Nikolay Volodkov (RUS)

EHF Beobachter: George Bebetsos (Griechenland)

Zuschauer: 6508

Strafminuten: T. Valcic (2) – Pekeler (2), Ekdahl du Rietz (2)

Siebenmeter: 1/1 – 2/1

Rhein-Neckar Löwen: Sigurdsson scheitert an Skok

Spielfilm: 2:2 (5.), 5:8 (12.), 8:11 (20.), 10:15 (HZ), 12:15 (35.), 16:16 (40.), 18:16 (45.), 21:17 (50.), 25:21 (EN)

Beste Spieler: Skok, Vori – Appelgren, Manaskov

Fotos: Jürgen Pfliegensdörfer