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Junglöwe Jonas Maier – Jugendeuropameister (BB)

Karlsruhe (esch) Bei den Rhein-Neckar-Löwen steht ab der kommenden Saison ein Rohdiamant unter Vertrag, der seine Entwicklung zur Jugendnationalmannschaft in der Talentschmiede des Bundesligisten genommen hat. Die Rede ist von Jonas Maier, dem jungen Torhüter, der in Schwetzingen 1994 das Licht der Welt erblickte. Aufgewachsen ist er in Plankstadt. Da sein Vater Thomas Fußball spielte, war es eine logische Folge, dass er zunächst einmal der größeren Kugel den Vorzug gab und seinem Vater nacheiferte. Doch dann wechselte er zu einer anderen Sportart über. „Als der Vater meines Freundes, der Handball spielte, eine Jugendmannschaft als Trainer übernahm, wollte sein Sohn bei seinem Vater spielen. Ich bin einmal mitgegangen und habe mir das Training angesehen und war von Anfang an von diesem Sport begeistert, dass ich mich entschloss mit dem Fußball aufzuhören, um ab sofort Handball zu spielen.“ Somit begann seine Karriere bei der TSG Plankstadt allerdings nicht auf der Position, die er heute so exzellent beherrscht. Jonas hatte zwar auch im Fußballtor gespielt und war damit prädestiniert auch im kleineren Tor sein Können zu beweisen, aber wollte eigentlich viel lieber im Feld spielen. So einigte man sich im ersten Jahr, dass er einmal im Tor, einmal im Feld auflaufen durfte. Ab der D-Jugend legte er sich auf das Tor fest und nahm, wie man inzwischen weiß, eine vorzügliche Entwicklung. Im ersten Jahr der C-Jugend erreicht Jonas mit seinem Verein das Halbfinale um die badische Meisterschaft und traf dort auf das Nachwuchsteam der SG Kronau/Östringen. Zwei Wochen danach meldeten sich SG Trainer Inze und der sportliche Leiter Rolf Bechtold bei Familie Maier, um einen Wechsel nach Kronau einzuleiten. Jonas sieht das heute so: „Mir wurde schnell klar, dass ich nach Kronau wechseln musste, wenn ich meine Ziele verwirklichen wollte, einmal vielleicht sogar in der Bundesliga spielen zu dürfen.“

Auf die Frage, wie sein alter Verein diesen Wechsel aufgenommen hatte, antwortete er: „Für viele war es ein Dorn im Auge, weil ich ausgerechnet zu Kronau/Östringen gewechselt bin. Ich glaube es ist am Anfang keinem leicht gefallen mich gehen zu lassen, aber im Nachhinein ist es vielen klar geworden, dass es für mich keine andere Möglichkeit gegeben hat, mich weiter zu bilden. Plankstadt konnte eben das nicht bieten, was ich im Leistungszentrum in Kronau vorfand. Wenn ich heute mit Verantwortlichen von der TSG zusammen komme, schmunzeln wir über die ernste Situation, die sich damals ergeben hatte.“

Jonas nahm die Möglichkeiten, sich im Leistungszentrum in Kronau entwickeln zu können, wahr ohne dort im Internat zu landen. Für ihn war es wichtig, weiter bei seinen Eltern zu bleiben, zumal er nur zwanzig Minuten vom Trainingszentrum entfernt zuhause ist. Gleich im ersten Jahr gewann er mit der C-Jugend der SG der badischen Meistertitel und holte sich auch danach mit seinem Team die erstmals ausgeschriebene Meisterschaft von Baden-Württemberg. Jonas verbesserte sich ständig und wurde auch die die Auswahlmannschaft des BHV berufen. Allerdings wäre diese Entwicklung fast schief gegangen. „Ausgerechnet zum Sichtungstermin war ich verletzt, wurde dann aber zum ersten Training der Auswahl doch eingeladen. Ich habe aber anscheinend einen guten Eindruck hinterlassen, dass ich in den Kader der BHV-Auswahl aufgenommen wurde.“ Als dann von Seiten des DHB die Sichtung des Jahrganges 1994 anstand, war auch Jonas Maier mit dem Team Baden dabei. „Ich habe mich lange und gezielt auf die Sichtung vorbereitet, um bei der Sichtung ja einen guten Eindruck zu hinterlassen“, erinnert er sich. „Es war schon immer ein Traum für mich gewesen, einmal den Adler auf meinem Trikot tragen zu dürfen und im Kader für die Nationalmannschaft zu stehen. Das ist mir dann anscheinend auch geglückt, denn ich wurde zur nächsten Sichtung in Glinde eingeladen.“ Dass er mit diesem „Team 94“ einmal einen phänomenalen Erfolg bei der Europameisterschaft 2012 erringen würde, gehörte für ihn vor zwei Jahren noch ins Reich der Träume. Der Plankstadter Junge hat die Möglichkeiten, die ihm im Leistungszentrum der Rhein-Neckar-Löwen geboten wurden genutzt und hat immer fleißig an sich gearbeitet. Bei allem Sport hat er aber auch seine schulische Entwicklung nicht aus den Augen verloren. Jonas wird alles daran setzen, im kommenden Schuljahr sein Abitur am Wirtschafts-Gymnasium der Carl-Theodor-Schule in Schwetzingen erfolgreich abzulegen. Er meinte dazu: „Dies ist für mich ein weiteres wichtiges Ziel, das Abitur im nächsten Jahr zu bestehen. Ich habe neben dem Sport sehr viel Zeit für das Lernen aufgewendet und möchte nicht, dass dies umsonst war. Mir ist Schule sehr wichtig, denn mir ist es wichtig ein zweites Standbein aufzubauen. Man weiß ja nie, ob man sich im Sport verletzt oder man erkrankt und dann ist man auf das zweite Standbein angewiesen.“ Es war für Jonas nicht immer leicht Schule und Leistungssport effektiv zu verbinden. Gerade im letzten Jahr war er durch viele Lehrgänge und Länderspiele der Nationalmannschaft oft unterwegs und musste sehr oft in seiner Freizeit den verpassten Stoff nacharbeiten. Wie aber nehmen das seine Klassenkameraden auf? Jonas antwortete: „Bei manchen ist ein gewisser Neid zu erkennen. Ich bin mit dieser Sache immer mit jedem offen umgegangen. Jeder, der meinte damit ein Problem zu haben, hatte Gelegenheit mit mir offen darüber zu reden. Manche verstanden es eben anfänglich nicht, dass sie in der Schule sitzen mussten, während ich beim Sport weilte. Sie verstanden es aber auch nicht, dass der Druck eigentlich bei mir lag. Wenn ich weg war, wie jetzt während der Europameisterschaften, musste ich den Stoff aufarbeiten, Arbeiten nachholen und wieder viel Freizeit opfern.“ Die deutschen Jugendspieler, die dem DHB-Kader angehören erfahren vom Verband eine sogenannte „Eliteförderung“, was bedeutet, das keine geringeren als Heiner Brand und Wolfgang Sommerfeld sich um die schulischen Belange kümmern, mit den Schulen direkt über Lösungsmöglichkeiten reden.  Dadurch hat er auch viel Unterstützung von der Schule erfahren, ohne die er diesen Aufwand nie betreiben könnte.  Unterstützung erfährt Jonas auch von der SG Kronau/Östringen, in dem er sich bei schulischen Problemen an die Lehrkräfte, die für das Internat zuständig sind, wenden kann.  Im Leistungszentrum konnte das Torwarttalent auch alle Einrichtungen nutzen, wie Kraftraum, Physiotherapie oder spezielles Torwarttraining durch Kolpak, Hamza Catak oder nun Thomas Svensson. Dennoch gibt er zu bedenken: „Schule ist ein sehr heikles Thema. Ich weiß, dass man es schaffen kann. Man muss dafür aber viele Dinge aufgeben. Wenn die Freunde weggehen, muss man eben darauf verzichten, weil man lernen muss, Training oder ein Spiel hat, vielleicht sogar zu Nationalmannschaft muss. Ich für mich verfolge ein Ziel und für dieses Ziel muss ich eben auch Abstriche machen, die ich aber einfach auch hinnehme. Es ist nicht ganz einfach, sich zu überwinden, Hausaufgaben zu machen, auf die nächste Arbeit zu lernen, während die Kameraden an den Baggersee gehen. Wenn man wie ich seinem Ziel näher kommt, dann geht das selbstverständlich auch leichter.“

Was macht eigentlich der Leistungssportler Maier, wenn er sich nicht mit der Harzkugel beschäftigt? „Oft bin ich einfach zu müde, dass ich gerne zu Bett gehe, um mich auszuschlafen. Meistens nutze ich aber die Zeit, um mich mit meinen Freunden zu beschäftigen, da ich unter der Woche ja keine Zeit habe. Ich kann dann vom Handball abschalten, wenn ich mit meinen Freunden Späße machen, mit ihnen reden kann oder andere Aktivitäten gemeinsam mit ihnen unternehme“.

Es gibt allerdings zwei Dinge, die dem Jugendeuropameister im Gespräch mit dem Boulevard-Baden wichtig erschienen. So hat es für ihn eine besondere Bedeutung, dass  sein „Sandkastenfreund“ Kai Dippe ihm zu den Junglöwen gefolgt ist und somit wieder mit ihm in einer Mannschaft spielt. „Kai Dippe und ich sind schon seit langer Zeit gute Freunde, da wir Nachbarn waren, bis er vor kurzem nach Schwetzingen gezogen ist. Früher sind wir durch dick und dünn füreinander gegangen, wir haben fast alles zusammen gemacht. Klar haben wir auch mal um das Bobbycar oder die Schippe gestritten, uns sogar geschlagen, so dass so manche Träne geflossen ist. Aber eine Stunde danach haben wir uns wieder lieb gehabt und haben uns wieder in die Arme genommen. Als er dann von Schwetzingen zur SG gewechselt ist, hatte ich auch einen Nutzen davon. Da er ein Jahr älter ist als ich und früher den Führerschein erwarb, hat mich immer zum Training mitgenommen. Inzwischen habe ich selbst den Führerschein und auch ein eigenes Auto, so dass ich mich bei auch revanchieren kann.“

Im Augenblick beschäftigt sich Jonas noch mit einer Situation, von der er noch nicht sagen kann wie sie seine weitere Laufbahn beeinflussen wird. Ab der kommenden Runde steht er bei den Rhein-Neckar-Löwen unter Vertrag und wird dort hinter den Weltklassetorhütern Landin und Stojanovic die Nummer drei sein. Seine Gedanken zu dieser neuen Herausforderung fasst er so zusammen: „Wenn man zu Kronau wechselt und die Profis dann auch noch das erste Mal trainieren sieht, so nahe an ihnen dran ist, dann ist es der ganz große Traum eines jeden jungen Spielers der SG, auch einmal Teil dieser Mannschaft zu sein. Als dann die ersten Gespräche mit Thorsten Storm stattgefunden hatten, spürte ich, dass mein Traum in Erfüllung gehen konnte. Ich bin stolz und glücklich zugleich, dass ich ein Teil dieser Mannschaft werde.“  Er fügte noch hinzu: „Ich kann es mir nicht besser vorstellen, da ich in einer sehr guten Profimannschaft im Kader bin und von zwei so großartigen Torhütern mir so viel abschauen und von ihnen lernen kann. Zudem habe ich mit Svensson einen super Torwarttrainer. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und werde meine Einsatzzeiten im Team der Dritten Liga bekommen.“.

Am Ende des Gespräches mit dem Boulevard-Baden erklärte Jonas dann noch, was er über folgende Personen denkt.

Thomas Svensson: „Er ist inzwischen ein Ziehvater für mich. Ich habe ihn in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, ins Herz geschlossen. Mit seiner skandinavischen Art, die mir besonders gut liegt, hat er bei mir alle Sympathien getroffen und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm. Thomas ist auf seine Art eine Respektperson, die schon viel erlebt hat und weit herumgekommen ist. Er hat früh in Schweden angefangen, war dann lange Zeit in Spanien und kam schließlich nach Deutschland. Er kann viele Geschichten erzählen über seine Erfolge und Erfahrungen.“

Gudmundur Gudmundsson: „Er ist außerhalb eine sehr ruhige Person, die aber am Spielfeldrand schon einmal zum isländischen Vulkan werden kann. Er ist aber ein sehr ruhiger Trainer, mit dem der eine oder andere seine Schwierigkeiten hat. Für mich ist seine Art ein Vorteil, denn ich versuche im Training mehr zu geben, in der Hoffnung ihm doch ein Lächeln abringen zu können.“

Pitti Petersen: „Pitti ist für mich einer der besten Trainer, die ich in meiner jungen Laufbahn erlebt habe. Er war am Anfang nicht so von mir überzeugt. Mir ist allerdings gelungen, ihm durch meine stetige Verbesserung im DHB Team und im Verein, meine guten Seiten zu zeigen. Ohne ihn wäre es sicherlich nicht möglich gewesen, den Europameistertitel zu erringen. Wie er uns da eingestellt hat, das war echt der Wahnsinn.“

Mama und Papa Maier: „Papa und Mama, das sind die liebsten Menschen, die es für mich gibt. Papa und Mama sind die besten, die es gibt. Sie haben mich bislang in allem unterstützt, egal ob im Handball oder in der Schule, sie waren immer hinter mir gestanden. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, was ich bislang erreicht habe.  Hier möchte ein großes Dankeschön an Mama und Papa richten.

Mein Bruder: „Da gab schon mal die eine oder andere Auseinandersetzung. Mein Bruder ist die Person, die anscheinend nicht so damit klar kommt, dass ich in der letzten Zeit so viel Erfolg gehabt habe. Das tut mir allerdings sehr leid. Ich habe versucht mit ihm darüber zu reden. Nun hoffe ich, dass sich unsere Beziehung etwas entspannen kann. Ich habe auch meinem Bruder soviel zu verdanken. Ohne ihn würde ich heute nicht dastehen, wo ich jetzt bin.“

Im Gespräch mit Jonas Maier hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Europameisterschaft den jungen Mann verändert hat. Er wird von allen Seiten gelobt und ist für viele Fans schon ein kleiner Star geworden. Der Plankstadter Junge ist aber mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Immer freundlich und offen bei seinen Antworten, egal ob man ihn auf die Nationalmannschaft, die Zukunft bei den Löwen oder auf den privaten Bereich anspricht. Es ist ihm zu wünschen, dass er von Verletzungen verschont bleibt und sich weiter so entwickeln kann, wie er sich das erhofft.