Veröffentlichung:

Gudmundsson: Melsungen ist Favorit

Löwen gastieren am Samstag in der Kasseler Rothenbach-Halle

Es gab Lob vom Gegner. Es gab Lob von Bundestrainer Martin Heuberger. Es gab sogar Lob von Stefan Kretschmar für die Rhein-Neckar Löwen. Der 30:25-Erfolg in Göppingen am vergangenen Sonntag hat ein positives Echo hervorgerufen.

Auch die Mannschaft ist von einer Euphorie beflügelt, versucht diese mit in das schwierige Auswärtsspiel am Samstag (19 Uhr) bei der MT Melsungen zu nehmen. Einerseits. Andererseits weiß das Team, dies auch alles richtig einzuordnen. Versichert zumindest Spielmacher Andy Schmid: „Wir lassen uns jetzt sicher nicht durch die Stadt tragen.“ Der Schweizer – in seiner dritten Saison bei den Rhein-Neckar Löwen – hat mit den Badenern schon einige Aufs und Abs erlebt, großartige Siege und peinliche Niederlagen. „Wir sind in den letzten Jahren schon ein paar Mal auf die Schnauze gefallen“, erinnert Schmid. Daher fordert er eine gewisse Demut, sich nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren, die Experten mal Experten sein zu lassen. „Gerade wir wissen aus der Erfahrung, dass wir gegen jeden Gegner Punkte abgeben können“, sagt Schmid, der am heutigen Donnerstag seinen 29. Geburtstag feiert.

Auch gegen die MT Melsungen – wie beispielsweise beim 30:30 im Hinspiel der vergangenen Saison in eigener Halle. Während Schmid die Favoritenrolle weder den Hessen noch dem eigenen Team zuschieben möchte, sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Melsungen ist für mich Favorit.“ Im Gegensatz zu den Löwen hatte sein Pendant Michael Roth mit dem Serben Nenad Vuckovic nämlich nur einen Spieler, der bei den Olympischen Spielen weilte. „Die sind daher schon viel eingespielter“, sagt Gudmundsson. Der Isländer, der wie fünf Löwen-Spieler in London war, sieht bei seinem Team zwar täglich Fortschritte in der Abwehr- und Angriffsarbeit, glaubt aber, dass es noch dauert, bis sein Team richtig eingespielt sein wird. „Wir arbeiten im Training sehr hart. Es gibt aber noch viel zu verbessern.“

Die Löwen haben bislang fünf von sieben Auswärtsspielen gegen Melsungen, das in der Kasseler Rothenbach-Halle antritt, gewonnen. Mit der Leistung aus dem Göppingen-Spiel sollte die Bilanz ausgebaut werden. „Wenn jeder die selbe Leidenschaft und die Einstellung auf das Parkett bringt, können wir solchen Probleme wie die fehlende Eingespieltheit übertünchen“, sagt Schmid. Sein Trainer, der weiterhin auf Patrick Groetzki verzichten muss, fordert eine ähnlich gute Abwehrarbeit wie vergangenen Sonntag und hofft erneut auf eine gute Torwartleistung. „Und wir dürfen vorne nur wenig Fehler machen“, merkt Gudmundsson an.

Denn Melsungen mag sich im Vergleich zu Standorten wie Kiel, Flensburg oder Magdeburg noch immer ein bisschen nach Handball-Provinz anhören, doch die MT startet heimlich, still und leise den Angriff auf die Europapokalplätze. Die Hessen, die sich in ihrer achten Bundesligasaison befinden und am Saisonende stets zwischen Platz 13 und 10 standen, haben sich erneut sehr gut verstärkt. Für die Abwehr kam aus Kiel Daniel Kubes, als Torwart neben dem Schweden Per Sandström (seit 2011 in Melsungen) sein junger, talentierter Landsmann Mikael Appelgren. Aus Lübbecke wechselte Malte Schröder, von den Füchsen Berlin der starke Rückraumspieler Jonathan Stenbäcken – der fünfte Schwede im MT-Kader. „Melsungen hat eine tolle Mannschaft, hat sich gegenüber der letzten Saison nochmals gut verstärkt“, lobt Gudmundsson. Im Rückraum sind die Hessen, die vergangene Saison furios starteten, mit Vuckovic, Patrick Fahlgren, Alexandros Vasilakis oder Grigorios Sanikis bestens aufgestellt.

Das Ziel der Hessen, bei denen der Ex-Nationaltorwart  Axel Geerken (zuvor VfL Gummersbach) als Geschäftsführer aktiv ist, ist ein einstelliger Tabellenplatz – was sie bislang noch nie erreicht haben. Mancher Experte traut Melsungen sogar diese Saison schon den Sprung in den EHF-Pokal zu. Immerhin erkämpfte sich die MT am vergangenen Freitag in Großwallstadt zum Auftakt ein 23:23. Und auch Gudmundsson lobt: „Bei denen ist alles möglich, sie können auch einen Europapokalplatz schaffen.“