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Heimspiel in der Sauna (Allgemeine Zeitung)

FESTTAG Löwen fühlen sich in der Hitze der Wonnegauhalle wohl

Löwenschau im Wonnegau. Geschaut wurde, gestaunt wurde, geschwitzt wurde, gefeiert wurde, und prima Handball gespielt wurde auch noch. Einen Tag lang lag die Wonnegauhalle im wahrsten Wortsinne völlig in der Hand der Handballer. Dank ihres neuen Hauptsponsors TimePartner durften die Rheinhessenliga-Handballer der TG Osthofen als „Appetitanreger“ für die neue Saison den badischen Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen zum Tanz bitten. Etwa 1 100 Zuschauer erlebten ein perfekt inszeniertes Handball-Fest. Keiner dürfte sein Kommen bereut haben – auch wenn der aus allen Nähten platzende, restlos ausverkaufte Wonnegauer „Handball-Tempel“ am heißesten Tag des Jahres gefühlte 45 Grad hatte.

„Was macht man nicht alles, damit sich Löwen heimisch fühlen“, nahm TGO-Herren-Ressortleiter Carsten Eckelmann stellvertretend für die gut fünfzig fleißigen Helfer die Sauna-Temperaturen von der spaßigen Seite. Schließlich seien Löwen in Afrika zu Hause. Dort ist es bekanntlich – genau – heiß! So wurde auf den Rängen mit Programm-Heften Luft gewedelt, was das Zeug hielt. So richtig auf den Siedepunkt zu bewegte sich das Publikum, als die „kleinen“ Wonnegauer Löwen und die „großen“ Rhein-Neckar Löwen aus dem in Nebelschwaden und bunte Strahlen einer Lichtorgel gehüllten Halleneingang in Rudeln zum „Löwenduell“ aufs Parkett stürmten. „Eine geniale Atmosphäre“, fand Vorsitzender Helmut Graf von Moltke. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Halle jemals so voll war.“ Selbst in den Ecken der Halle standen die Fans dicht gedrängt. Etwas Besonderes lag in der schwülen Luft.

Und Besonderes boten die 35 Akteure dem Publikum auch vom Beginn weg. Bis in die Mähnen inspirierte Badener legten sich mächtig ins Zeug. So ein majestätisch daher schlendernder Löwe will ja gleich mal zeigen, wer der Platzhirsch ist. Kreisläufer Bjarte Myrhol zum Beispiel. Wer von weit her aus Norwegen kommt, hat natürlich viel „Appetit“ mitgebracht. Neun Tore von Myrhol, acht Treffer des Rechtsaußen Marius Steinhauser, sechs des Linksaußen Denni Djozic, ebenfalls sechs Buden des Spielmachers Andy Schmid und sogar drei Treffer von Oliver Roggisch, dem Abwehr-Chef der Deutschen Handball-Nationalmannschaft. 46:26 lautete das Resultat für den Bundesligisten, das am Ende auf der Anzeigetafel stand. Aber war das so wichtig?

„Nicht wirklich“, meinte Frank Herbert. „Aber ein bisschen schon“, gestand der neue Trainer der TG Osthofen doch ein. „Für mich war es bedeutsam, dass wir den Zuschauern etwas zeigen.“ Und was sie da zeigten, die Wonnegauer Löwen: Marius Stumm und Florian Reichelt „donnerten“ aus dem Rückraum aus allen Rohren. Die Linksaußen Julius Liebisch und Lucas Pfaff glänzten mit pfiffigen Einlagen. Und für Kreisläufer Manuel Pfaff gab’s trotz einiger Hiebe von Roggisch auf die Pranken auch noch drei Tore zu bejubeln. „Ein tolles Spiel und eine herausragende Werbung für den Handballsport in unserer Region“, resümierte Frank Herbert nach der Schlusssirene.

Schluss war da aber noch lange nicht. Denn bevor die Teams inklusive Trainer und Betreuerstab draußen im vor der Wonnegau-Halle aufgebauten VIP-Zelt bei fetziger Disco-Musik und Rheinhessenwein gemeinsam zu Abend aßen, hatten die kleinsten Handballfans noch ihren großen Moment. Der neunjährige Max Müller aus Osthofen etwa, der von seinem Papa Nico („Na geh‘ ruhig mal hin, der beißt schon nicht“) zu Oliver Roggisch geschickt wurde. Um den Nationalspieler bildete sich binnen kürzester Zeit eine Traube junger Fans. Alle Autogramm-Wünsche – selbst die ausgefallensten – wurden vom über zwei Meter großen Abwehrriesen („Jeder kommt dran“) mit stoischer Ruhe erledigt. Und so durfte wirklich jeder Fan eine kleine Kostbarkeit mit nach Hause nehmen.

Von Jürgen Jaap