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Löwen jagen weiter

Heidelberg. Für die Rhein-Neckar Löwen endete das Final Four in Köln feierlich. Na ja, zumindest für einen. Richtig: Gemeint ist Uwe Gensheimer, das Eigengewächs, der Liebling der badischen Fangemeinde. Der Kunstschütze mit dem „Gummi-Handgelenk“ wurde ausgezeichnet, belohnt für sage und schreibe 118 Tore, die er in dieser Champions-League-Saison erzielt hat. Besser war keiner: „Gensel“ ist Europas „Ballermann“ Nummer eins. Zur Belohnung gab es den „Goldenen Ball“. Hört sich bombastisch an, ist es aber nicht wirklich. Denn spätestens auf den zweiten Blick erkannte man, dass es sich eigentlich umeinen gewöhnlichen Handball handelt. Einen, den auch jeder der gefühlt 1.000 Journalisten, die in Köln im Einsatz waren, als Begrüßungsgeschenk überreicht bekam. Gut, er war gold-blau und nicht gelb-blau, aber sonst? Selbst die Marke war gleich. Thorsten Storm, der Manager der Löwen, fand’s zum Schmunzeln. Einen zitierfähigen Kommentar verkniff sich der Macher jedoch.

Hängen bleiben wird aber auch bei ihm ein gigantisches Wochenende in der Domstadt. Das Gipfeltreffen der Königsklasse hatte Eventcharakter. Es war eine zweitägige Party. Auf und abseits der Platte. Doch nun ist es Geschichte und der Handball dreht sich weiter. Für die Löwen noch rund eine Woche. Morgen um 20.15 Uhr kommt Friesenheim, am Samstag heißt die letzte Ausfahrt dann Lemgo (16.30 Uhr). Zwei Siege sollen her. Und möglichst noch ein Patzer von Berlin, dem direkten Konkurrenten um den dritten, den Champions-League-Platz. Storm sagt: „Es ist nie gut, wenn man auf andere angewiesen ist, wichtig ist aber, dass wir unsere Arbeit machen und da_ mit die Vorraussetzungen schaffen, vielleicht doch noch Dritter zu werden.“

Klingt logisch, allein die Umsetzung könnte etwas komplizierter werden. Die Akkus sind leer, die Köpfe auch – gute Vorzeichen sind das nicht. Und natürlich ist da auch noch die Enttäuschung, der Ärger über die erneut verpasste Titelchance. Storm sieht das Ganze – nach zwei Nächten Schlaf – ein wenig anders, differenzierter: „Der Titel, sprich das Finale, war sicher drin. Andererseits war es nicht zu erwarten, dass man die Champions League gleich auf Anhieb gewinnt“, erklärt er.

Beim nächsten Angriff auf die europäische Krone werden einige fehlen: Kasa Szmal, Grzegorz Tkaczyk (beide Kielce), Olafur Stefansson, Gudjon Valur Sigurdsson (beide Kopenhagen) verlassen den Klub. Morgen wird es Zeit Abschied zunehmen. „Wir werden uns von ihnen, aber natürlich auch von Marcus Rominger, der tolle Spiele für uns gemacht hat, im Rahmen des Friesenheim-Spiels entsprechend verabschieden, das ist doch klar“, verrät Storm.

Auch der Kader für die neue Saison nimmt Formen an – allerdings weniger schöne: Auf Halbrechts deutet nämlich alles auf eine Dreifachbesetzung hin. Wie die RNZ aus sicherer Quelle erfahren hat, stehen mit Michael Müller, Krzysztof Lijewski und Steffen Weinhold (TV Großwallstadt) derzeit drei Linkshänder unter Vertrag. Weinhold? Ja, Weinhold! Da es bis vor kurzem als sicher galt, dass Lijewski nach Kopenhagen wechselt, haben die Löwen reagiert, bevor der Markt nichts mehr hergibt. Aktuell wird demnach versucht, einen von der Gehaltsliste zu bekommen. Bislang vergebens.

Von Daniel Hund

 31.05.2011