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Handball-Nationalmannschaft: Löwen-Kreisläufer Hendrik Pekeler ist bereit zu mehr (RNZ)

Bei der EM bekommt Pekeler die Gelegenheit, sich nachhaltig auf internationalem Terrain durchzusetzen.

Wenn sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft in den Vorjahren zu einem Turnier aufmachte, stellten die Rhein-Neckar Löwen immer einen beachtlichen Block. Im vergangenen Jahr waren es drei Akteure, doch weil sich Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki verletzt abmeldeten und Stefan Kneer aus dem Kader gestrichen wurde, wird Hendrik Pekeler der einzige Löwe sein, der bei der Europameisterschaft in Polen das deutsche Trikot trägt. Während der Kreisläufer bei den Badenern nur in der Deckung eingesetzt wird, bekommt er in der DHB-Auswahl mehr Verantwortung übertragen.

„Das ist genau das, was ich will. Ich möchte auch vorne spielen“, sagt Pekeler, der bei Dagur Sigurdsson in den Testspielen vor dem EM-Auftakt am kommenden Samstag gegen Spanien die erste Option am Kreis war. Die deutlich größere Belastung im Vergleich zu den Partien bei den Löwen, wo er sich auf der Bank ausruhen kann, wenn die eigenen Angriffe laufen, nimmt er gerne in Kauf. Bei der EM bekommt Pekeler die Gelegenheit, sich nachhaltig auf internationalem Terrain durchzusetzen.

Es bestand viele Jahre lang kein Zweifel daran, dass der baumlange Pekeler die Fähigkeiten hat, sich auf höchsten Niveau zu behaupten. Verletzungen und der Ruf, nicht professionell genug zu arbeiten, standen ihm aber im Weg. Immer noch hängt ihm in Handballer-Kreisen nach, dass er in der Saison 2009/10, als er beim THW Kiel unter Vertrag stand, einmal die Abfahrt zu einem Auswärtsspiel verpasste. Bei Trainer Alfred Gislason stand der damals 18-Jährige fortan auf dem Abstellgleis – und der Ruf als schlampiges Talent war zementiert.

„Das ist alles lange her. Ich denke, ich habe mittlerweile gezeigt, dass ich sehr fokussiert auf meinen Sport bin“, sagt Pekeler. Erfolgreich arbeitete der inzwischen 24-Jährige in der jüngeren Vergangenheit daran, die Prognosen zu erfüllen, die vor dem Eklat in Kiel aufgestellt worden waren. Pekeler hatte im Junioren-Alter herausragende Leistungen gezeigt, so dass dem Holsteiner eine große Laufbahn als Profi vorausgesagt wurde. Die Voraussetzungen sind beachtlich, denn trotz seiner für einen Handballer vorteilhaften Größe von 2,03 Metern ist Pekeler schnell auf den Beinen und stark genug, um in der Abwehr im Innenblock agieren zu können. „Hendrik hat sehr gute Voraussetzungen“, lobt Nationaltrainer Dagur Sigurdsson.

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Patrick Wiencek (THW Kiel, Kreuzbandriss), der zuvor die Nummer eins am Kreis der DHB-Auswahl war, wartet auf Pekeler eine andere Rolle als vor einem Jahr bei der WM in Katar. „Mir ist bewusst, dass ich mehr Spielanteile bekommen werde“, sagt der Rhein-Neckar Löwe. Mit Jannik Kohlbacher (HSG Wetzlar) und Erik Schmidt (TSV Hannover-Burgdorf) stehen zwei weitere Kreisläufer im deutschen Kader, doch Pekeler ist die erste Option im Angriff.

Von Michael Wilkening